Deutsche Soravia-Tochter meldete Insolvenz an

Die Immobilienkrise bekommt offenbar auch den heimischen Immo-Entwickler Soravia zu spüren. In Deutschland sei kürzlich eine wichtige Finanzierungstochter des Familienunternehmens insolvent geworden, berichtet „Der Standard“ am Mittwoch. Dass diese Entwicklung bevorstehe wurde bereits vergangene Woche bekannt. Eine weitere Deutschland-Tochter, die Gelder für Projekte von Anlegern einsammle, hatte Ende 2023 einräumen müssen, dass sie die Zinszahlungen auf ihre Anleihen vorübergehend nicht leisten könne. Soravia selbst sieht sich gut aufgestellt. Der Konzern betont laut Onlinebericht, dass man „auch in Krisenzeiten solide aufgestellt“ sei. Die Probleme würden „punktuell“ nur wenige Gesellschaften betreffen.

Wegen gescheiterter Finanzierung mussten laut dem Bericht jedenfalls auch Großprojekte nahe München und Berlin abgeblasen werden. Dazu finde seit Monaten offenbar eine tiefgehende Umstrukturierung im Konzern statt – „zum Ärger vieler Soravia-Anleger, die sich uninformiert und übergangen fühlen“.

Ende vergangenen Jahres hatte die deutsche One Group dem Bericht zufolge darüber informiert, dass sie ihre Zinszahlungen an rund 11.000 Anleihehalter sogenannter Namensschuldverschreibungen vorübergehend einstelle. Die One Group, seit 2020 eine Soravia-Tochter, ist eine Fondsgesellschaft in Hamburg, die Geld von Investoren sammelt, um es in Neubauprojekte zu stecken.

Umstrittener Schritt

Vom Ausfall der Zinszahlungen seien Investments in Höhe von rund 409 Mio. Euro. betroffen. Der Schritt sei notwendig, weil man „Optionen zur Verbesserung der Liquidität“ prüfen und „in der aktuellen Marktphase handlungsfähig bleiben“ müsse, so die Begründung für die Aussetzung seitens der One Group. Ob eine solche überhaupt zulässig ist, wenn einem Unternehmen nicht unmittelbar die Insolvenz droht, gilt dem Onlinebericht zufolge unter Juristen und Anlegerschützern als umstritten – Soravia habe den Schritt jedenfalls gesetzt.

Mitte März dann die nächste schlechte Nachricht aus Deutschland, wo es auf dem Immobilienmarkt besonders stark kriselt. Es gehe um eine Firma namens SC Finance Four GmbH (SC steht für Soravia Capital, Anm.), so „derstandard.at“. Deren Aufgabe bestehe darin, jene Investorengelder, die über die One Group eingesammelt werden, an spezifische Bauprojekte zuzuweisen. Diese SC Finance Four habe vor dem Amtsgericht Offenbach nahe Frankfurt einen Antrag auf Insolvenz mit Eigenverwaltung gestellt. „Zinserhöhungen und gestiegene Finanzierungskosten führten de facto zu einem Transaktionsstillstand“, begründete Soravia per Presseaussendung die Pleite.

Tausende Soravia-Anleger, vornehmlich aus Deutschland, könnten nun um Teile ihrer Investments umfallen – und sie seien wütend. Unter anderem, weil Soravia seit Monaten auch den Konzern umbaut. Die problematischen Unternehmen wurden dem Bericht zufolge aus der Firmengruppe herausgenommen – „möglicherweise, sagen Kritiker, um den Kern von Soravia vor etwaigen Folgen der Pleite abzuschirmen“.

Umfassende Verschiebung

Soravia gehört zu gleichen Teilen den beiden Privatstiftungen des Brüderpaars Hanno und Erwin Soravia. Unterhalb der beiden Stiftungen hängen die Hauptbestandteile des Konzerns, die Soravia Group und die Soravia Investment Holding. Die nunmehr kriselnde Hamburger One Group war bisher unmittelbar unter der Soravia Investment Holding angesiedelt – also ein unzweifelhafter Bestandteil des Konzerns.

