Rocker-Experte über Nachtwölfe: "Sie sind natürlich bereit, für Russland zu kämpfen"

Mitglieder des russischen Motorradklubs Nachtwölfe versammeln sich jährlich am 9. Mai in Berlin.

Wie in jedem Jahr werden auch in diesem Jahr voraussichtlich einige Tausend Menschen am 8. und 9. Mai der gefallenen sowjetischen Soldaten in Berlin gedenken. Auch Anhänger des russischen Rockerklubs Nachtwölfe haben sich angekündigt. Wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine bekommen die Nachtwölfe aus Russland wie im vergangenen Jahr keine Visa für die Europäische Union. Daher wird vielmehr der deutsche Ableger Nachtwölfe Germany MC eintreffen. Die genaue Route ist auch den Behörden unbekannt, soll aber durch die Slowakei, Österreich und Tschechien sowie Sachsen und Brandenburg verlaufen.

Die Nachtwölfe gelten als „Putin-nah“. Was ist dran? Und was zeichnet sie aus? Wir haben mit einem Mann gesprochen, der die Szene kennt. Michael Ahlsdorf hat mehrere Bücher über Rockerbanden und Motorradklubs geschrieben. Er sagt: „Rockerklubs sind in vielerlei Hinsicht religiös aufgeladene Institutionen, auch ein Motorcycle Club (MC) ist ein frei gewähltes Glaubensgebilde, das im Idealfall ein ganzes Leben besteht.“

Herr Ahlsdorf, die Nachtwölfe sind auf dem Weg nach Berlin. Was unterscheidet die Gruppe von anderen Rockern?

Die Nachtwölfe sind definitiv nicht Rocker nach unserem westlichen Begriff, wie wir Rocker kennen – das führte in den ersten Jahren der Nachtwölfe auch oft zu Missverständnissen. Anfänglich hatten sie sich ja auch englisch benannt: Night Wolves. Und es gab auch seinerzeit im Zuge der Perestroika und der Öffnung Russlands viele Kontakte zu westlichen Klubs. Natürlich waren die Night Wolves durchaus zum Beispiel als Partner der Hells Angels im Gespräch oder später auch der Outlaws. Aber alle Westklubs haben ziemlich schnell festgestellt, dass die Night Wolves anders ticken und wirklich von diesem russischen Gedanken beseelt sind, der sehr religiös ist. Die westlichen Rockerklubs haben mit Religion überhaupt nichts zu tun.

Und der deutsche Ableger? Gibt es da Spezifika?

Das sind wirklich Exoten, die von einzelnen Leuten bemannschaftet werden. Wie viele überhaupt wirklich festes Mitglied sind, da wäre ich sehr vorsichtig. Die Mitglieder passen jedenfalls nicht in das klassische Schema eines Rockers.

Was ist eigentlich ein Motorradklub?

Der MC, der Motorcycle Club, ist das, was Sie noch klassisch als Hells Angels kennen, aber es gibt auch genug andere Klubs: Bandidos, Outlaws und so weiter. Die sind inzwischen weltweit organisiert und es gibt eine der Bikerszene angepasste Hierarchie. Es wird dann oft von einer militärischen Rangordnung geredet. Auch das passt natürlich sehr schön für die Nachtwölfe. Das sind dann die typischen Rocker, wie wir sie uns vorstellen, wie wir es aus den amerikanischen Filmen kennen und wie es sie auch wirklich gibt.

Welche Rockerbanden sind denn aus Ihrer Sicht gefährlich?

Gefährlich ist keine. Niemand. Ich habe in dieser Szene als Chefredakteur eines Rockermagazins ein halbes Jahrhundert lang überlebt. Man muss natürlich wissen, wie man mit ihnen umgeht – Respekt ist da durchaus ein Zauberwort. Sie müssen schon merken, dass sie ernst genommen werden. Und dann ist da überhaupt nichts gefährlich dran. Vielen wird eine Verbindung zur Organisierten Kriminalität oder Organisierte Kriminalität nachgesagt. Das trifft wenn, dann nur auf einzelne Ortsgruppen oder auf einzelne Leute zu.

Hm.

Noch mal: Sie sind nicht gefährlich. Aber natürlich sind es auch keine Modelleisenbahner. Es passiert schon, dass man Schläge austauscht. Es ist eine Subkultur und die ist auch erlebnisorientiert. Und insofern können Sie dann vielleicht von Gefährlichkeit reden. Aber ich denke, da ist jeder besoffene Fußball-Hooligan gefährlicher.

Was für Tattoos haben die Nachtwölfe denn? Welche Musik hören sie gern?

Um Gottes willen! Das sind teilweise auch sehr naive Fragen. Das ist ja eine lange alte Tradition der Rockerszene, dass die im Musikbusiness engagiert ist und beim Musikbusiness auch gefragt ist, weil man damit auch immer renommieren konnte, wenn die Hells Angels irgendwo Ordner waren. Das hat aber manchmal auch zu unschönen Szenen geführt. Das Gleiche haben die Nachtwölfe auch gemacht – sie sind wirklich große Eventorganisatoren in Russland und die Musik, die dort läuft, ist dann auch Rockmusik.

Aber diese russische Rockmusik hat so einen leicht folkloristischen Anklang – das wäre dann vielleicht der Unterschied. Was Tätowierungen betrifft: Die sind nicht anders als überall. Aber bestimmte Motive, zum Beispiel die Zahl 666, die Sie ja öfters mal bei westlichen Rockern finden, die würden Sie bei einem der Nachtwölfe nicht finden, weil das die Zahl des Antichristen ist und die Nachtwölfe dafür zu religiös sind.

Klingt harmlos. Gibt es auch gewalttätige Nachtwölfe?

Gewaltpotenzial gibt es durchaus. Eine gewisse Vorstellung von Männlichkeit gehört natürlich zum Rocker und wenn es darauf ankommt, wird wohl ein Rocker auch zuschlagen. Das ist bei den Nachtwölfen genauso der Fall wie bei westlichen Rockern. Wie tief oder wie eng die Verbindung der Nachtwölfe zur Politik ist, inwiefern sie in irgendeiner Weise mitwirken, auch physisch, als Kämpfer im Dienste Putins, kann, denke ich, niemand von uns nachprüfen. Sie haben ganz sicher einen guten und engen Draht. Also im Unterschied zur westlichen Kultur, wo Rocker ja immer eine Protest- und Gegenkultur sind, sind die Nachtwölfe in Russland tatsächlich Träger von russischer Kultur und spielen auch eine Rolle in der Politik. Die sind natürlich durchaus bereit, Russland zu dienen und für Russland zu kämpfen.

Ist Rockerkriminalität per se ein Medienphänomen?

Natürlich waren Rocker während des sogenannten Rockerkrieges gefährlich. Auch ich hatte genug schlaflose Nächte – die hat man, wenn man in der Szene ist. Dann weiß man, was passieren kann. Der normale Bürger, der Mann auf der Straße, der hat vor einem Rocker nichts zu befürchten. Das wird auch bei den Nachtwölfen so sein. Auch dann, wenn der Bürger im Treptower Park steht und dort zuschaut, wenn die Nachtwölfe da möglicherweise einen Kranz niederlegen. Dann wird er willkommen sein als Gast. Dann wird er sogar vielleicht noch russische Gastfreundschaft erleben.

Auch ein Ukrainer?

Da sollten Sie natürlich vorsichtig sein, da haben Sie recht. Einem Ukrainer würde ich nun nicht empfehlen, da mit einer ukrainischen Flagge anzutreten.

Vielen Dank für das Gespräch.

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