Der Peak ist vorbei – Stehen Social Media vor dem Kollaps?

der peak ist vorbei – stehen social media vor dem kollaps?

FILE PHOTO: Former U.S. President and Republican candidate Donald Trump makes a keynote speech at a Republican fundraising dinner in Columbia, South Carolina, U.S. August 5, 2023. REUTERS/Sam Wolfe/File Photo

Keine Urlaubsfotos mehr auf Instagram? Keine Challenges mehr auf Tiktok? Und was ist mit den jährlichen Weiterleitungen semispannender Weihnachtsgrüße von Oma auf Facebook? Laut einem Report des US-Marktforschers Gartner wird das bis spätestens 2025 großteils der Vergangenheit angehören. Viele Nutzerinnen und Nutzer würden wesentlich weniger posten als noch vor ein paar Jahren – Tendenz sinkend.

Droht der boomende Social-Media-Markt wirklich zu implodieren oder fehlt der Prognose ein breites Fundament? Tatsächlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Alles gut im Facebook-Land

Social Media sind für viele über die Jahre zu einer der wichtigsten Informationsquellen geworden. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Research in den USA zeigte Ende 2023, dass sich 14 Prozent der US-Amerikaner bereits jetzt über Tiktok über aktuelle Nachrichten informieren. Drei Jahre zuvor waren es nur drei Prozent. Bei X informierten sich im Vorjahr laut Umfrage zwölf Prozent der erwachsenen Amerikaner, bei Facebook – von vielen schon seit Jahren totgesagt – sind es stolze 30 Prozent, gefolgt von Youtube mit 26 Prozent.

Aber nicht nur, was News betrifft, auch generell steigen die Nutzerzahlen. Bei Facebook waren im dritten Quartal 2023 über drei Milliarden Menschen aktiv, ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahresquartal. Blickt man auf Tiktok beziehungsweise die Schwester-App in China, Douyin, sind die Prognosen bis 2026 ebenfalls optimistisch. Von derzeit knapp 1,7 Millionen Nutzern sollen es in zwei Jahren knapp zwei Millionen sein.

Wie also kommt ein neuer Bericht zu der These, Social Media könnten in den kommenden Jahren viele Nutzende verlieren? Unter dem Namen “Marketing Predictions for 2024” hat das US-Marktforschungsinstitut Gartner Nutzerinnen und Nutzer befragt, wie sich ihr Social-Media-Verhalten in den nächsten Jahren verändern wird, und tatsächlich scheint es Tendenzen zu geben, den Gebrauch zu reduzieren.

Desinformation und KI

So ist ein Ergebnis des Berichts, dass bis 2025 die wahrgenommene Verschlechterung der Qualität von Social-Media-Websites die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher dazu veranlassen wird, ihre Nutzung der wichtigsten Plattformen erheblich einzuschränken. Generell fürchten viele jetzt schon die Verbreitung von Desinformation, über 70 Prozent gehen sogar davon aus, dass durch generative KI der Anteil an Fake News noch ansteigen wird und sie auch deshalb die Nutzung reduzieren wollen.

Als weitere Gründe werden die toxische Umgebung und Fake Accounts sowie Bots genannt. Themen, die beispielsweise bei X immer wieder für Diskussionen sorgen. Zwar von weniger Nutzerinnen und Nutzern als störend empfunden als die Fake Accounts, aber dennoch erwähnt wird die immer prominenter werdende Werbung auf den Social-Media-Kanälen. Zu guter Letzt machen sich auch immer mehr Menschen Sorgen um ihre Daten, speziell bei Tiktok.

