Förderstopp für Elektroautos: Das sollten Käufer von Elektroautos jetzt beachten
Kein Staatsgeld mehr für E-Autos: Werden Anträge noch bearbeitet? Welche Hersteller übernehmen trotzdem den vollen Bonus? Lohnt der Kauf noch? Antworten zum Förderstopp
Elektroauto-Produktion bei Volkswagen: Künftig gibt es für Stromer keine staatlichen Zuschüsse mehr.
Für den Kauf von neuen Elektroautos gibt es künftig keine staatlichen Zuschüsse mehr, denn die Bundesregierung hat die Umweltprämie mit sofortiger Wirkung gestoppt. Was bedeutet das für die Kunden? Werden bereits gestellte Anträge noch bearbeitet? Gibt es Hersteller, die den Anteil des Staates aus Kulanz übernehmen? Und lohnt sich ohne Prämie überhaupt noch der Kauf eines Elektroautos? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Förderstopp.
Was ist eigentlich passiert?
Die Bundesregierung hat die Kaufprämie für Elektroautos abrupt gestoppt. Seit dem Morgen des 18. Dezember 2023 können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) keine Anträge mehr gestellt werden.
Wie hoch war die Kaufprämie für Elektroautos und was plante die Regierung für 2024?
Der Umweltbonus war eine Maßnahme der Bundesregierung, um ihr Ziel zu verwirklichen, bis 2030 insgesamt 15 Millionen vollelektrische Pkw auf die Straßen zu bringen. Seit Anfang 2023 wurden neue Elektroautos mit einem Listenpreis von unter 40.000 Euro mit 4.500 Euro gefördert. Hinzu kam ein Herstellerbonus von 2.250 Euro. Die Gesamtförderung betrug also 6.750 Euro.
Für teurere Elektroautos mit einem Preis von bis zu 65.000 Euro gab es 3.000 Euro vom Bafa und 1.500 Euro vom Hersteller, insgesamt also 4.500 Euro.
Diese Prämien sollten 2024 reduziert werden. Dann sollte es nach den Vorstellungen der Ampelkoalition nur noch 3.000 Euro vom Staat geben und auch nur für Autos, die günstiger als 45.000 Euro sind. Auslaufen sollte die Förderung laut Bundeswirtschaftsministerium Ende 2024 – oder vorher, wenn die vorgesehenen Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds aufgebraucht sind.
Warum hat die Regierung die Förderung für Elektroautos gestoppt?
Die staatlichen Zuschüsse beim Erwerb klimafreundlicher E-Autos wurden bislang aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt hatte dem KTF jedoch 60 Milliarden Euro entzogen, deshalb stehen ihm weniger Mittel zur Verfügung. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP musste sparen – und einigte sich unter anderem darauf, die staatlichen Förderprogramme für Elektroautos “zeitnah” zu beenden. Dieses “zeitnah” wurde nun auf vergangenen Sonntag um Mitternacht terminiert.
Ist der Förderstopp für Elektroautos endgültig?
Das Ende der Kaufprämie hat zu neuem Streit in der Koalition geführt. Die stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Detlef Müller, Matthias Miersch und Verena Hubertz forderten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dazu auf, “einen verlässlichen Übergang zu organisieren”. Ihr Argument: Viele Käufer von Elektroautos hätten die staatliche Prämie eingeplant.
Schnell stellte das Bundeswirtschaftsministerium klar, dass das Ende des Umweltbonus beschlossene Sache sei. Das kurzfristige Förderende sei “gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt festgelegt” worden. Für eine Übergangslösung sei kein Geld da. Diese Situation sei “eine unmittelbare Konsequenz” aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Auch Habeck warnte davor, einzelne Bestandteile des Haushalts-Kompromisses infrage zu stellen. “Wenn jetzt einzelne Streben herausgezogen werden, ohne neue einzusetzen, fällt die Gesamtlösung in sich zusammen”, sagte der Minister. “Das heißt, wer an einer Stelle Änderungen wünscht, muss eine abgestimmte und für alle Seiten tragfähige Gegenfinanzierung anbieten.”
Was passiert mit bereits gestellten Förderanträgen?
Wer bis zum Sonntagabend um Mitternacht einen Antrag auf Förderung gestellt hat, wird die Kaufprämie für Elektroautos, sofern die Förderbedingungen erfüllt sind, noch bekommen. Diese Anträge werden in der Reihe ihres Eingangs weiterbearbeitet, teilte das Bafa mit. Auch bereits zugesagte Förderungen werden ausbezahlt.
Was passiert, wenn ich bereits einen Kaufvertrag unterschrieben habe, das Elektroauto aber noch nicht ausgeliefert und zugelassen ist?
Die staatliche Prämie konnte nur dann beantragt werden, wenn das Elektroauto bereits zugelassen war. Wer sein Auto bis zum vorigen Sonntag nicht zugelassen hatte, kann von der Förderung also nicht mehr profitieren. Auch Elektroauto-Käufer, die ihren Zulassungstermin schon vor dem Ende der Förderung für den Morgen des 18. Dezember vereinbart hatten, werden kein Geld vom Staat bekommen.
Vor allem wegen dieser Fälle kritisieren Verbraucherschützer, ADAC und der Zentralverbrand Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe die Entscheidung der Bundesregierung. Für Verbraucher, die ein Elektroauto bestellt hätten, es aber vor dem 17. Dezember nicht zulassen könnten, sei die Entscheidung besonders bitter, weil sie den Umweltbonus einkalkuliert hätten, teilte der ADAC mit.
Nicht betroffen von dem Ende der Förderprogramme ist allerdings der Herstelleranteil. Er wird direkt vom Kaufpreis abgezogen und muss nicht beim Bafa beantragt werden.
