„Tut mir wirklich leid“ - GDL-Lokführer spricht sich gegen Streik kurz vor Wochenende aus
Der Bahn-Streik begann Donnerstagabend und soll am Freitagabend um 22.00 Uhr enden. Bodo Marks/dpa
Ein Lokführer spricht offen über die Forderungen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und erklärt, warum er den derzeitigen Streik ablehnt.
Aktuell geht in Deutschland auf der Schiene nichts mehr, weil die Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL) zum Streik aufgerufen hat – bis zum späten Freitagabend. „t-online“ hat mit einem Lokführer gesprochen, der seit mehr als 40 Jahren in der Branche tätig ist und selbst Mitglied der Gewerkschaft ist. Er kritisiert den Zeitpunkt, der für den Streik gewählt wurde.
GDL-Lokführer entschuldigt sich bei Fahrgästen für den Streik
„Den Leuten am Freitag die Heimfahrt von irgendwo zu vermiesen, das finde ich nicht richtig“, sagt der Lokführer, der nur unter dem Pseudonym Michael Werner sprechen will, gegenüber „t-online“. Er hätte einen anderen Tag bevorzugt. In Richtung der Fahrgäste, die nun erschwert vorankommen, fügt er hinzu: „Das tut mir wirklich leid“.
Trotzdem unterstützt er den Hintergrund des Streiks und sieht Handlungsbedarf. Die GDL fordert höhere Löhne und eine 35-Stunden-Woche, auch wenn die Deutsche Bahn letzteres aufgrund des Fachkräftemangels als nicht durchführbar kritisiert. Werner unterstützt jedoch beide Forderungen und stützt sich dabei auf Erfahrungen aus seinem eigenen Arbeitsalltag.
Lokführer kritisiert Nachtschichten: „Man arbeitet gegen den Körper“
Insbesondere die Schicht- und Nachtarbeit sei hier besonders belastend. „Man arbeitet gegen den Körper und wird anfällig für Herz- und Kreislaufkrankheiten“, erklärt er. Das habe auch Einfluss auf sein Familienleben gehabt. Er musste sich sogar eine schalldichte Schlafzimmertür einbauen lassen, um tagsüber zur Ruhe kommen zu können, als seine Kinder klein waren und im Haus spielten. Auch wenn sie mittlerweile aus dem Haus sind, hält Werner fest: „Für die jungen Kollegen ist das natürlich eine Herausforderung.“
Deshalb brauche es die 35-Stunden-Woche, um neue Mitarbeiter zu motivieren und dafür zu sorgen, „dass die Belastung abnimmt – und dabei helfen, dass sich mehr junge Menschen für den Job entscheiden“, so Werner. Im Kampf um all das hebt er die Wichtigkeit der Gewerkschaften für die Lokführer hervor und fragt: „Wo wären wir denn heute ohne sie?“