Thailand: Wie chinesische Auswanderer ihre Freiheit genießen
Chiang Mai wird zur zweiten Heimat gestresster Chinesen. Äthiopien schafft das afrikanische E-Auto-Wunder. Und: So werden Sie zum Small-Talk-Profi.
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Besonders interessant fand ich in dieser Woche eine Geschichte meines Kollegen Georg Fahrion, der für den SPIEGEL in Peking als Korrespondent arbeitet. Als Journalist in China ist es nicht einfach, mit ganz normalen Leuten ins Gespräch zu kommen – vor allem dann nicht, wenn sie der Regierung eher skeptisch gegenüberstehen. Sie fürchten die allgegenwärtige elektronische Überwachung und Repressionen.
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Im thailändischen Chiang Mai hingegen traf Georg auf Chinesinnen und Chinesen, die bereit waren, ihre Geschichten zu erzählen, zum Beispiel auf eine 29-jährige Künstlerin, die Mogu genannt werden möchte und die das Leben unter Xi Jinping krank gemacht hat. Sie sei depressiv geworden, habe 20 Kilogramm zugenommen, weil Essen gegen die Anspannung half. Schließlich wanderte sie mit ihrem Mann Juzi nach Nordthailand aus.
»Ich habe keine Worte dafür, wie sehr dieser Ort mich geheilt hat«, erzählte Mogu meinem Kollegen.
Chiang Mai ist eine Metropole mit 1,2 Millionen Einwohnern, aber das Leben dort ist eher gemächlich. »In tropischen Gärten stehen buddhistische Pagoden, Rucksacktouristen bevölkern die Altstadt. Der Verkehr ist erträglich, das Internet schnell, die Mieten sind vergleichsweise günstig«, schreibt Georg.
Das junge Paar, das er getroffen hat, ist Teil einer Bewegung von Chinesen, die seit einigen Jahren in Thailands zweitgrößte Stadt übersiedeln, die restriktive Politik während der Pandemie in China befeuerte den Trend. Für kurze Aufenthalte dürfen Chinesen visafrei einreisen. Wer länger bleiben will, findet meist auch einen Weg: Es gibt spezielle Visa für Sprachschüler, Ruheständler, Investoren – oder das sogenannte Elite-Visum, das man sich kaufen kann.
»Die Chinesen haben einen merkwürdigen Blick auf das Leben«, sagt Mogu. »Wir haben die kürzeste Kindheit und das längste Alter. Vor der Pandemie hat die ältere Generation so getan, als würde sie nie sterben. Sie haben gespart, als würden sie 1000 Jahre alt. Jetzt verstehen sie, dass sie jede Minute tot umfallen können.«
Auch in Thailand war es für Georg nicht ganz einfach, chinesische Gesprächspartner zu finden, die ihm solche Einblicke gewährten: »Auch dort machen sie sich Sorgen, ob nicht vielleicht doch eine kritische Aussage daheim wahrgenommen wird und sie Ärger bekommen könnten, etwa wenn sie das nächste Mal die Eltern besuchen«, sagt er. Seine Reportage aus Chiang Mai können Sie hier lesen.
Was diese Woche noch gut war – für die Welt:
Das afrikanische E-Auto-WunderIn Äthiopien sollen die Einwohner ab sofort nur noch Elektroautos kaufen; für Verbrenner soll ein Importstopp gelten. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Fossile Energieträger muss Äthiopien importieren, billigen Strom hat das Land im Überfluss. Dank großer Wasserkraftwerke produziert es enorm viel Elektrizität. Von einem »Pfad der grünen Entwicklung« als langfristiges Ziel spricht Verkehrsminister Alemu Sime gegenüber dem SPIEGEL. Da Äthiopien keine eigenen Pkw produziert, kommt die Einfuhrsperre einem sofortigen Verbrenner-Aus gleich – ein weltweit einzigartiger Schritt.
Arizona kippt drakonisches Abtreibungsgesetz von 1864Der Protest war erheblich gewesen, schließlich zeigte er Wirkung: Im US-Bundesstaat Arizona hat das Parlament die Wiedereinführung eines 160 Jahre alten Abtreibungsverbotes abgewendet. Das Oberste Gericht des Bundesstaates hatte im April erlaubt, das umstrittene Gesetz aus dem Jahr 1864 wieder anzuwenden, das Abtreibungen nahezu komplett verbietet. Das Parlament stemmte sich nun jedoch dagegen, noch bevor diese Regelung in Kraft getreten ist. Sie war offenbar selbst manchen Republikanern zu hart. Dahinter dürfte auch Wahlkampfkalkül stecken.
