Livio Wenger gehört zu den besten Eisschnellläufern der Welt – trainieren kann er nur im Ausland

livio wenger gehört zu den besten eisschnellläufern der welt – trainieren kann er nur im ausland

Die Medaille um wenige Hundertstel verpasst: Livio Wenger an den Olympischen Spielen 2022 in Peking. Salvatore di Nolfi / Keystone

Heimat, das sei für ihn ein schwierig zu definierender Begriff, sagt Livio Wenger. Ursprünglich stammt er aus Schenkon am Sempachersee im Kanton Luzern. Dort ist er aber nur noch zwei bis drei Wochen im Jahr. Wenger gehört zwar zu den besten Eisschnellläufern der Welt. Aber weil es in der Schweiz keine professionell betriebene 400-Meter-Eisbahn gibt, verbringt er die meiste Zeit im Ausland.

Die Schweiz ist in dieser Sportart eine kleine Nation; Wenger ist hierzulande der einzige Eisschnellläufer auf Topniveau. Mit Franz Krienbühl, Martin Feigenwinter und Roger Schneider hatte das Land in der Vergangenheit zwar schon Eisschnellläufer von internationalem Format. Ausser Wenger hat jedoch keiner nachhaltig den Sprung an die Weltspitze geschafft. Und dennoch stelle die Schweiz mit Krienbühl einen Pionier, der die Sportart mit der Erfindung des hautengen, aerodynamischen Anzugs revolutioniert habe, sagt Wenger. Auch er trägt den Anzug.

Wenger kommt ursprünglich aus dem nichtolympischen Inline-Skating. Mit dem Ziel, einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, begann er vor zehn Jahren mit dem Eisschnelllauf.

Das erforderte einen Umzug nach Oberbayern. Zusammen mit seinem Trainer ist er Teil einer internationalen Trainingsgruppe, in der Eishalle in Inzell bereiten sie sich ab dem Sommer jeweils auf die neue Saison vor. Wenger hat in der Nähe eine Wohnung, Familie und Freunde sieht er in dieser Zeit selten. «Die Situation ist nicht einfach», sagt der 30-Jährige.

«Wie soll ohne Anlage eine Tradition im Eisschnelllauf entstehen?»

Deutschland ist mittlerweile so etwas wie seine zweite Heimat geworden. In der Schweiz vermisst Wenger den Rückhalt für seinen Sport. In der offiziellen Schweizer Bewerbung für die Olympischen Spiele 2030 habe es nicht einmal Pläne für eine Eisschnelllauf-Anlage gegeben – die Initianten wollten ohne neu zu bauende Infrastruktur auskommen. Für die Wettkämpfe im Eisschnelllauf wurden die Bahnen in Inzell, in Heerenveen sowie in Mailand und Cortina d’Ampezzo als Austragungsstätten geprüft. Für Wenger ist das schwer verständlich.

In der Politik werde gerne argumentiert, dass es in der Schweiz keine Tradition im Eisschnelllaufen gebe und es deshalb keine Anlage brauche, sagt Wenger. Für ihn ist das ein falscher Schluss: «Ohne Loipen gäbe es keine Langlauf-Tradition. Ohne Eishallen keine Eishockey-Tradition. Wie soll ohne Anlage eine Tradition im Eisschnelllauf entstehen?»

Obwohl die Sportart medial kaum stattfindet, kann Wenger mittlerweile vom Spitzensport leben. Eine Anstellung als Zeitsoldat bei der Schweizer Armee gibt ihm seit Jahren finanzielle Sicherheit. Zudem wird er von zwei Sponsoren unterstützt. «So kann ich mich auf den Sport konzentrieren und muss nicht stetig auf das Bankkonto schauen.»

An den EM 2022 gewinnt er die erste Schweizer Medaille an einem Grossanlass

Wenger hat in der jüngeren Vergangenheit mehr als ein herausragendes Ergebnis erzielt. An den Europameisterschaften 2022 in Heerenveen gewann er Silber – es war die erste Schweizer Medaille in einem Einzelrennen an einem Eisschnelllauf-Grossanlass. Im Teamsprint mit Oliver Grob und Christian Oberbichler hatte er zwei Jahre zuvor die EM-Bronzemedaille errungen. «Die Medaillen zeigen, dass es für die Schweiz im Eisschnelllauf möglich ist, Erfolg auf internationalem Level zu haben», sagt Wenger.

Wenger gehört in den Massenstartrennen zu den besten Läufern, als früherer Inline-Skater kommt ihm die Disziplin entgegen. Das Rennen taktisch lesen, im richtigen Moment am richtigen Ort sein und dann im Schlusssprint angreifen: Das sind seine Stärken. Doch wie Wenger kommen viele seiner Konkurrenten aus dem Inline-Skating. «Unterdessen kann jeder im Feld schnell laufen», stellt Wenger nüchtern fest. Die Taktik sei deshalb umso wichtiger.

Wenger stand im Massenstart bereits zwei Mal in einem olympischen Final. Beide Male verpasste er die Medaillen knapp. In Pyeongchang lief er 2018 als Aussenseiter in den Final; als Vierter gewann er ein olympisches Diplom.

Eine Corona-Erkrankung zur Unzeit wirft die Pläne über den Haufen

Vier Jahre später reiste er als Medaillenkandidat nach Peking. Alles andere als Edelmetall sei eine Enttäuschung, sagte er im Vorfeld der Olympischen Spiele. Er schaffte es erneut in den Final und wurde Siebenter, die Medaille verpasste er um wenige Hundertstelsekunden. Wenger musste lernen, solche Rückschläge zu verkraften. Er hadert heute noch mit den widrigen Umständen.

In der Saison 2021/22 hatte ihn Corona aus der Bahn geworfen. Die Erkrankung traf ihn zur Unzeit; die Vorbereitung auf die Europameisterschaften und die Olympischen Spiele geriet ins Stocken.

Wenger wollte in den verbleibenden Monaten vor den beiden Grossanlässen das Maximum aus den Trainings herausholen, ging an seine Grenzen. Engstirnig und verbissen sei er gewesen, sagt er heute. Die Trainings habe er ohne Rücksicht auf die Kollegen durchgezogen, er habe nicht gewartet, wenn einer einmal im Stau gestanden und zu spät gekommen sei. «Viele Trainingskollegen sagten zu Recht, dass ich in jener Saison ein richtiges Arschloch gewesen sei.»

Die letzten Prozente fehlen immer noch

An den Europameisterschaften im Januar 2022 läuft Wenger ein perfektes Rennen und wird Zweiter, einen Monat später ist er an den Olympischen Spielen ausgebrannt. «Irgendwann zog es mir den Stecker. Der Körper war nach der Corona-Erkrankung zu geschwächt.» Er habe sich in dieser Zeit zu stark unter Druck gesetzt, sagt Wenger: «Ich musste zehn bis zwölf Stunden schlafen, um mich von einem Training zu erholen.» Nach den Olympischen Spielen nimmt er sich eine Auszeit.

Die Nachwehen der Corona-Erkrankung spürt Wenger bis heute. Er benötigt fast ein Jahr, um wieder auf halbwegs normale Trainingswerte zu kommen. «Mittlerweile bin ich auf gutem Weg, aber das letzte Prozent fehlt weiterhin.»

Bis zu den Weltmeisterschaften in Calgary im Februar 2024 will er wieder bei hundert Prozent sein. Gleichzeitig richtet er den Blick auf die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Wenger hat grosse Ambitionen. Er sei mittlerweile an einem Punkt in seiner Karriere, wo er sagen könne: «Mein Ziel ist an jedem Grossanlass der Gewinn einer Medaille.»

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