Kulturtipps im Mai 2024: Diese Ausstellungen, Events und Buchneuheiten sollten Sie nicht verpassen!
Von tanzenden Stühlen und Smartphone-Kunst über junges Design bis hin zu erfrischender Lektüre: Wir stellen Ihnen vielversprechende Ausstellungen, Events und Buch-Neuerscheinungen vor
Kulturtipps im Mai 2024: Diese Ausstellungen, Events und Buchneuheiten sollten Sie nicht verpassen!
Das sind die Kulturtipps für den Mai von AD: von Ausstellungen bis hin zu Events.
Vor 150 Jahren wurde es eröffnet, und zwar als eines der ersten Kunstgewerbemuseen in Deutschland: das heutige GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Gefeiert wird das Jubiläum nun unter anderem mit einer vielversprechenden Ausstellung zum Thema Stühle, deren Szenografie kein Geringerer als der amerikanische Künstler Robert Wilson entworfen hat. Er sagt: „Für mich ist ein Stuhl wie eine Skulptur. Stühle können eine Funktion haben, aber sie müssen es nicht!“ Mehr zu Wilsons Arbeit in Leipzig lesen Sie in unserem Kulturtipp Nummer 3.
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Diese Ausstellungen, Events und Buchneuheiten sollten Sie im Mai nicht verpassen
Besonders zu empfehlen ist auch ein Buch, das Vorfreude auf sommerliche Temperaturen und Urlaub in Bella Italia weckt. Der Taschen Verlag, der einst mit preiswerten Kunstbüchern an den Markt ging und heute zu den großen Playern in Sachen Coffee Table Books gehört, hat einen wunderbaren Band herausgebracht, aus dem auch das Stillleben oben stammt. Er widmet sich mit viel Liebe zum Detail – der Zitrone. Hier sind die AD-Kulturtipps, lassen Sie sich inspirieren!
#1 Im Großstadtdschungel: Das Museum Giersch in Frankfurt zeigt die Malerin Louise Rösler &
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Haben Sie schon mal von Louise Rösler gehört? Wahrscheinlich nicht. Dabei war die 1907 geborene Berlinerin eine talentierte Malerin und Grafikerin. Zu entdecken ist ihr energiegeladenes Werk jetzt im Museum Giersch der Goethe-Universität in Frankfurt, das auch deshalb einen Besuch wert ist, weil es in einer neoklassizistischen Villa am Mainufer residiert. Credo des Hauses: Künstlerischen Positionen eine Plattform bieten, die in der Öffentlichkeit bisher nur wenig bekannt sind. Mit über 160 Exponaten, darunter Gemälde, Collagen, Aquarelle und Druckgrafiken, zeigt die Ausstellung noch bis zum 25. August 2024 das vielseitige Œuvre Louise Röslers. Ihr Lieblingsmotiv: das pulsierende Großstadtleben. Anfangs malte Rösler es noch gegenständlich, später lösten sich Straßen, Häuser und Reklameschilder zunehmend in Abstraktion auf. Und die Künstlerin integrierte mit viel Kreativität gefundene Papierschnipsel, Bonbonverpackungen oder gar den Plastikblister einer Antibabypille (oben) in ihr Werk. „Bei der Collage interessiert es mich“, so Rösler, „aus banalsten Dingen (…) etwas Kostbares zu machen“.