Wie viele Käufer von Elektroautos haben den Umweltbonus bisher beantragt?
Laut einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums vom Samstag wurden seit 2016 insgesamt etwa zehn Milliarden Euro für rund 2,1 Millionen Elektrofahrzeuge ausgezahlt.
Nach Bafa-Angaben sind in diesem Jahr bislang rund 376.000 Anträge für elektrisch-betriebene Fahrzeuge eingegangen und 2,4 Milliarden Euro ausgezahlt worden. Die Zahl der beantragten Fahrzeuge ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 gesunken. Dies liegt daran, dass seit dem 1. Januar 2023 ausschließlich batterie- und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge gefördert werden und keine Hybridfahrzeuge mehr. Außerdem konnten seit dem 1. September nur noch Privatpersonen einen Antrag für den Umweltbonus stellen. So waren 2022 für 820.000 Fahrzeuge noch 3,4 Milliarden Euro bewilligt worden.
Gibt es Hersteller, die aus Kulanz den Anteil des Staates an der Kaufprämie übernehmen?
Die gute Nachricht für Käufer von Elektroautos: Einige Hersteller zahlen ihren Kunden den kompletten Umweltbonus aus – also auch den Anteil des Staates. Der Stellantis-Konzern (Opel, Peugeot, Fiat, Citroen) garantiert zumindest bis zum Jahresende den gesamten Betrag (bis zu 6.750 Euro). Zusätzlich übernimmt das Unternehmen für bereits bestellte Elektroautos, die bis zum 29. Februar 2024 zugelassen werden, auch die ursprünglich geplante gesenkte Prämie von bis zu 4.500 Euro.
Bei Konkurrent Kia gibt es auf bis zum Jahresende ebenfalls den kompletten Förderbetrag. Dafür müssen die Elektroautos nicht einmal bis zum 31.12. zugelassen sein, sagte eine Sprecherin zu ZEIT ONLINE. Der Rabatt gelte auch für Autos, die in diesem Jahr bestellt würden.
Der größte deutsche Autohersteller Volkswagen äußerte sich auf Nachfrage von ZEIT ONLINE zunächst nicht zu möglichen weiteren Rabattprogrammen.
Lohnt sich der Kauf eines Elektroautos ohne Förderung überhaupt noch?
Das ist schwer zu sagen. Der ADAC vergleicht regelmäßig die Kosten von Verbrennerautos und gleichwertigen Elektromodellen. Die Fachleute berücksichtigen dabei die Anschaffungskosten und die Kosten für Betrieb und Unterhalt. Ob sich der Kauf von Elektroautos lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa dem Strompreis, Händlerrabatten und vor allem der gewünschten Fahrzeugklasse. Ein Elektrokleinwagen rechne sich nach ADAC-Ansicht selbst mit staatlicher Prämie nur bei einem Strompreis von weniger als 40 Cent pro Kilowattstunde.
Mit dem Wegfall der staatlichen Förderung fehle vor allem bei “preissensiblen Kunden” der Kaufanreiz für Elektroautos, sagt Stefan Bratzel, der Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Der Mobilitätsexperte sieht nun vor allem die Hersteller in der Pflicht, ihre Preise zu senken, um den Kauf von Elektroautos attraktiver zu machen.
Ein weiteres Argument für Elektroautos sieht Bratzel im CO₂-Preis, der im kommenden Jahr deutlich steigen wird. Dadurch würden Benzin und Diesel und damit der Betrieb von Verbrennerautos im Vergleich noch etwas teurer, sagt der Fachman.
Lohnt es sich jetzt, ein gebrauchtes Elektroauto zu kaufen?
Viele Experten, etwa vom ADAC, sehen nach dem Förderstopp in gebrauchten Elektroautos eine vernünftige Option. “Der Markt ist allerdings noch sehr dünn”, sagt Autoexperte Bratzel. Die Auswahl sei noch nicht so groß und häufig seien die Preise auch eher unattraktiv. Das liege daran, dass Elektroautos vor einigen Jahren noch deutlich teurer waren und die Händler ihre Abschläge nach dem Ursprungspreis berechnet hätten, sagt Bratzel. Er geht davon aus, dass auch bei den gebrauchten E-Autos die Preise sinken müssten. “Einen Run auf gebrauchte Elektroautos sehe ich derzeit nicht”, sagt Bratzel.
Beim Kauf von gebrauchten Stromern sollten Kunden vor allem auf den Zustand der Batterie achten, sie ist das mit Abstand teuerste Bestandteil eines Elektroautos. Wie gut dieser ist, steht in Zertifikaten (State of Health), auf die Käufer von gebrauchten Stromern Wert legen sollten. “Mindestens 90 Prozent der Batteriekapazität sollte noch nutzbar sein”, rät Bratzel.
Bricht jetzt der Markt für Elektroautos ein?
Fachleute befürchten, dass der Absatz von Elektroautos mit dem Ende der staatlichen Prämie einbrechen könnte, da die Autos für Neuwagenkäufer einfach viel zu teuer sind. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht gar eine “Elektroautokrise”. Nach Einschätzung von Stefan Bratzel vom CAM wird vor allem 2024 ein schwieriges Jahr für die Branche. Die Kunden, die man jetzt ansprechen müsste, seien eher preissensibel. Und für sie gebe es derzeit noch nicht viele passenden Modelle. Erst in den Jahren 2025 und 2026 würden zahlreiche Elektroautomodelle auf den Markt kommen, die preislich mit Verbrennerautos mithalten könnten. “Das nächste Jahr wird für die Branche ein Jahr des Übergangs”, prognostiziert der Experte.
Mit Material von dpa