«Staatliches Arbeitsparadies»: Kritik wegen Goodies bei Staatsjobs
Freiburg erweitert den Vaterschaftsurlaub auf acht Wochen und verschärft damit die Debatte über Privilegien in der öffentlichen Verwaltung.
Die Stadt Freiburg hat kürzlich den Vaterschaftsurlaub für ihre städtischen Angestellten von sechs auf acht Wochen verlängert und bietet damit zusätzliche Anreize für ihre Mitarbeitenden. Diese Entscheidung ist Teil einer breiteren Tendenz in Schweizer Städten, die Arbeitsbedingungen in der öffentlichen Verwaltung durch hohe Löhne, Zulagen und Vergünstigungen attraktiver zu gestalten. Dazu zählen in Freiburg neben dem verlängerten Vaterschaftsurlaub auch andere Vorteile wie Menstruationsurlaub und Zuschüsse für Velokäufe.
Ein aktueller Bericht zeigt, dass die Saläre in der öffentlichen Verwaltung im Jahr 2023 stärker gestiegen sind als in jedem anderen Sektor, mit einem realen Lohnwachstum von 1,5 Prozent.
«Staatliches Arbeitsparadies»
Der SVP-Nationalrat und Unternehmer Franz Grüter kritisiert diese Entwicklung in der «NZZ am Sonntag» scharf. Er argumentiert, dass solche Privilegien eine Kluft zwischen den Angestellten des öffentlichen und des privaten Sektors schaffen, wobei letztere laut ihm oft mit niedrigeren Löhnen die höheren der Staatsangestellten subventionieren müssen.
Laut dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik verdienen Angestellte mit vergleichbarer Qualifikation beim Bund durchschnittlich 11,6 Prozent und bei den Kantonen 4,3 Prozent mehr als in der Privatwirtschaft. Grüter spricht in diesem Zusammenhang von einem Arbeitgeber-Graben. «Die öffentliche Verwaltung wandelt sich mit hohen Löhnen und unzähligen Zulagen und Vergünstigungen immer mehr zum staatlichen Arbeitsparadies», sagt er gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Thema beschäftigt Bürgerliche seit Jahrzehnten
Andere Städte wie Bern und Lausanne bieten ebenfalls verbesserte Arbeitsbedingungen, wie etwa längere bezahlte Elternzeit oder erweiterten Mutterschaftsurlaub, und setzen damit neue Standards im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Selbst der Bund lockt mit einer Pensionskasse, die überdurchschnittliche Leistungen verspricht, und bietet Zuschüsse zu Kita-Kosten sowie zusätzliche Familienzulagen an.
Diese Anreize sorgen im rechten politischen Spektrum seit Jahren für Unmut. Bereits 1992 äusserte der damalige Nationalrat Walter Steinemann von der Freiheits-Partei seine Besorgnis über Gerüchte, die über die Privilegien von Bundesbeamten kursierten. Heute ist die Kritik so präsent wie damals, verstärkt durch die anhaltende Knappheit an Fachkräften, die, so die Kritiker, durch die attraktiven Bedingungen des Bundes noch verschärft wird.
Öffentliche Verwaltung bei Studierenden beliebt
Die öffentliche Verwaltung ist unter Studierenden besonders beliebt, was die jährliche Umfrage des Beratungsunternehmens Universum zeigt. In diesem Jahr platzierte sich die Bundesverwaltung unter den Jurastudenten auf Rang eins, was die Attraktivität des Staates als Arbeitgeber unterstreicht.
Dies spiegelt eine Verschiebung in den Prioritäten der Studierenden wider, die zunehmend Wert auf gute Löhne und moderne Arbeitsbedingungen legen.