Diese Faktoren sorgen bei den Befragten dafür, dass nur noch 28 Prozent ihr Leben auf sozialen Netzwerken teilen wollen. Vor vier Jahren waren es noch 40 Prozent. Besonders der Einfluss beziehungsweise die Angst vor Chatbots ängstigt offenbar die Menschen. Sieben von zehn Befragten geben an, dass deren Einsatz eher abschreckend sei. Emily Weiss, Senior Principal Researcher der Gartner Marketing Practice, meint dazu, dass sich Nutzerinnen und Nutzer künftig nach “KI-freien Interaktionen” umsehen werden. Ob das auf Social Media in den kommenden Jahren möglich sein wird, darf bezweifelt werden.

Unschuld verloren

Facebook, Instagram und Co sind zu Konsumplattformen geworden, schreibt auch der “Social Media Watchblog” Ende 2023. “Wo einst der Austausch im Vordergrund stand, geht es heute um eine Art zeitgemäßes Fernsehen: Unterhaltung und Konsum haben Priorität.” Die Priorisierung von Reels und professionellen Content-Schaffenden hätten die Plattformen für die Normal-User “dysfunktional” gemacht. Viele Beiträge, die früher zumindest von Freunden gesehen wurden, scheinen mittlerweile kaum noch auf. Aktive Nutzung sei deshalb für viele zur unnötigen Arbeit geworden, ohne die belohnenden Likes am Ende zu bekommen.

Auch X, früher perfekt dazu geeignet, ein eigenes Netzwerk aufzubauen oder Bewegungen wie #MeToo einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, seien Erinnerung an frühere Zeiten. Die Plattform steht in Flammen. Wer gesehen werden will, muss zahlen. Was bleibt, ist “passives Scrollen, Swipe, Swipe, Push, Push …”. Der gemeinsame Ort, um sich auszutauschen, ging für viele von uns verloren.

Superwahljahr

Gerade im Superwahljahr 2024 kommt Social Media natürlich eine besondere Rolle zu. Alle Parteien werden ihre Kanäle nutzen, um die eigenen Messages an ihre Klientel zu verbreiten. Kein Medium dazwischen, das kritische Fragen stellen oder die Nachricht hinterfragen könnte. Direkte Kommunikation und Reichweite. Bei Trump sind es allein auf Facebook 34 Millionen Follower. Herbert Kickl hat immerhin über 270.000.

Die Kombination aus hart geführten Wahlkämpfen und Social Media wird zu Problemen führen. Fake News boomen auf Social Media, das weiß man schon länger. Bereits Anfang 2023 hat eine Studie festgestellt, dass soziale Plattformen der größte Multiplikationsfaktor für die Verbreitung von Fake News ist. Der Grund: Das regelmäßige Teilen von im Idealfall diskussionswürdigen Informationen wird von sämtlichen Algorithmen belohnt. “Wir wissen aus früheren Untersuchungen, dass manche Menschen Informationen nicht kritisch verarbeiten und andere sich ihre Meinung aufgrund politischer Vorurteile bilden. Das wirkt sich auch auf ihre Fähigkeit aus, falsche Geschichten im Internet zu erkennen”, so Gizem Ceylan, die Leiterin einer dem Thema gewidmeten Studie an der Yale School of Management.

In einem Interview mit dem STANDARD sagte im Dezember 2023 die Technologierechtsexpertin Miriam Buiten, dass unser Verstand die beste Waffe gegen Fake News auf sozialen Netzwerken sei. Die Plattformen würden ja von privaten Eigentümern geführt, was in manchen Fällen zur Folge habe, dass die persönlichen Ansichten des Plattformbetreibers die Inhalte beeinflussen können. Eine “neutrale Social-Media-Plattform” kann es laut Buiten nicht geben.

Speziell im Superwahljahr 2024 eine große Gefahr, wenn politische Parteien versuchen werden, die sozialen Netzwerke mit ihren Botschaften zu überschütten und sicher auch Fake News zu den einzelnen Mitbewerbern auftauchen werden. Ob sich Menschen dann deshalb von Social Media abwenden werden oder aufgrund von Politikverdrossenheit, muss wohl eine neue Studie feststellen. (aam, 15.1.2023)

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