EU regelt Kennzeichnung von Honig, Säften und KonfitürenWas unterscheidet Fruchtsaft von Nektar? Und woher kommt der Honig? Das wollen die EU-Mitgliedstaaten mit neuen Richtlinien bis zum Sommer 2026 transparenter machen. Damit wollen sie Verbraucherinnen und Verbraucher besser über Inhalte und Herkunft der Lebensmittel aufklären und Betrug verringern.
Teuerungsrate bleibt im April bei 2,2 ProzentDie Inflationsrate ist im April überraschend stabil geblieben. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag zu seiner Schätzung mitteilte. Bereits im März war die Teuerungsrate mit ebenfalls 2,2 Prozent auf den niedrigsten Wert seit knapp drei Jahren gefallen.
Britney Spears ist endgültig freiDer Prozess Britney Spears gegen Jamie Spears ist ausgestanden: Zweieinhalb Jahre nach Beendigung der 13 Jahre andauernden Vormundschaft haben sich Vater und Tochter geeinigt. Erst jetzt sei ihre Freiheit »wirklich vollständig«, sagte Britney Spears, die ihrem Vater offenbar Millionen zahlt, um ihn dafür nicht mehr sehen zu müssen. Was war da los? Einen Überblick können Sie hier gewinnen.
Was gut ist – für Sie:
So werden Sie zum Profi für Small TalkBeneiden Sie Menschen, die locker mit anderen ins Gespräch kommen? Viele Menschen tun sich damit sehr schwer, egal ob bei einem Branchentreffen, beim Bäcker, Firmenfest, Elternabend oder eben an der Bushaltestelle. Aber Small Talk ist nicht schwer – und tut sehr gut. Drei Fachleute erklären, worauf Sie achten und welche Fehler Sie vermeiden sollten.
Die zehn besten Urlaubsorte für queere ReisendeDie perfekte »Queercation« gibt es vielleicht nicht – es kommt schließlich darauf an, ob man Wandern will oder Vanlife mit Weingut-Stopover, Shopping oder Yoga-Retreat, Surfen oder Nächte durchfeiern. Zum Start der Pride-Saison lohnt sich dennoch ein Blick auf Europas Städte: Viele werben auch mit Regenbogenflagge um zahlungskräftiges LGBTQIA+-Publikum. Aber welche eignen sich wirklich als queere Reiseziele? Unsere Autorin verrät ihre zehn Lieblingsorte für Städtetrips von Amsterdam bis Zürich. Mit Tipps für Tag und Nacht.
Feinkost für Vierbeiner muss nicht teuer seinKatzen gelten als wählerisch. Was tischt man also auf? Die Stiftung Warentest hat 27 Sorten Nassfutter für Katzen untersucht. Die Auswahl an guten Produkten ist groß, der Testsieger ein Klassiker. Viele der teureren Angebote überzeugen nicht.
Zehn gute und zehn schlechte Tipps für Erfolg im JobWas ist uns im Berufsleben eigentlich wirklich wichtig? Darüber sollten wir uns von Zeit zu Zeit Gedanken machen. Und dabei nicht auf die Sprüche auf irgendwelchen Instagram-Kacheln hereinfallen. Die Berufsberaterin und Journalistin Katrin Wilkens schreibt über Selbstfürsorge in einem Bereich, der normalerweise dafür nicht unbedingt berüchtigt ist: im Job.
Gut zu hörenMit Hörbüchern oder Hörspielen taucht man in andere Welten, allein oder zusammen. Unsere Autorin empfiehlt fünf Werke für Kinder ab vier Jahren, die auch für Eltern hörbar sind.
Und sonst?
Mein Kollege Heiner Hoffmann war auf der Trauminsel Sanisbar unterwegs, die bekannt ist für weiße Sandstrände und Gewürztouren im Grünen. Nun allerdings möchte die Regierung die Insel transformieren: Sie soll Tech-Start-ups anlocken und zu einer Art Silicon Sanisbar werden. Ausgedacht hat sich das unter anderem der zuständige Tourismusminister Mudrik Soraga. Die Techbranche, so glaubt man auf Sanisbar, könne gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln und nachhaltiges Wachstum auf der Insel gewährleisten. Leider ist es nicht ganz so einfach.
Heiner sprach unter anderem mit Tobias Dietzold, der Fumba Town verwaltet, ein ehrgeiziges Immobilienprojekt und das Herzstück von Silicon Sanisbar: Hier sollen sich die innovativen Firmen niederlassen, das Gebiet wurde zur »digitalen Freihandelszone« erklärt. Getroffen hat mein Kollege dort vor allem deutsche Rentner. Denen allerdings hat es gut gefallen, Fumba Town sei »Afrika für Anfänger«. Die ganze Reportage können Sie hier nachlesen.
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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes waren die abgebildeten Pflanzen unter dem Bild fälschlicherweise als Schneeglöckchen bezeichnet worden. Wir haben die Stelle korrigiert.