Herr Ahrens, weshalb lesen wir nur von Unfällen bei der CABB?
In der Bevölkerung herrscht nach dem erneuten Chemieunfall Besorgnis. Im Interview stehen Standortleiter Uwe Müller und CEO Thomas H. Ahrens Rede und Antwort.
Uwe Müller, Standortleiter Pratteln (links), und CEO sowie Verwaltungsratspräsident Thomas H. Ahrens nehmen zum Schadstoffaustritt Stellung.
Nachdem es am vergangenen Freitagabend bei der CABB AG in Pratteln erneut einen Chemieunfall gab, informierte das Unternehmen am Donnerstag zum Vorfall und zu den Sicherheitsmassnahmen im Betrieb. Im Anschluss beantworteten CEO Thomas H. Ahrens und Standortleiter Uwe Müller die Fragen dieser Redaktion:
Sie haben gesagt, dass am Freitag alles optimal verlaufen sei, aber eingeräumt, dass es in der Firma Verbesserungspotenzial gebe. Gibt es auch Punkte, die am Freitagabend hätten besser laufen sollen?
Müller:
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Aktuell können wir keine konkreten Punkte nennen, diese Frage ist Gegenstand laufender Untersuchungen.
Der Vorfall sorgte für Aufsehen: Spüren Sie einen Druck aus der Bevölkerung?
Ahrens:
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Ich spüre Besorgnis aus der Bevölkerung, und diese kann ich verstehen. Wir werden dem mit einer Transparenzoffensive entgegentreten.
Viele Menschen haben gemeldet, dass Sie unzufrieden mit der Art der Alarmierung waren – so haben viele den Alarm gar nicht mitgekriegt. Hätten Sie anders gehandelt als die kantonalen Behörden?
Müller:
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Das kann ich nicht beantworten, weil diese Alarmierungshoheit nicht bei uns liegt. Die vorsorgliche Alarmierung durch die Behörden erachte ich jedoch als angemessen, zumal man nicht mit Sicherheit wusste, um welchen Stoff es sich handelt. Viele Menschen in der Umgebung haben die Dampfwolke gesehen. Dass das Besorgnis auslöst, kann ich vollkommen nachvollziehen.
Sie haben an der Medienkonferenz vom negativen Image in der Bevölkerung gesprochen. Können Sie ausführen, was die Rückmeldungen am Freitag waren?
Ahrens:
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Wir haben mit einigen Personen aus der Politik und der Bevölkerung gesprochen. Verständlicherweise war niemand begeistert. Eine häufige Rückmeldung war die Aufforderung, aus dem Ereignis Erkenntnisse zu gewinnen, um weitere Stoffaustritte zu verhindern. Ich fühle mich auch persönlich betroffen, dass das passiert ist. Ich lebe hier in der Region, in Möhlin. Und wenn es in einem Werk, für das man verantwortlich ist, einen Stoffaustritt gibt, ist das kein gutes Gefühl.
Sie haben gesagt, eine Schliessung ist ausgeschlossen. Die CABB befindet sich aber in einer sehr dicht besiedelten Region. Verstehen Sie die Kritik?
Ahrens:
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Ich verstehe die Verunsicherung nach so einem Vorfall. Was ich nicht verstehe, sind Rufe danach, dass das Werk geschlossen werden solle. Das ist für mich Polemik, und dazu nehmen wir keine Stellung. Wir können nur sagen: Bei der CABB handelt es sich um ein modernes, gut geführtes Unternehmen, bei dem Sicherheit höchste Priorität hat.
Und dennoch haben Sie ein Restrisiko eingeräumt. Hinsichtlich der Bevölkerung könnte man dies in einem weniger dicht besiedelten Gebiet noch mehr minimieren …
Ahrens:
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In der chemischen Produktion arbeiten wir mit Stoffen und Produkten verschiedener Gefahrenklassen. Dieser Gefahren sind wir uns jederzeit bewusst, und wir beherrschen sie. Wir haben Sicherheitssysteme und ein umfassendes Sicherheitsdispositiv, aber es besteht immer ein Restrisiko, und dieses wollen wir auch nicht kleinreden, aber wir minimieren es und gehen verantwortungsvoll damit um. Zum Standort: Ich glaube, wir gehören hierhin. Wir sind ein modernes Chemieunternehmen, das für die ganze Region Basel eine hohe Wertschöpfung liefert. Wir sind seit über hundert Jahren an diesem Standort, und die Produkte, die wir hier herstellen, sind für die Schweiz immens wichtig. Deswegen wurden wir während der Pandemie auch als systemkritisch eingestuft. Und nicht zu vergessen: Wir verarbeiten einen Grossteil der Rohstoffe der Saline.
Sie haben in Ihrer Präsentation gesagt, dass auch andere Firmen in der Industrie viele Arbeitsunfälle haben – öffentlich kriegt man aber vor allem Vorfälle bei der CABB mit. Weshalb?
Müller:
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Auf der einen Seite arbeiten wir natürlich mit teils gefährlichen Stoffen, worauf die Öffentlichkeit besonders sensibel ist. Auf der anderen Seite müssen wir künftig aber auch offensiver kommunizieren. Das heisst, dass wir der Bevölkerung auch unabhängig von Störfällen zeigen, was wir tun.
Sie haben einen 24-Stunden-Betrieb. Viele Vorfälle in den letzten Jahren sind am Abend, in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden passiert. Gibt es hier einen Zusammenhang?
Müller:
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Nein, wir arbeiten mit einem Schichtsystem, das für 24 Stunden an sieben Tagen aufgebaut ist. Das heisst, die Schichtstärken haben nichts mit Früh-, Spät- oder Nachtschicht zu tun. Das ist wirklich Zufall.
Also gibt es auch keine Probleme wegen Müdigkeit in der Nachtschicht?
Müller:
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Nein. Die Schichtlängen sind alle gleich. Es gibt keinen Zusammenhang.
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