Nach Cupfinal-Theater: Schiri-Boss spricht über Fehlentscheide
Im Cupfinal gewann Servette gegen YB mit 3:2. Nach dem Spiel wurde das Fehlen des VARs bemängelt. Nun äussert sich Sascha Amhof, Leiter Ressort Schiedsrichter beim Schweizerischen Fussballverband.
Der Cupfinal der Frauen zwischen YB und Servette (2:3) ist noch immer ein grosses Gesprächsthema. Grund dafür sind die Entscheidungen des Schiri-Teams um Laura Mauricio. Dieses patzte im Spiel im Letzigrund gleich mehrfach. So übersah das Team nicht nur einen Servette-Rückpass auf Torhüterin Pereira, den diese in die Hände nahm, sondern auch ein klar irreguläres Tor der Genferinnen. Torschützin Simonsson stand beim 2:1 im Abseits.
YB-Trainerin Imke Wübbenhorst war stinksauer. In der 90. Minute schlug die bereits verwarnte Deutsche ihre linke Hand auf den angewinkelten rechten Oberarm. Die Geste war der Schiedsrichterin gewidmet und vergleichbar mit dem Zeigen des Mittelfingers. Mit viel Glück wurde sie nicht mit Rot bestraft.
«Widerlich spielende Truppe»
Und nach der Partie wütete sie in einem SRF-Interview. Sie betitelte Servette unter anderem als eine «widerlich spielende Truppe». Auf der Pressekonferenz entschuldigte sich Wübbenhorst zwar für ihre Worte, dennoch, die Worte gingen auf Social Media viral.
In Erinnerung blieb nebst den Wutausbrüchen ausserdem der Aufschrei, dass es im Cupfinal keinen VAR gab. Hauptgrund ist der finanzielle Aufwand, der mit dem Einsatz von Video-Schiedsrichtern für jedes Spiel verbunden ist. Und tatsächlich: Selbst in den Top-Ligen in Deutschland oder England fehlt derzeit der VAR.
Das sagt der Leiter Ressort Schiedsrichter
Und in diesem ganzen Cupfinal-Theater folgt nun das nächste Kapitel. Gegenüber 20 Minuten nimmt am Montag Sascha Amhof, Leiter Ressort Schiedsrichter beim Schweizerischen Fussballverband, Stellung. Er hält fest, dass der Frauencupfinal ein grossartiges Spiel gewesen sei.
«Nicht zuletzt deswegen können wir nachvollziehen, dass nach dieser Final-Niederlage viele Emotionen und bei den Verliererinnen auch Frust im Spiel sind», so Amhof. «Wir haben auch absolutes Verständnis dafür, dass Fehlentscheide von Schiedsrichterinnen Emotionen wecken.» Die Unparteiischen schmerze es wohl am meisten, wenn aus einer Ungerechtigkeit «ein Tor fällt oder gar der Spielausgang beeinflusst wird.»
Doch wie konnte so ein irreguläres Tor passieren? Amhof: «Fussball ist ein Fehlerspiel. Die Teams versuchen ständig, den Gegner zu Fehlern zu zwingen und diese dann zum eigenen Vorteil zu nutzen.» Dies mache einen grossen Teil der Faszination für dieses Spiel aus. «Leider gehören auch Fehler des Schiris zu diesem Spiel. Und dies unabhängig davon, ob das Spiel mit oder ohne VAR stattfindet. Wo Menschen arbeiten, wird es immer Fehler geben», erklärt Amhof.
Und was war mit dem Rückpass, den die Servette-Torhüterin verbotenerweise in die Hände nahm? Amhof: «Wie schon in der Champions League wäre auch beim Cupfinal ein Penaltypfiff bei der Abstossszene nicht eine adäquate Entscheidung gewesen.»
«Hier ist ein Fehler passiert»
Referee Laura Mauricio nimmt Amhof gegenüber 20 Minuten in Schutz. Die Schiedsrichterin könne bis auf die erwähnte Abseitsentscheidung mit ihrer Spielleitung zufrieden sein. «Bei der Abseitsentscheidung muss in Erinnerung gerufen werden, dass dieses eine Teamentscheidung ist», sagt der Leiter Ressort Schiedsrichter.
«So klar, wie ein solcher Entscheid am TV aussehen kann, so stark muss sich die Hauptschiedsrichterin auf die Zeichen und Beurteilungen ihrer Assistentin verlassen», so Amhof weiter. «Der überraschende Ballverlust in der Verteidigung führte genauso überraschend zu einer Situation, in der die Abseitsposition der Stürmerin zu beurteilen war.» Hier sei ein Fehler passiert, wie Fehler im Fussball leider immer wieder passieren könnten.