#2 Ein erfrischendes Koch- und Kunstbuch über Zitronen &
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Fast meint man, man könne sie vom weißen Grund stibitzen, so verführerisch wirkt die Zitrone, die vom Deckel dieses Buches prangt. Mit „The Gourmand‘s Lemon. A Collection of Stories and Recipes”, das in Zusammenarbeit mit der Londoner Food- und Kulturzeitschrift „The Gourmand” entstand, demonstriert der Taschen Verlag einmal mehr seinen ausgeprägten Sinn für gestalterische Qualität. Der zeigt sich nicht nur an exzellenten Abbildungen, sondern auch an feinen Details wie dem marmorierten Vorsatzpapier des Buches, auf dem, natürlich, Zitronen wabern. 60 Rezepte aus aller Welt enthält der Band. Und er spürt dem Eigenleben der Zitrone über die Jahrhunderte hinweg nach, zum Beispiel in der Kunst. Im altmeisterlichen Stilleben galt die plastische Darstellung der Zitrusfrucht als Ausweis malerischen Könnens, sie war Symbol für Wohlstand und Memento Mori. Henri Matisse und Picasso malten sie später platt wie eine Flunder, weshalb ein Kritiker empört kommentierte: „Zitronen sind doch nicht flach, Monsieur Matisse!” Josef Beuys wiederum entwarf 1985 seine Capri-Batterie, eine Glühbirne, die von der Kraft einer prallen Zitrone gespeist wird. „Zitronen sind Symbole, Chiffren, Ingredienzien”, heißt es im Buch. Und: Sie sind „Früchte zum Träumen”.
#3 Karneval der Stühle im GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig &
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Über 650 Stühle aus den 1960er Jahren bis in die Gegenwart, von großen Designern wie Ettore Sottsass, Ron Arad, Martino Gamper, Maarten Baas oder von bildenden Künstlern wie Donald Judd, Niki de Saint Phalle, Franz West: Die Stuhlsammlung des im letzten Jahr gestorbenen Genfer Unternehmers und Sammlers Thierry Barbier-Mueller ist eine der weltweit bedeutendsten ihrer Art. Zu sehen sind nun bis zum 6. Oktober 2024 rund 140 Stücke dieses Schatzes im GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Dabei werden die Exponate nicht in einer konventionellen Ausstellungsarchitektur präsentiert, sondern vom amerikanischen Regisseur und Bühnenbildner Robert Wilson inszeniert. Wilson erhielt 1993 zusammen mit dem deutschen Komponisten Hans Peter Kuhn auf der Biennale Venedig den Goldenen Löwen. Die Ausstellungsräume in Leipzig verwandelt der 82-Jährige mittels Ton-, Licht- und Gestaltungselementen in eine faszinierende Theaterlandschaft, die mal düster-dystopisch, mal minimalistisch, mal verspielt wirkt – und in der die Stühle zu gefeierten Darstellern werden.
#4 Dialogmaschine: Kiez trifft indigene Kultur im Berliner Spore Haus &
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Berlin ist bekanntlich reich an spannenden Institutionen, an Museen, Galerien, Theatern, Clubs. Seit kurzem hat die Hauptstadt einen solchen Ort mehr: das Spore Haus. Gleich drei gute Gründe gibt es, warum man es sich anschauen sollte. Erstens: Das 2023 eröffnete Kulturzentrum ist architektonisch, besonders innen, ein echter Hingucker. Kein Wunder also, dass der markante Bau von AFF Architekten für den wichtigsten europäischen Architekturpreis, den Mies van der Rohe Award 2024, nominiert wurde. Zweitens: Das Spore Haus ist ein bunter Ort des Austauschs. Die Spore Initiative erforscht dort zusammen mit indigenen Gemeinschaften, wie sich ihr kostbares Wissen um die Natur und ihre Kunst- und Kulturtechniken erhalten und zugänglich machen lassen. Den Menschen im Kiez wiederum bietet Spore kostenlose Workshops und öffentliche Räume, zum Beispiel eine zauberhafte Bibliothek. Drittens: Spore zeigt im Austausch mit Gemeinschaften aus dem Globalen Süden regelmäßig tolle Ausstellungen. Jüngst eröffnet wurde eine Schau, in der es um den Schutz von Wäldern und Saatgut sowie das Überleben angesichts zunehmender Wasserknappheit geht.