Anfänglich unbemerkt von Öffentlichkeit und Anlegern habe allerdings Mitte Februar eine umfassende Verschiebung stattgefunden: Die One Group sei seither laut deutschem Handelsregister nicht mehr unter dem Dach der Soravia zu finden, sondern gehöre zu einer Firma namens ZH24 Beteiligungs zwei GmbH mit Sitz in der Soravia-Konzernzentrale im dritten Wiener Geneindebezirk. Diese ZH24 sei ebenfalls den Privatstiftungen der Soravia-Brüder zurechenbar. Das bedeute, die One Group sei, wenn man so will, aus dem Konzern entfernt worden, ohne den wirtschaftlichen Eigentümer zu wechseln.

Zur selben ZH24 sei im Februar auch noch ein zweites Unternehmen gewandert: eben jene SC Finance Four, die Mitte März Insolvenz angemeldet hat. Auch sie sei zuvor im Zentrum des Soravia-Konzerns zu finden gewesen. Die insolvente Deutschland-Tochter habe nun also – zumindest formell – nichts mehr mit der Soravia zu tun, ebenso wenig wie die One Group. „Problemfonds werden offenbar in eine Art Bad Bank ausgelagert“, schließt die deutsche Zeitung „Handelsblatt“ aus den Vorgängen. Von „Bad Bank“ spricht man, wenn Finanzinstitute eigene Gesellschaften gründen, in die sie etwa faule Kredite packen, zur Abwicklung.

Warnsignale

Auch abseits der Umstrukturierung gibt es laut „Standard“ Aktivitäten bei den kriselnden Unternehmen, die darauf hindeuten, dass Soravia möglichst viele Verbindungen zu ihren Ex-Töchtern kappen will. So sei bereits Ende Dezember Carlo Soravia – Sohn von Senior-Chef Hanno und zugleich jener Mann, der bei der Soravia das Investitionsgeschäft verantwortet – als Geschäftsführer der SC Finance Four abgetreten. Völlig offen sei zudem die Frage, warum das Insolvenzverfahren in der Stadt Offenbach laufe. Denn eigentlich sollte es in Hamburg stattfinden, wo das Unternehmen laut deutschem Handelsregister seinen Sitz hat.

Es sei ein „großes Warnsignal, wenn vor einer Insolvenz noch schnell der Sitz geändert wird“, urteilt dazu der Zeitung zufolge der deutsche Finanzblogger Stefan Loipfinger. „Es besteht ein enormes Risiko der “asymmetrischen Schadensverteilung’, wie das in der Szene genannt wird.„ Der Konzern könnte versuchen davonzukommen und Schäden auf Anleger abzuwälzen.

In einer Stellungnahme gegenüber dem „Standard“ meinte die Konzernsprecherin zur umstrittenen Umstrukturierung, dass diese „schon lange geplant“ gewesen und „ein in Konzernen üblicher Prozess“ sei. Die One Group, wiewohl zuvor ein Teil der Soravia, sei „nicht operativ in die Soravia-Gruppe“ integriert gewesen. Der Hintergedanke der Ausgliederung sei nicht nur „Risikodiversifikation“, so die Sprecherin, sondern auch das „unternehmerische Ziel, das Geschäft der One Group (…) als Dienstleistung für Dritte attraktiv auszugestalten und frei am Markt agieren und wachsen zu können“.

Die Insolvenzanmeldung in Offenbach statt in Hamburg habe schlicht den Grund, dass man „ein profiliertes Team an Unternehmensberatern und spezialisierten Anwälten“ gefunden habe, das sich der insolventen Firma annehme – und dieses habe seinen „Tätigkeitsschwerpunkt“ eben in Offenbach, sagt Soravia. Den Vorwurf, eine Art Bad Bank einzurichten, habe man bei Soravia also zurückgewiesen, ohne dies in der Stellungnahme direkt zu benennen. Ob die Verschiebungen in jüngster Zeit wirklich keinerlei Auswirkungen auf die Anleger und ihre Investments haben, werde sich jedenfalls in den kommenden Wochen zeigen.

Die Soravia-Gruppe hat ihren Hauptsitz im „Austro Tower“ in Wien-Landstraße, beschäftigt den Angaben zufolge über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hat knapp 14.000 Wohnungen errichtet und manage ein Projektvolumen von 6,3 Mrd. Euro. Das Unternehmen ist laut Eigenangaben hauptsächlich in Österreich, Deutschland sowie Mittel- und Osteuropa tätig. (APA)

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