Gut beraten

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Gut beraten

Viel mehr Pech kann man echt nicht haben. Gerade jetzt, wo sich mein zweites Standbein als „Berater, Vermittler, Vernetzer und Ermöglicher von eh allem“ so richtig vielversprechend zu entwickeln begann, bricht mir mein lukrativster zukünftiger Kunde einfach so unter dem Hintern weg. Ich hätte da nämlich gerade einen nicht unbetuchten Investor an Land gezogen gehabt, der bereit gewesen wäre, ein Gutteil seines in Bulgarien als Gebrauchtwagenhändler im fahrgestellnummernlosen Luxussegment nun wirklich sauer verdienten Vermögens, in Signa zu investieren. Ja! Ich meine, schließlich haben nicht nur Politiker Beziehungen, sondern sehr wohl auch Kolumnisten. Es wären natürlich in meinem Fall keine 100 Mille gewesen, wie bei dem Deal, den Sebastian Kurz auf die Beine gestellt hat. Aber es hätte trotzdem eine schöne Provision für mich rausgeschaut. Außerdem hat der Bulgare, als wir den Vertrag um zwei in der Früh an diesem Würstlstand am Lerchenfelder Gürtel per Handschlag besiegelt haben, anstandslos meine Eitrige und das Sechzehner-Blech gepeckt. Ehrenmann.

Ich bin mir allerdings nicht restlos sicher, ob er das jetzt noch täte, wenn sich sein Investment noch vor dem Konkurs ausgegangen wäre. Möglicherweise wäre der Lerchenfelder Gürtel für mich in nächster Zeit dann doch eher vermintes Gelände gewesen. Was sehr schade wäre, ist er doch ein zauberhafter Flecken Wien.

Und schrecklicherweise würde ich mich wohl jetzt auch noch mit zumindest einem Teil meines Honorars in der Konkursmasse wiederfinden. Neben unseren bedauernswerten Altkanzlern Gusenbauer und Kurz, die sich da nunmehr, betrogen um die Früchte ihrer tadellosen Arbeit, leicht betropezt um die Brosamen anstellen müssen, die ihnen vielleicht noch zugeworfen werden. Und wenn es ganz hart auf hart kommt, stehen hinter ihnen die von ihnen aufgetanen Investoren in der Schlange – und nützen die Gelegenheit, um sich einmal in aller Ruhe zu unterhalten. Dann noch lieber der Würstlstand am Gürtel.

Ich finde es auch überhaupt nicht in Ordnung, dass man da jetzt auf zwei honorige Geschäftsleute losgeht und so tut, als wäre an ihrer Tätigkeit irgendetwas Anrüchiges oder Halbseidenes gewesen. Es ist ein Job wie jeder andere. Supermarktkassierin, Hochofenarbeiter, Krankenschwester – Gusenbauer. Alles ganz normal. Wobei: Dass man in der SPÖ von einem mancherorts geforderten Parteiausschluss des auf die dunkle Seite Gewechselten schlussendlich absah, verwundert dann doch ein wenig. Schrammt man dort seit der Machtübernahme der Jusos ja schon mit einem Vierer im Lotto hart am Turbokapitalistenverdacht entlang. Aber Gusenbauer kann es halt auch wirklich niemandem recht machen. Lässt er die Hände von Wirtschaftsbossen und Investoren und berät stattdessen irgendwelche zentralasiatischen Autokraten, passt es auch wieder keinem. Aber von irgendwas muss der gute Mann ja schließlich leben! Und es kann ja wohl nicht sein, dass man Ex-Politikern nachträglich irgendwelche Berufsverbote umhängt, quasi als Strafe für ihr vorheriges selbstloses Wirken im Dienste der Allgemeinheit. Auch im Hause Gusenbauer kommt nun einmal weder die Butter von allein aufs Brot – noch der Bordeaux ins Glas. Was in Gusenbauers Fall vielleicht noch am ehesten verwundert, ist, dass er während seiner kurzen und nicht flächendeckend pannenfreien Ära als Bundeskanzler überhaupt genügend interessante Kontakte knüpfen konnte, die er jetzt gewinnbringend verwerten kann. Aber wie auch immer, es ist gut, dass er in der SPÖ bleibt, das verleiht der Partei mehr … Breite. Möglicherweise hat Gusenbauer ja auch einen Deal mit der Führung gemacht, um nicht ruhmlos rauszufliegen – und stellt sich als Testimonial für die nächste Vermögensteuerkampagne zur Verfügung. Als freudig davon Betroffener. Und ohne das übliche Gesudere. Und noch dazu: völlig umsonst!

Von einem möglichen Parteiausschluss von Sebastian Kurz war nichts zu hören, zum einen, weil einem diesfalls zum Glück keine Ideologie oder sonstige Prinzipien in die Quere kommen können, und zum anderen vielleicht auch, weil er ohnehin gestraft genug ist. Schließlich muss man Kurz im Vergleich zu Gusenbauer, der jetzt doch schon länger gänzlich andere Sachen küsst als Moskauer Rollfelder, ja noch beinahe als Berater-Start-up sehen. Und wenn er jetzt, so wie es aussieht, konkursbedingt um eine Million umfällt – wer weiß, was das für Folgen hat? Ich meine, in welchem Haushaltsbudget einer Jungfamilie wirkt sich das nicht sofort aus, wenn aus heiterem Himmel plötzlich ein Monatsgehalt wegbricht?

Und was mich betrifft: Ich lasse mich von diesem kleinen Rückschlag nicht entmutigen. Der Bulgare ist schließlich immer noch da. Und ich bin zwar noch auf der Suche – aber ich werde schon noch ein anderes lohnendes Investment für ihn auftun, ganz sicher.

Schade nur, dass es den Konsum nicht mehr gibt.

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