#5 Inspiration Smartphone: Zeitgenössische Kunst in der Alexander Tutsek-Stiftung in München &
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Von permanenter Verfügbarkeit oder Digital Detox übers Swipen und Ghosten bis hin zum Rohstoff-Raubbau: Eine neue Ausstellung mit dem schönen Titel „The World in My Hand“ in der BlackBox der Alexander Tutsek-Stiftung in München setzt sich noch bis zum 31. Oktober 2024 mit dem Smartphone in der zeitgenössischen Kunst auseinander. Etwa 50 Werke von über 30 Künstler*innen, unter ihnen so bekannte Namen wie Ai Weiwei oder Karin Sander, aber auch noch junge Positionen, sind zu sehen. Mit einer Arbeit vertreten ist auch der kanadische Fotograf Edward Burtynsky (oben). Was ein bisschen aussieht wie Farbfeldmalerei, ist in Wirklichkeit eine Luftaufnahme der Atacama-Wüste in Chile, wo in gigantischen Becken das Lithium für unsere Smartphone-Akkus gewonnen wird. Die Szenografie der Münchner Schau stammt von Ester Bruzkus Architekten. Die Raumfolge gleicht der Enfilade in historischen Palästen, die Türöffnungen wurden den Proportionen von Handys angepasst, die Zargen verspiegelt: Sie verweisen, so Bruzkus und ihr Partner Peter Greenberg, „auf den hochglanzpolierten Edelstahlrahmen eines Smartphones neuester Generation – und laden ein zum Selfie wie zur Selbstreflexion“.
#6 Innovativ und erfindungsreich: Junges Design im Berliner Kunstgewerbemuseum &
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Am 27. April ist sie gestartet, die siebente Ausgabe der Berlin Design Week. Besonderes Highlight in diesem Jahr: die Ausstellung „NEXT – Young European Design“ im Kunstgewerbemuseum Berlin. Sie bleibt glücklicherweise über das Festivalende (5. Mai) hinaus, noch zum 26. Mai 2024, geöffnet. Dreißig „Leuchtturmprojekte“ junger Designerinnen und Designer aus elf europäischen Ländern werden gezeigt, die sich gesellschaftlichem Wandel, ökologischer Nachhaltigkeit und Innovationen widmen. So stellt etwa DBE.Furniture aus Ungarn Möbel vor, die uns mit ihren knalligen Bonbonfarben atmosphärisch direkt nach Miami katapultieren und zum Teil aus Aluminiumschaum-Platten bestehen, deren poröse Struktur durch Einblasen von Luft in geschmolzenes (recyceltes) Aluminium entsteht. Ein Projekt aus Estland experimentiert an verrückten Schuhen aus Eierschalen und JUUST Architektur aus Österreich hat die „Wanderbox 2.0“ entwickelt, ein multifunktionales Möbel für moderne Nomaden, das ein Bett samt Matratze, einen Tisch, Bänke sowie Stauraum bietet und kompakt zusammengefaltet werden kann.
#7 Kunst und kurioses Design auf der TEFAF New York &
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Last, but not least, ein Tipp für alle, die hochkarätige Kunst lieben und im Mai in New York weilen. Dort läuft vom 10. bis 14. Mai 2024 die zehnte Ausgabe der TEFAF New York, des amerikanischen Ablegers der berühmten TEFAF Maastricht. Die Messe im Park Avenue Armory-Gebäude versammelt rund 90 Galerien aus 50 Ländern, die moderne wie zeitgenössische Kunst, Antiquitäten, Schmuck und Designobjekte präsentieren. Die TEFAF New York ist jährlicher Anziehungspunkt für Sammler, Kunsthändler und Kuratoren aus aller Welt. Dabei bietet das Event nicht nur die Möglichkeit, Kunst zu kaufen, sondern auch, den einen oder anderen Talk zu besuchen. So widmet sich die namhafte deutsche Galerie Sprüth Magers in einem Vortrag der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Jenny Holzer, die New Yorker Galerie R & Company, spezialisiert auf Designobjekte, diskutiert (und verkauft) das Werk des Amerikaners Wendell Castle (1932–2018), der für seine Handwerkskunst ebenso bekannt ist wie für seine skurrilen, organisch geformten Möbel.
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