„Gesundheit der Weltwirtschaft“ – Jetzt erwartet Shell ein neuer Klima-Streit

Shell hat seine Klimaziele zuletzt deutlich zurückgeschraubt. Dahinter steckt die knallharte Erkenntnis, dass Öl und Gas schlicht profitabler sind als Erneuerbare. Doch nun übt eine Reihe von schwergewichtigen Investoren Druck aus: Shell soll demnach dringend nachbessern.

„gesundheit der weltwirtschaft“ – jetzt erwartet shell ein neuer klima-streit

Shell hat ein erfolgreiches erstes Quartal hinter sich SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Die Geschäfte laufen gut für Shell. Am Donnerstag meldete der Öl- und Gasriese mit Sitz in London einen Quartalsgewinn von 7,73 Milliarden US-Dollar (7,2 Milliarden Euro) und konnte damit die Erwartungen am Markt um mehr als eine Milliarde Dollar übertreffen.

Die Sparte Ölraffination profitierte von Lieferschwierigkeiten wegen der Angriffe auf Tanker im Roten Meer und einem Einbruch der Lieferungen von russischem Öl wegen des Angriffskriegs in der Ukraine. Auch im Handelsgeschäft hat Shell sehr gute Ergebnisse vorgelegt.

Zwar blieb der Quartalsgewinn wegen deutlich niedrigerer Öl- und Gaspreise spürbar hinter den 9,6 Milliarden US-Dollar des Vorjahresquartals zurück. Die Folgen konnte der Konzern aber besser abfedern als eine Reihe von Wettbewerbern. Die Anleger profitieren mit einem weiteren Aktienrückkaufprogramm über 3,5 Milliarden US-Dollar und konstanten Dividendenzahlungen.

„Shell hat ein weiteres Quartal mit starker betrieblicher und finanzieller Leistung geliefert. Das unterstreicht unser kontinuierliches Ziel, mehr Wert mit weniger Emissionen zu schaffen“, betonte Vorstandschef Wael Sawan. Doch dieses Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, gerät zunehmend in Konflikt mit Shells unternehmerischen Ambitionen. Beobachter fragen sich, wie ernst es dem Konzern damit wirklich ist. Erst Mitte März hatte Sawan die Emissionsziele deutlich zurückgeschraubt.

Eigentlich hatte das Unternehmen seine Karbonintensität bis 2030 um ein Fünftel gegenüber 2016 reduzieren wollen. Unter dieser Messzahl fasst Shell sämtliche Produkte und deren Ausstoß zusammen; setzt der Konzern mehr im Bereich erneuerbarer Energie ab, senkt das die Intensität auch bei gleichbleibendem Öl- und Gasausstoß.

In sechs Jahren traut sich Shell jetzt nur noch eine Verringerung um 15 bis 20 Prozent zu. Das Ziel einer 45-prozentigen Reduzierung bis 2035 ist komplett entfallen. Bis 2050 soll der Nettoausstoß dennoch auf Null fallen.

Shell ist zweitgrößter börsennotierter Emittent von Treibhausgasen

Die Überarbeitung der Strategie zur Energiewende drei Jahre nach ihrer Festlegung spiegelt Sawans Pläne, die Ölförderung konstant zu halten, aber das zuletzt sehr gefragte Flüssiggasgeschäft deutlich auszubauen. Zudem ist Shell selektiver geworden, welche Produkte mit niedrigen Emissionswerten und aus erneuerbaren Quellen der Konzern ins Programm nimmt.

Shell ist nach ExxonMobil der zweitgrößte börsennotierte Emittent von Treibhausgasen, zeigt die Carbon-Majors-Datenbank der britischen Denkfabrik Influence Map. Doch gerade der Wettbewerb mit den großen US-Rivalen dürfte mit zu den Auslösern gehören, dass Shell seine Emissionsziele anpasst.

Exxon sei in den vergangenen Jahren an der Börse deutlich erfolgreicher gewesen als Shell, obwohl der britische Konzern sich die ambitionierteren Klimaziele gesetzt hat, erläuterte Christian Stadler, Professor für strategisches Management an der Warwick Business School. Knallharte wirtschaftliche Erwägungen stecken dahinter, „Öl und Gas sind im Moment profitabler als Erneuerbare.“

Auf 460 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung kommt Exxon. Shell schafft es nur auf halb so viel, bei umgerechnet 230 Milliarden US-Dollar liegt der aktuelle Marktwert. Der einheimische Rivale BP liegt mit 108 Milliarden US-Dollar noch deutlich weiter zurück.

