A man walks past a building with an office of Signa, the Austrian construction and real estate company , at Freyung square in Vienna, Austria on November 15, 2023. Rene Benko, one of Austria’s richest people, with a net worth of $6 billion according to Forbes, has grown his Signa group into a real estate giant since founding it in 2000. But as the sector is hit by higher borrowing costs and surging material prices, a growing number of developers are filing for bankruptcy. Several Signa projects, including the construction of a landmark high-rise in Germany, have ground to a halt, making investors jittery about their money. (Photo by Joe Klamar / AFP)
Wien / Altenmarkt bei St. Gallen – Während der österreichische Immobilien- und Handelskonzern Signa rund um den Tiroler Investor René Benko unter Hochdruck frisches Geld sucht, entsteht in Luxemburg eine Auffangkonstruktion. Das berichtet das “St. Galler Tagblatt” vom Mittwoch unter Verweis auf die Globus-Warenhäuser in der Schweiz. Innerhalb dieser Woche muss Benko 600 Millionen Euro auftreiben, ehe die Sanierung seines Imperiums überhaupt starten kann, wie das “Handelsblatt” bereits berichtete.
Die frischen Mittel sollen mit freien Vermögenswerten der Immobilientochter Signa Prime besichert werden. Die Gespräche würden mit Investoren geführt, die darauf spezialisiert seien, Firmen in Krisensituationen Geld zur Verfügung zu stellen, und sich das Risiko mit hohen Zinsen bezahlen lassen.
Ende November ist eine 200 Millionen Euro schwere Anleihe fällig, wie mehrere Insider dem “Handelsblatt” mitteilten. Zudem müssten laufende Ausgaben wie Mieten und Gehälter gedeckt werden. Bis Ende des ersten Halbjahrs 2024 seien dann insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro aufzubringen.
Rettung durch neue Firmenkonstrukte
Insgesamt habe Signa aber vergleichsweise wenige Anleihen ausgegeben, so das “Handelsblatt”. Die meisten Kredite liegen demnach bei Banken, die dafür Sicherheiten bekommen haben. Laut “St. Galler Tagblatt” versucht Benko nun seinen verschachtelten Konzern nicht nur mit frischem Kapital, sondern auch mit neuen Finanz- und Firmenkonstruktionen zu retten – etwa mittels Kommanditgesellschaften, die eigentlich aus der Mode gekommen seien.
Ihr Vorteil: Es ließen sich Eigenmittel beschaffen mit beschränktem Risiko für den Geldgeber. Denn die Haftung des Gesellschafters einer Kommanditgesellschaft ist auf dessen Einlage begrenzt. Dem luxemburgischen Handelsregister lasse sich beispielsweise entnehmen, dass die Signa-Gruppe vergangene Woche zwei solcher Kommanditgesellschaften geschaffen und ineinander verschachtelt habe – die Signa Prime Swiss Invest und die Signa Prime Swiss Beteiligung. In der Schweiz gehören etwa die Globus-Warenhäuser zum Portfolio des Immobilienkonzerns.
Als unbeschränkt haftender Kommanditist für die Swiss Invest ist laut “St. Galler Tagblatt” aus dem Signa-Depot die bestehende Vorratsholding SPS Zweiundsechzig eingetragen. Diese gehöre neu der Swiss Beteiligung, als deren Kommanditist wiederum die SPS Einundsechzig eingesetzt worden sei. Alle Firmen zusammen zählten zum Konsolidierungskreis der Signa Prime Selection, der österreichische Zwischenholding für das Signa-Immobilienreich.
Mehrere Zwischenholdings
Die Globus-Immobilien, die in der Schweiz das Portfolio der Signa ausmachen, seien ebenfalls in luxemburgischen Firmen untergebracht; die genaue Adresse sei dabei gleichzeitig auch der Firmenname, so die Schweizer Zeitung. Zusammengefasst sind sie den Angaben zufolge bei der Matterhorn Immobilien Holding. Über zwei weitere Zwischenholdings landen die Immobilien schließlich wiederum bei der Signa Prime Selection.
“Es wäre nicht das erste Mal, dass Benko finanzielle Engpässe überbrückt, indem er entweder weitere Zwischenholdings einbaut oder die Assets in Schwestergesellschaften verschiebt”, heißt es in dem Zeitungsbericht. Wer immer bei Globus investieren wolle: Für das operative Geschäft habe er sich lediglich an der Globus Holding zu beteiligen; für die Übernahme der Immobilien werde es komplizierter.
Was sich laut “Handelsblatt” schon jetzt abzeichnet: Um zu überleben, werde sich die Signa Holding auf einen gesunden Kern reduzieren müssen, Randgeschäfte sollen abgestoßen werden. Dazu könnte etwa die Handelstochter Signa Retail mit ihren Firmen KaDeWe und Galeria gehören. “Dafür muss man eine Lösung finden”, sagte eine mit den Überlegungen zur Sanierung vertraute Person zu der deutschen Wirtschaftszeitung.
Sanierung als “Mammutaufgabe”
Zu den Optionen für die Handelssparte gehöre Finanzkreisen zufolge neben dem Verkauf an einen Dritten ein Deal, bei dem Fremd- in Eigenkapital umgewandelt werde “und Signa dadurch die Bande kappt und Verpflichtungen loswird”. Signa hatte dem Warenhauskonzern Galeria 200 Millionen an Liquidität zugesagt, die erste Tranche ist laut “Handelsblatt” im März fällig.
Die Leute rund um den Sanierer Arndt Geiwitz sowie ein großer Stab externer Experten, zu dem auch der designierte Restrukturierungsvorstand Ralf Schmitz sowie zahlreiche externe Wirtschaftsprüfer und Berater gehörten, stünden bei der Sanierung von Signa vor einer “Mammutaufgabe”, so die Zeitung.
Benko weiterhin präsent
Das Problem: Es gebe keine Struktur, nach der sich der Konzern einfach in Einzelteile zerlegen ließe. Damit gebe es auch keine Möglichkeit, einen klaren Haircut zu machen, also einen prozentualen Abschlag auf den Vermögenswert zu nehmen. Kurzfristig sei es das oberste Ziel, Transparenz herzustellen.
Die Verbindlichkeiten liegen laut “Handelsblatt” auf vielen verschiedenen Ebenen, und die Signa-Firmen hätten sich untereinander Geld geliehen – etwa der Entwickler Signa Development der auf die Immobilien-“Prunkstücke” des Konzerns fokussierten Signa Prime. Insgesamt soll die Gruppe nach Aussagen von Signa-Insidern eine Verschuldung von rund 15 Milliarden Euro haben. Hier Transparenz herzustellen könne womöglich drei Monate dauern, hieß es.
Eine weitere Überraschung ist dem Bericht zufolge “die weiterhin große Präsenz von Benko im laufenden Betrieb” trotz seines angekündigten Rückzugs: “René arbeitet weiter wie bisher”, sagte ein Signa-Insider. “Er steht auf den meisten Verteilern, sitzt mit Geiwitz in den Meetings.” Das sorgt für Kritik unter den Gesellschaftern. (APA, 22.11.2023)
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