Literatur: Medienberichte: Paul Auster ist tot
Paul Auster starb am 30. April in New York (Archivbild).
Romancier, Drehbuchautor und einer der erfolgreichsten Vertreter amerikanischer Gegenwartsliteratur: Paul Auster ist mit 77 Jahren in New York einem Krebsleiden erlegen.
Medienberichte: Paul Auster ist tot
Der US-Schriftsteller Paul Auster ist tot, wie unter anderem die New York Times und der britische Guardian berichten. Beide Zeitungen berufen sich auf Informationen von Austers Vertrauter Jacki Lyden. Demnach starb Auster in seinem Haus in Brooklyn am Dienstagabend an Lungenkrebs. Er wurde 77 Jahre alt.
Auster avancierte in den 80er-Jahren mit den postmodernen Krimis seiner “New-York-Trilogie” zu einem Kultautor. Zudem schrieb er über ein Dutzend weitere Romane sowie Essays und Drehbücher. Zentrale Themen seiner Arbeit waren sonderbare Zufälle und traumatische Verluste. Ein wiederkehrender Schauplatz seiner Literatur war immer wieder New York als Ort der Heimatlosen, “eine Stadt, in der viele Leute stranden”, wie er sie nannte. Austers Werk war durch den französischen Existenzialismus beeinflusst.
Auster wurde 1947 in Newark als Sohn jüdischer Einwanderer geboren und träumte schon in seiner Jugend davon, Schriftsteller zu werden. Er studierte Literatur in New York und Frankreich und finanzierte sich anfangs durch Lehraufträge und Übersetzungsarbeiten.
Zunächst wurde der Großstadtroman “City of Glass” von 17 Verlagen abgelehnt, bis ihn ein kalifornischer Kleinverlag 1985 herausbrachte. 1986 folgten “Ghosts” und “The Locked Room” in der “New-York-Trilogie”. Die thematisch lose verbundenen Bücher wurden dann unerwartet zu Bestsellern.
Alle drei von der Kritik hochgelobten Romane beginnen wie ein klassischer Krimi, entwickeln jedoch mit ihren vertrackten Plots eine existenzielle Dimension, die den Leser systematisch aufs Glatteis führt. Die Trilogie wurde in Universitätskreisen als Musterbeispiel dekonstruktiver postmoderner Literatur diskutiert, sprach aber mit der in weiten Teilen traditionellen Erzählweise zugleich ein breites Publikum an.
Später etablierte er sich mit Werken wie “Mond über Manhattan”, “Mr. Vertigo” und “Das Buch der Illusionen” als gefeierter Bestsellerautor. Austers Figuren, oft von seiner eigenen Lebensgeschichte beeinflusst, sind exzentrische, zerrüttete Charaktere. Sie verlieren sich auf der Suche nach sich selbst in dunklen Abgründen und obskuren Ecken.
Das Unvorhersehbare, zufällige Ereignisse und fantastische Wendungen prägen ihr Dasein und geben Anlass zu philosophischen Betrachtungen über Kunst und Kultur, Identität, Leben und Tod. In jüngerer Vergangenheit veröffentlichte Auster einige umfangreiche Werke, darunter den Roman “4 3 2 1” von 2017, der mehr als 1000 Seiten umfasst, und die etwa 800 Seiten starke Biografie über den US-Autor Stephen Crane (1871-1900) mit dem Titel “In Flammen” (Originaltitel: “Burning Boy”). Der mit rund 200 Seiten relativ kurze Roman “Baumgartner” erschien vergangenen November in den USA.