„Extrem unterbewertet“ sei der Ölkonzern an der Börse in London, beklagte Sawans Vorgänger Ben van Beurden vor drei Wochen gegenüber der „Financial Times“. Die wachsende Schere in der Bewertung habe auch damit zu tun, dass die US-Konzerne auf einen deutlich tieferen Pool an Kapital zugreifen könnten.

Ihre hohe Bewertung haben die US-Ölriesen in den vergangenen Monaten immer wieder genutzt, um Übernahmen mit eigenen Aktien zu finanzieren und so ihre starke Position weiter auszubauen. Exxon hat im Herbst für Pioneer Natural Resources 60 Milliarden US-Dollar in einem Aktientausch hingelegt.

Chevron hat kurz darauf nach dem gleichen Muster für 53 Milliarden US-Dollar Hess übernommen. Auch Energieunternehmen aus der zweiten Liga haben in den USA zuletzt große M&A-Deals mit Aktien finanziert. Der Bewertungsunterschied macht einen solchen Schritt für Shell deutlich kostspieliger.

Es müsse etwas passieren, hatte van Beurden seinerzeit gesagt – und die Sorge befeuert, dass Shell, eines der Schwergewichte im Index der Londoner Börse, sein Listing nach New York verlegen könnte. Mit einem solchen Schritt hatte der Konzern laut Medienberichten bereits vor drei Jahren geliebäugelt, sich dann aber dagegen entschieden.

Total erwägt Listing in New York, Shell vorerst nicht mehr

Und er steht mit der Idee nicht alleine da. Vergangene Woche hatte Patrick Pouyanne, Vorstandschef des französischen Öl- und Gaskonzerns Total, vor Analysten geäußert, der Konzern erwäge „ernsthaft“ ein Listing in New York, um näher an seine Aktionäre zu rücken. Fast die Hälfte der institutionellen Anleger von Total haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten.

Shell verfolgt die Idee fürs Erste nicht weiter. „Ich kann Ihnen versichern, dass das für uns aktuell keine Diskussion ist“, sagte Sawan am Donnerstag. Stattdessen soll unter anderem das Aktienrückkaufprogramm helfen, den Börsenwert zu treiben.

Doch die Frage der Ambitionen bei der Emissionsreduzierung wird spätestens bei der Hauptversammlung Ende des Monats wieder aktuell. Eine Reihe von Investoren drängt das Unternehmen dringend nachzubessern. Per Brief haben sie andere Anteilseigner aufgerufen, ihre Resolution bei der Hauptversammlung zu unterstützen, dass Shell seine Emissionsziele mit jenen des Pariser Klimaschutzabkommens in Übereinstimmung bringen solle.

Das würde bis 2030 eine Reduzierung um die Hälfte bedeuten, auch nachgelagerte sogenannte Scope-3-Emissionen, die bei den Öl- und Gasnutzern anfallen, müssten dabei berücksichtigt werden.

27 Investoren haben sich dem Vorstoß angeschlossen, darunter Schwergewichte wie der größte europäische Vermögensverwalter Amundi und Axa Investment Managers. Die Einhaltung des Pariser Abkommens sei „wesentlich zur Sicherung der Gesundheit der Weltwirtschaft.“

Der Vorstoß ist ungewöhnlich, große Fondsgesellschaften suchen eher das direkte Gespräch mit dem Management, um Veränderungen voranzubringen. Doch in der Öl- und Gasbranche haben sie es damit besonders schwer. Laut der Daten von Carbon Majors zeigt die Hälfte der zehn größten börsennotierten Emittenten kein Entgegenkommen bei Klimafragen. Shell gehört in die Gruppe der aufgeschlosseneren Konzerne, wird aber auch nur mit „befriedigend“ bewertet.

Shell selbst empfiehlt seinen Anteilseignern, gegen die Resolution zu stimmen. Die aktuellen Ziele und Ambitionen seien ausreichend. Auch in dieser Frage wird das Spannungsfeld zwischen Nordamerika und Europa deutlich. Der einflussreiche Aktionärsberater Glass Lewis aus Kalifornien, dessen Empfehlungen viele Anleger folgen, verweist auf aktuelle Ziele, Transparenzvorgaben und eine gute Position bei der Emissionsreduzierung im Vergleich zu den Wettbewerbern. Er empfiehlt Shell-Aktionären ebenfalls gegen die Resolution zu stimmen.

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