Signa-Kredite kommen unter die Lupe, auch einer der RBI

FILE PHOTO: View of the construction site of the Elbtower building, owned by Rene BenkoâÄÖs Signa and a Commerzbank subsidiary, in Hamburg, Germany, November 2, 2023. REUTERS/Fabian Bimmer/File Photo

Die Dominosteine fallen. Allein am 18. Jänner hat die Signa Prime Selection 32 deutsche Tochtergesellschaften in die Insolvenz geschickt. Bei den Unternehmen handelt es sich samt und sonders um Immobilienprojektgesellschaften, etwa jene für die Errichtung des Hamburger Elbtowers.

Um die Insolvenzkaskade zu stoppen, sucht Signa-Vorstandsmitglied Erhard Grossnigg seit geraumer Zeit nach Geldgebern für einen Massekredit. Bis dato ist unklar, ob das Geld zusammenkommt, Kommunikation dazu findet nicht statt.

Noch spät wurden Geldquellen gefunden

Jüngst fanden ja bei den insolventen Kerngesellschaften, Signa Prime und Signa Development, die ersten Gläubigerversammlungen statt, die Sanierungsverwalter berichteten über den Stand der Dinge. Sie haben sich zunächst einen Überblick über die höchst komplexe Gesellschaftsstruktur verschafft, nun prüfen sie auch, welche Geschäfte allenfalls angefochten werden. Bis zuletzt hat Signa ja nach Geldquellen gesucht, nicht selten wurden solche auch gefunden.

Für die Signa Prime zum Beispiel, konkret die Finanzierungsgesellschaft Signa Prime Capital Invest GmbH, konnte noch im Juli 2023 ein Darlehen in der Höhe von 200 Millionen Euro aufgestellt werden. Es kam von einer Gesellschaft, die zur Unternehmensgruppe der deutschen Industriellenfamilie Schoeller gehört. Sie ist schon länger im Signa-Boot, Martin Alexander Schoeller schrieb vor rund zwei Monaten auf Linkedin, er wünsche sich “mehr Fairness und weniger unqualifizierte Häme” in der Berichterstattung zu Signa-Gründer René Benko.

Kredite in letzter Minute

Der 200-Millionen-Kredit ist laut Bericht von Sanierungsverwalter Norbert Abel jedenfalls bestens abgesichert: Signa Prime hat eine Patronatserklärung und ein vollstreckbares Schuldanerkenntnis abgegeben und die Anteile der Signa Prime Capital Invest GmbH und auch noch Geschäftsanteile einzelner Projektgesellschaften verpfändet. Den Darlehensgebern stehen so in der Insolvenz Absonderungsrechte zu; simpel gesagt können sie die Sicherheiten schnell zu Geld machen. Dieses Darlehen prüft der Sanierungsverwalter nun, “hinsichtliche Mittelverwendung und Wirksamkeit der (…) begebenen Sicherheiten”.

Dasselbe gilt für 150 Millionen Euro, die die Signa Prime Asset GmbH im Jänner 2023 von der Ingbe Stiftung (der Familie Benko zuzurechnen) und der liechtensteinischen Ameria Invest AG bekam. Letztere ressortiert zur brasilianisch-italienischen Familie Koranyi-Arduin, die schon länger an der Signa Holding beteiligt sein dürfte. Auch diesen Darlehensgebern wurden Geschäftsanteile verpfändet.

Auch RBI-Kredit unter der Lupe

Unter die Lupe nimmt der Sanierungsverwalter zudem einen Kredit, den die Raiffeisenbank International (RBI) einer Prime-Enkeltochter eingeräumt hat. Das war am 25. Juni 2020, es flossen 200 Millionen Euro. Die damit verbundenen Sicherheitenbestellungen “befinden sich in Prüfung”, berichtete der Sanierungsverwalter den Gläubigern. (Renate Graber, 23.1.2024)