«Er hat sich und seiner Verteidigung keinen Gefallen getan»
Ein Video zeigt, wie Brian den Tiktoker Skorp808 gegen den Kopf schlägt. Am Donnerstagabend wurde er verhaftet. Jetzt könnte ihm eine erhebliche Gefängnisstrafe drohen.
Ein Video, das auf Social Media kursiert, zeigt, wie Brian Keller in Zürich den Tiktoker Skorp808 mit Fäusten traktiert. Später wandte sich dieser an seine Followerinnen und Follower: Er habe einen «dreifachen Jochbeinbruch» erlitten, erzählt er. Auch Brian meldete sich am Donnerstag zu Wort: Skorp habe ihn bedroht, gesagt, er steche ihn ab und schlage jeden, der etwas mit ihm zu tun habe, erzählt der 28-Jährige auf Tiktok. «Natürlich lassen wir so Sachen nicht auf uns sitzen.»
Brian hat eine lange Vorgeschichte mit der Schweizer Justiz. Erst im Januar bestätigte die Zürcher Staatsanwaltschaft, dass ein Verfahren gegen ihn wegen eines Offizialdelikts eröffnet wurde. Nach dem Vorfall vom Mittwochabend stellen sich nun einige Fragen. Der Rechtsanwalt Christian Lenz von der Kanzlei Lenz & Caduff beantwortet die wichtigsten:
Herr Lenz, wie geht es nun mit Brian weiter? Erwarten Sie, dass er verhaftet wird?
Das kommt auf die Behörden an. Es ist bekannt, dass die Fehde zwischen den beiden schon länger anhält. Da stellt sich die Frage: Wenn man jetzt nicht einschreitet, was könnte in Zukunft alles noch passieren? Die Staatsanwaltschaft und später allenfalls das Zwangsmassnahmengericht müssen nun überprüfen, ob neben dem dringenden Tatverdacht, welcher vorliegend wohl gegeben ist, ein besonderer Haftgrund (Flucht-, Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr) vorliegt.
Sollte einer dieser Gründe gegeben sein, könnte Brian in Untersuchungshaft gesetzt werden. Ob das geschehen wird oder nicht, kann ich mangels Aktenkenntnis nicht beurteilen. Sicher ist, dass er sich und seiner Verteidigung mit dieser Aktion keinen Gefallen getan hat.
Brians Anwälte werden wohl versuchen, das Video als Beweismittel zu verhindern.
Im Video der Tat erkennt man Brian klar. Inwiefern schaden ihm die Aufnahmen?
Vorab müsste abgeklärt werden, ob die Aufnahmen in einem Verfahren überhaupt verwertbar und somit als Beweis zugelassen sind. Nicht verwertbar wären die Aufnahmen, wenn diese unrechtmässig erstellt wurden. Bei schweren Delikten sind jedoch ausnahmsweise auch unrechtmässig erlangte Beweismittel verwertbar. Brians Anwälte werden wohl versuchen, das Video als Beweismittel zu verhindern.
Brian Keller wird aus dem Gefängnis entlassen. Aufgenommen am 10.11.23
Inwiefern spielt Brians Vorgeschichte jetzt eine Rolle?
Die Staatsanwaltschaft und Gerichte schauen die Vergangenheit einer Person sehr genau an, zum einen, wenn sie entscheiden, ob jemand in U-Haft gesetzt wird, und zum anderen auch beim geforderten und später allenfalls verhängten Strafmass. Gerade in seiner jetzigen Situation wäre es wichtig, nicht negativ aufzufallen.
Was könnte Brian nun drohen?
Im Video sieht man, wie Brian sein Opfer mit voller Wucht mehrmals gegen den Kopf schlägt. Bei Schlägen gegen den Kopf sind die Behörden streng und ermitteln in der Regel, ob eine (mehrfache) versuchte schwere Körperverletzung vorliegt, und werden dies gegebenenfalls anklagen. Sollte er dafür verurteilt werden, könnte er eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren erhalten. Dabei spielen seine Vorgeschichte und allfällige Vorverurteilungen ebenfalls eine Rolle.
Verhaftung am Donnerstagabend
Am Freitagmorgen teilt die Staatsanwaltschaft mit, dass Brian am Donnerstagabend im Zuge der polizeilichen Abklärungen zum Vorfall von der Stadtpolizei Zürich verhaftet wurde und sich in Polizeihaft befindet. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen den Beschuldigten wegen des Verdachts auf versuchte schwere Körperverletzung eröffnet. Es gilt die Unschuldsvermutung bis zu einem rechtskräftigen Verfahrensabschluss.