Serena bringt echtes italienisches Gelato nach Zürich
In der vom Erdbeben zerstörten Stadt Ferrara entdeckte die Gelatiere Serena Schlegel, wie Glace die Menschen zusammenbrachte. Nun eröffnet sie in Wiedikon ihre erste Stadtzürcher Filiale.
Der Eisladen in Wiedikon, die Gelateria di Berna beim Brupbacherplatz oder der Giro d’Italia beim Hardplatz: Wer im Kreis 3 oder 4 gute Glace essen will, hat die Qual der Wahl. Die Gelatiere Serena Schlegel eröffnet am 20. April dennoch die Gelateria «La Serenata Gelato» an der Birmensdorferstrasse.
Ihr Vorteil: Die gebürtige Italienerin hat das Handwerk von der Pike auf gelernt: Sie wuchs in der norditalienischen Stadt Ferrara auf und studierte an der renommierten Carpigiani Gelato Universität in Bologna, der Geburtsstätte des Gelato.
Eigentlich wollte Serena Schlegel Ärztin werden. Nun hat sie einen Gelato-Laden in Wiedikon.
Dabei hatte Schlegel, die mit 14 ihre Eltern verlor, ursprünglich andere Ambitionen: «Ich studierte Medizin und wollte Ärztin werden.» Als sie schwanger wurde und der Vater sie verliess, sei das Leben zunehmend schwieriger geworden. Der Einschnitt kam dann 2012, als die Erde in der Emilia Romagna bebte und grosse Teile ihres Dorfes zerstörte. «In unserem Haus konnten wir nicht mehr wohnen.»
«Gelato brachte den Menschen wieder Hoffnung»
Damals habe sie allerdings erstmals die Kraft des Gelato erlebt, sagt Schlegel. «Auf dem Dorfplatz verteilten die Gelatiere Glace, um den Bewohnern ein wenig die Sorgen zu nehmen. Erstmals sah ich in den Gesichtern der Menschen ein Lächeln und ein bisschen Hoffnung.»
Ohne festes Dach über dem Kopf und fest entschlossen, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu geben, habe sie sich daraufhin entschlossen, in die Schweiz zu ziehen. In Bellinzona fand sie den Einstieg in den Pflegeberuf. Aufgrund ihres Sohnes, der von einem Maschinenbau-Studium an der ETH träumte, sei sie wenige Jahre später weiter nach Zürich gezogen.
Auf dem Platz ihres durch das Erbeben zerstörten Dorfes entdeckte Schlegel, wie Gelato den Menschen Hoffnung bringen kann. Dieses Gefühl will sie nun in Zürich verbreiten.
Burnout und Neuanfang
Doch dann sei die Coronapandemie gekommen, ein weiterer Einschnitt im Leben, wie Schlegel erzählt. «Die Arbeit auf der Palliativ-Abteilung im Hirslandenspital in Zürich trieb mich beinahe in ein Burnout. Ich konnte nicht länger zuschauen, wie Menschen ohne ihre Familienmitglieder starben.»
Von da an sei für sie klar gewesen: «Ich muss etwas machen, um die Menschen wieder zusammenzubringen.» Nun will sie die Menschen im städtischen Trendquartier mit ihrer Lebensfreude anstecken – und sie hoffe natürlich, dass auch ihr Gelato den Leuten ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Schlegel: «Ich habe noch nie jemanden gesehen, der einen Glaceladen unzufrieden verlässt.»