Grünes Licht für die Ukraine: Nato-Land kratzt an Putins „roter Linie“
Ukraine-Krieg
Grünes Licht für die Ukraine: Nato-Land kratzt an Putins „roter Linie“
Der britische Außenminister Cameron hatte bei seinem Besuch in Kiew Großbritanniens bislang größtes Hilfspaket im Gepäck. Auch rhetorisch gab es ein Novum.
Kiew – Es war eine der Auflagen für Waffenlieferungen aus dem Westen: Die Ukraine darf keine westlichen Waffen für Angriffe auf russisches Territorium verwenden. Der britische Außenminister David Cameron sprach bei einem Besuch in Kiew am Donnerstag (2. Mai) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters darüber, diese rote Linie im Ukraine-Krieg womöglich zu überschreiten.
Aus Sicht Camerons hat die Ukraine das Recht, die von London zur Verfügung gestellten Waffen zu nutzen, um Ziele in Russland anzugreifen. Es liege an Kiew, dies zu tun, betonte Cameron gegenüber Reuters. „Die Ukraine hat dieses Recht. Da Russland innerhalb der Ukraine zuschlägt, können Sie durchaus verstehen, warum die Ukraine das Bedürfnis hat, sich selbst zu verteidigen.“
Außenminister David Cameron ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Kiew.
Fällt rote Linie im Ukraine-Krieg? Großbritannien bringt neue Möglichkeit ins Spiel
Zudem versprach London jährliche Militärhilfen in Höhe von drei Milliarden Pfund (etwa 3,5 Milliarden Euro). „Wir werden jedes Jahr drei Milliarden Pfund zur Verfügung stellen, solange es nötig ist. Wir haben wirklich alles ausgeschöpft, was wir an Ausrüstung geben können.“ Es sei das größte britische Militärpaket seit Beginn des Krieges.
Seit Monaten greift die Ukraine Energieinfrastruktur auf russischem Staatsgebiet mit Drohnen aus eigenem Bestand an. Die Nadelstiche zeigen Wirkung: Der Benzinpreis in Russland steigt, der Treibstoff wird knapper.
Mehrere Medien hatten bereits über das Interview berichtet, als Reuters die Meldung am Freitag (3. Mai) zurückzog. „Eine Reuters-Meldung, wonach der britische Außenminister David Cameron der Ukraine Hilfe zusagt, wird zurückgezogen, da bestimmte Details der Meldung noch überprüft werden müssen.“ Die vorliegenden Informationen beziehen sich auf die zuvor veröffentlichte Version.
öldepot raffinerie ukraine krieg russland ölkonzern drohnenangriffe rote linie
USA rief Kiew offenbar zu Stopp der Drohnenangriffe auf Russlands Territorium auf
Andere westliche Nationen hatten sich zunächst nicht zu Camerons Statement geäußert (Stand: 3. Mai, 12.30 Uhr). Washington hatte die Ukraine aber zuvor laut Insiderberichten dazu aufgerufen, die Drohnenangriffe auf Raffinerien auf russischem Territorium einzustellen. Hintergrund soll die Befürchtung steigender Ölpreise gewesen sein. „Nichts erschreckt einen amtierenden amerikanischen Präsidenten mehr als ein Anstieg der Benzinpreise während eines Wahljahres“, sagte Bob McNally, der ehemalige Energieberater des Weißen Hauses, der Financial Times dazu.
Die Ukraine hielt sich stets strikt an die Auflage, mit westlichen Waffen keine Ziele auf russischem Territorium anzugreifen. Der Westen will damit vermeiden, Kriegspartei zu werden – auch wenn Angriffe auf militärische Ziele in Russland vom Völkerrecht gedeckt wären. Im Zuge der Taurus-Debatte war die Befürchtung aufgekommen, dass Kiew mit dem Marschflugkörper mit großer Reichweite auch Ziele auf russischem Territorium angreifen könnte. Kritiker führten die Gefahr einer Eskalation als Gegenargument einer Taurus-Lieferung an.