„Sehe grünen Zeigefinger“: Özdemirs Ernährungsplan stößt auf Widerstand
„Fettarm immer unterlegen“
„Sehe grünen Zeigefinger“: Özdemirs Ernährungsplan stößt auf Widerstand
Cem Özdemir
Weniger Fett, Zucker, Salz in Fertigprodukten – die Ernährungsstrategie der Ampel klingt simpel, weckt im Detail aber Widerstand.
Berlin – Cem Özdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung (Grüne) ist mit einem Plan erneut auf Widerstand gestoßen. Sein Ministerium führt ein Vorhaben von Vorgängerin Julia Klöckner (CDU) weiter, den Nationalen Plan für Ernährungsstrategie – und bekommt Gegenwind von CDU und FDP, aber auch vom einem Harvard-Ernährungswissenschaftler in der Bild-Zeitung.
„Im Rahmen der NRI hat sich die Lebensmittelwirtschaft dazu verpflichtet, bis 2025 die Zucker-, Fett-, Salz- und Kaloriengehalte in Fertigprodukten zu reduzieren“, schreibt Cem Özdemir im Vorwort. Mit dem zweiten Zwischenbericht wolle man nun prüfen, wie weit man auf diesem Weg schon sei. NRI ist die Abkürzung für Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker und Fette und stammt aus dem Jahr 2018. „In Deutschland entscheidet jede und jeder selbst, was sie oder er isst. Mit der Ernährungsstrategie der Bundesregierung wollen wir es allen Menschen leichter machen, gut zu essen“, steht im Vorwort des Berichts.
CDU und FDP üben Kritik an Özdemirs Plänen
Im Bundestag ist die Ernährungsstrategie der Bundesregierung „Gutes Essen für Deutschland“ bei der ersten Beratung Mitte April auf Widerstand gestoßen. Özdemir hatte betont, jedem solle eine faire Chance gegeben werden, sich gut zu ernähren, weil gesunde Ernährung entscheidend für vieles sei. Darüber hinaus entscheide aber jeder selbst, was er oder sie esse. Albert Stegemann (CSU) konnte die vom Minister verkündete Liberalität nicht identifizieren. „Es geht vielmehr um Bevormundung, man will weg vom Fleisch und vom Zucker“, sagte er, womit die Gesellschaft in Gut und Böse gespaltet werde.
„Ich sehe den grünen Zeigefinger!“, sagte Ingo Bodtke (FDP). Die FDP sei gegen neue staatliche Verbote und Regulierungen, man setze auf den mündigen Bürger. Die Kritik an der Grünen-Politik wird immer wieder auch auf der Straße ausgetragen: Vergangenen Samstag war eine Grünen-Politikerin nach einer Veranstaltung bedrängt worden.
Harvard-Professor äußert Kritik an Özdemirs Ernährungsstrategie
Inhaltliche Kritik an den Plänen des Grünen-Ministers übt David Ludwig, Experte für Adipositas an der US-amerikanischen Universität Harvard, in der Bild-Zeitung. Gefragt, ob die Empfehlung, sich fettarm zu ernähren, immer gut sei, sagt er: „Das könnte eine gute Strategie sein, wenn Sie die deutsche Bevölkerung dick machen wollen.“ Er sagt auch: „Fettarme Produkte sind fettreichen Vergleichsprodukten unterlegen.“ Wie unter anderem der Spiegel schreibt, kann man aber Fette nicht mit Fetten gleichsetzen – weil sie jeder Körper anders verarbeite, und es qualitativ hochwertige Fette, wie etwa in Olivenöl, gebe.
Ludwig bedauert, dass man in Deutschland damit 20 Jahre Forschung ignoriere. Er meint aber explizit nur einen kleinen Baustein der Strategie, und bezieht sich auf „fettarm“. Insbesondere geht es allerdings im Grünen-Plan darum, versteckte Fette, Salze und Zucker in Fertigprodukten zu reduzieren. (kat)