„Überfordert“: Deutsche bestellen oft ahnungslos bei Temu und Co. in China
Bundesregierung gegen China – Kampfansage gegen Temu, Shein und Co.
„Strenger kontrollieren“
„Überfordert“: Deutsche bestellen oft ahnungslos bei Temu und Co. in China
Online-Marktplätze wie Temu gewinnen an Bedeutung. Doch viele Käufer sind sich der Herkunft ihrer Waren nicht bewusst. Experten warnen vor den Konsequenzen.
Neue Sneaker mit dem Smartphone bestellen, Küchengeräte am Laptop aussuchen: Online-Shopping hat sich in unserer Gesellschaft fest etabliert. Aktuelle Daten des Handelsverbands Deutschland (HDE) verdeutlichen, dass insbesondere Online-Marktplätze wie Amazon aus den USA oder Temu aus China im E-Commerce immer mehr an Bedeutung gewinnen. 2023 generierten solche Plattformen erstmals über die Hälfte der Online-Umsätze in Deutschland. Verbraucherzentralen warnen insbesondere vor Temu.
China führt mit 44 Prozent die Liste der Länder an, aus denen Bestellungen getätigt werden. Großbritannien folgt mit 28 Prozent, die USA kommen auf 15 Prozent. Allerdings ist vielen Käufern nicht klar, woher ihre „atmungsaktiven“ Unterhosen oder ihre „hochwertigen“ Haarschneider stammen: 40 Prozent der Befragten stellten erst im Nachhinein fest, dass sie ihre Waren auf einem ausländischen Online-Marktplatz gekauft haben.
Einkäufe bei chinesischen Anbietern wie Temu haben Konsequenzen. Laut HDE halten sich chinesische Shops nicht an geltende Vorschriften bezüglich Preisen, Webseitengestaltung, Produktsicherheit, Umweltschutz oder Steuer- und Zollrecht. Einige Produkte von Temu und ähnlichen Unternehmen sind sogar gefährlich.
Verbraucher bestellen oft ahnungslos in China – Temus Bekanntheit wächst
22 Prozent der Befragten geben an, bewusst im Ausland zu bestellen. Diese Zahl dürfte in Zukunft steigen. „Ich gehe davon aus, dass die Bewusstseinsbildung steigt und Konsumenten irgendwann wissen, welche ausländische Plattformen für Qualität und welche für Quantität steht“, sagt Stephan Tromp, HDE-Hauptgeschäftsführer, in einem Pressegespräch BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von IPPEN.MEDIA.
Die Statistiken verdeutlichen, dass chinesische Online-Marktplätze wie Temu, gegen die Verbraucherschützer scharfe Worte finden, immer bekannter werden. „In den vergangenen Monaten ist die Zahl der Menschen, die Temu kennen, um mehr als zehn Prozent gestiegen“, so Tromp. Daher plädiert er nicht für ein EU-weites Transparenzlabel, sondern für ein „engmaschigeres Kontrollnetz“ der europäischen Behörden.
„Wir müssen Pakete aus dem Ausland strenger auf Mängel kontrollieren. Nur wenn die Verbraucher schon bezahlt haben, ihre Bestellung dann aber nicht zugestellt wird, werden sie vorsichtiger“, betont Tromp. In solchen Fällen komme ein „betriebswirtschaftlicher Mechanismus“ zum Tragen, der den Druck auf die ausländischen Unternehmen erhöhe.
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschand.
Temu und Co.: „Im Zweifel muss die EU Unternehmen ausschließen“
2023 wurden etwa zwei Milliarden Pakete mit einem Wert von unter 150 Euro in die Europäische Union importiert. 92 Prozent aller gezogenen Stichproben wurden vom Zoll als „nicht verkehrstüchtig“ eingestuft, so Tromp. „Die schiere Masse an Bestellungen macht es unmöglich, eine Kontrolle durchzusetzen.“ Die EU sei damit „überfordert“, was sowohl die Verbraucher als auch den fairen Wettbewerb gefährde.
Die Tatsache, dass es keine Abkommen mit den USA oder China zur Produktsicherheit gibt, stelle ein Problem dar. Und, dass diese Länder zwar formal einen Wirtschaftsakteur in der EU benannt haben, gegen diesen aber kaum Bußgelder oder Strafen durchgesetzt werden können. „Wir erwarten hier mehr Substanz von Staat und Behörden“, fordert der Geschäftsführer des HDE. „Im Zweifel muss die EU zur Ultima Ratio greifen und Unternehmen, die sich nicht an geltendes Recht halten, ausschließen.“