Sexismus im Sport: Kritik an Olympia-Outfits von Nike – "Meine Vulva schaut heraus"

Sexismus im Sport

Die neuen Olympia-Bodysuits für die US-Läuferinnen sind im Gegensatz zu den Outfits für die Männer ziemlich freizügig. Nike muss sich daher Sexismusvorwürfen stellen. Zurecht, findet unsere Autorin.

“Profi-Sportlerinnen sollten sich nicht sorgen müssen, ob ihr Schambereich zu sehen ist”, schreibt eine Social-Media-Nutzerin. “So werden die Sportlerinnen eher als Sexobjekte betrachtet anstatt als Sportlerinnen, die für ihr Land antreten”, gibt ein anderer Nutzer zu bedenken. Ein weiterer Kommentar merkt sarkastisch an, “Wenn dir der Stoff ausgeht, nachdem du das Männeroutfit entworfen hast.”

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Im Netz wird schon seit einiger Zeit kontrovers über das Design der neuen Bodysuits für die US-Leichtathletinnen diskutiert. Sie sind knapp, hauteng und mit einem extra hohen Beinausschnitt versehen. Die Sportmarke Nike muss sich daher Sexismusvorwürfen stellen – und das zurecht.

Sexismus im Sport? Deswegen ist Nike auf dem Holzweg 

Würden die gleichen Regeln für alle gelten, dann sehe die Sache noch einmal anders aus. Dann könnte man vielleicht ein Auge zudrücken. Aber Fakt ist ja, dass Frauen schon immer mit sexistischen Kleiderregeln im Profi-Sport zu kämpfen haben. Egal ob knappe Bikinihosen beim Beachvolleyball oder kurze Röcke beim Tennis. Diese Ungleichheit spiegelt sich nun auch in den Designs von Nike wider. Denn während die Frauen leichtbekleidet laufen sollen, wird das von den Männern nicht erwartet. Das Pendant für sie besteht aus Shorts, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichen und einem passenden Tanktop.

Nike rechtfertigt das Design. Der hohe Beinausschnitt erlaube den Sportlerinnen, eine Top-Performance hinlegen zu können. Außerdem sei der Bodysuit nur eine von knapp 50 verschiedenen Optionen. John Hoke, Designer und Chief Innovation Officer bei Nike, erklärte gegenüber “New York Times”, dass die beiden präsentierten Trikots lediglich zwei der vielen verfügbaren Styles darstellen, die Athlet:innen bei den Olympischen Spielen tragen können. Es gäbe also keinen Grund zur Aufregung, denn alle, die in Paris dabei sind, könnten selbst entscheiden, ob sie den Anzug oder ein anderes Teil der Kollektion tragen.

Bündelung patriarchaler Kräfte in einem Outfit 

Die Kritiker:innen lassen sich so leicht jedoch nicht zufriedenstellen. Denn vor dem Hintergrund, dass Sexismus im Profi-Sport schon lange ein Problem darstellt, wäre es im Jahre 2024 durchaus erfrischend, gar nicht erst auf die Idee zu kommen, ein solches Outfit vorzustellen. Das gibt auch die US-amerikanische Läuferin Lauren Fleshman zu bedenken. Sie kritisiert, dass schon die Entscheidung, besonders freizügige Outfits zu bewerben, problematisch sei. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen hat das Design ein Mann für eine Frau entworfen – ohne auf ihre Bedürfnisse zu achten. Wo ist beispielsweise das Mitspracherecht der Läuferinnen, die über Tragekomfort und Passform urteilen könnten?

Zum anderen degradieren sexistische Kleiderregeln den Frauensport, indem sie implizieren, dass der Sport nur dann spannend ist, wenn die Sportlerinnen in sexy Outfits gegeneinander antreten. Dem stimmt auch Fleshman zu. In ihrem Instagram-Posting beschreibt sie das knappe Nike-Outfit als “ein Kostüm, das aus patriarchalischen Kräften entstanden ist, die weder erwünscht noch notwendig sind, um den Frauensport populärer zu machen”.

Alle Jahre wieder 

Der Diskurs ist für Frauen ermüdend, denn es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Erst letztes Jahr wurde die All-White-Regel für das berühmte Tennisturnier in Wimbledon geändert, die Frauen dazu aufforderte, neben den weißen Outfits auch weiße Unterwäsche zu tragen. Erst nachdem Tennis-Profi Alicia Barnett anmerkte, dass diese Regelung während der Periode ziemlich belastend sei, wurde die All-White-Regel gelockert. Zudem protestierte 2021 die norwegische Beachvolleyball-Nationalmannschaft gegen die Kleiderordnung bei der EM. Die Frauen weigerten sich in knappen Bikinihosen anzutreten und kamen stattdessen in Shorts. Das sind nur zwei Vorfälle der letzen Jahre, die man auf dem Schirm hätte haben können.

Vielleicht wäre es eine Idee, Frauen mit einzubeziehen und das durch bisherige Proteste Erreichte direkt mitzudenken. Dann müssten wir nicht jedes Mal gefühlt wieder bei null anfangen. Ich frage mich wirklich, wie oft uns das noch passieren muss. Und schließe daraus, dass die entscheidungstragenden Personen vermutlich Männer sind, die sich wenig (bis gar nicht) mit der weiblichen Realität befassen und denken “Ja, das ist eine gute Idee – so machen wirs!” Kleiner Tipp: Befragt doch nächstes Mal einfach eine Frau dazu, vielleicht sogar mehrere.

Verwendete Quellen: instagram.com, zdf.de, nytimes.com, tagesspiegel.de, watson.ch

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