Immer mehr Sexarbeiterinnen arbeiten illegal in Privatwohnungen

immer mehr sexarbeiterinnen arbeiten illegal in privatwohnungen

Rund 2.200 Prostituierte arbeiten offiziell in Wien. Die Zahl der Illegalen ist unbekannt

Im Prostitutionslokal in Rudolfsheim-Fünfhaus sitzen beim Besuch des KURIER am Mittwochabend vier Damen und warten auf Kunden.

Das Etablissement ist gepflegt, in jedem Zimmer gibt es eine geräumige Dusche, die Bettlaken sind reinweiß, werden täglich von einer Reinigungsfirma ausgetauscht. So sollten Prostitutionslokale in Österreich eigentlich aussehen. Die Realität ist aber anders.

Während des KURIER-Lokalaugenscheins betritt kein Kunde das Lokal. Viele entscheiden sich gegen den legalen käuflichen Sex und gehen zu illegalen Prostituierten in Privatwohnungen, schildert der Lokalbetreiber. „Das wird immer mehr.

Die Gefahren sind dem Betreiber bewusst

Die Frauen kommen mit sogenannten ,Loverboys‘ (eine Mischung aus Liebhaber und Zuhälter, Anm.) aus Osteuropa. Sie müssen einen Großteil ihres Geldes an die Männer abgeben. Sie machen es trotzdem, weil sie es teilweise nicht besser wissen. Das ist gefährlich“, erklärt er weiter.

Der Dreifachmord an Prostituierten in Wien-Brigittenau zeigte nun, wie verletzlich und ausgeliefert die Sexarbeiterinnen Gewalttätern sind. Ein Asylwerber soll drei Asiatinnen erstochen haben. Das Lokal wurde zwar legal betrieben, ein Security oder Betreiber waren aber nicht anwesend. Das ist in dem Lokal im 15. Bezirk anders, hier wird auf die Sicherheit der Frauen und auch der Kunden großer Wert gelegt, denn die Gefahren sind dem Betreiber bewusst.

Ausgeliefert

Gewalttätige Vorfälle mit Freiern – immer häufiger mit Asylwerbern – gibt es sowohl laut Ermittlern, als auch laut Lokalbetreibern viele. Zahlen gibt es keine, weil Frauen, die illegal arbeiten, die Täter nicht anzeigen, um nicht selbst ins Visier der Ermittler zu geraten. Zudem geht für sie auch von den „Loverboys“ eine Gefahr aus, denn oft halten die sie mit Gewalt in der illegalen Prostitution.

Seit der Corona-Pandemie, als legale (Rotlicht-)Lokale geschlossen bleiben mussten, boomt die Wohnungsprostitution wieder. Ferienwohnungen werden zu Bordellen. Betreiber legaler Lokale haben dieser Methode den Kampf angesagt. Man will die illegale Konkurrenz loswerden.

Sobald die Betreiber erfahren, wo eine solche Wohnung ist, schicken sie verdeckt Mitarbeiter hin und filmen mit. Die Beweise werden der Polizei weitergeleitet. „Oft passiert dann aber nichts, was wir nicht nachvollziehen können“, erklärt der Lokalbetreiber. Das Problem der Ermittler ist, dass ein Beweis, der von Dritten festgehalten wurde, nicht ausreicht.

Die Polizei muss selbst verdeckt ein Scheingeschäft vornehmen, bevor sie einschreiten kann. Das bedeutet viele Überstunden. Wie der KURIER von Ermittlern erfuhr, ist der bürokratische Aufwand groß. Abgesehen davon, lassen sich die „Loverboys“ von den Strafen oft nicht beeindrucken. Man mietet einfach die nächste Wohnung.

Neue Offensive

Die Betreiber legaler Lokale kritisieren, dass die Strafen zu gering wären. „Wenn bei uns kontrolliert wird, wird jedes defekte Licht für einen Notausgang und andere Kleinigkeiten bestraft. Da kommt schnell viel Geld zusammen. In den Wohnungen bezahlen die Frauen aber nur 400 Euro Strafe“, bekrittelt der Lokalbetreiber.

Die Polizei kontert, dass Strafen für illegale Wohnungsprostitution immer an die 1.000 Euro betragen und auch viel kontrolliert wird. Mehr als 200 Wohnungen hat die Polizei pro Jahr im Visier. Die Strafen zu kassieren sei aber schwierig, denn die Frauen haben meist keine Meldeadressen in Wien.

Nach dem Dreifachmord in der Brigittenau kündigte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) nun verstärkte Kontrollen an und wie der KURIER erfuhr, sollen auch mehr Überstunden genehmigt werden, um schneller reagieren zu können.

Der Kampf gegen Wohnungsprostitution ist auch einer gegen Menschenhandel: Ein Großteil der Frauen aus dem Osten wird gezwungen zu arbeiten, weswegen die Polizei auch eng mit Behörden im Ausland und dem Bundeskriminalamt zusammenarbeitet.

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