Energie : Solarwatt stoppt Produktion in Deutschland

energie : solarwatt stoppt produktion in deutschland

Pressetermin Solarwatt Dresden Solarwatt ist ein deutscher Hersteller und Anbieter von Photovoltaika data-portal-copyright=

Erst Meyer Burger, jetzt Solarwatt, und auch bei Heckert Solar läuft die Produktion nur noch eingeschränkt. Das Schicksal der deutschen Solarindustrie scheint besiegelt.

Nach 30 Jahren ist mit der Produktion von Solarwatt Schluss. Ab Ende August stehen die Bänder vorerst still. Das haben die Beschäftigten des Dresdener Unternehmens am Montagmorgen auf einer Betriebsversammlung erfahren. 190 Jobs sind direkt betroffen.

„Unter den Umständen, die wir aktuell haben, ist der Betrieb einer Produktion hier in Deutschland wirtschaftlich extrem schwierig, und das können wir nicht verantworten“, begründet Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus den Schritt im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Dass die Produktion nur „vorerst“ geschlossen werden soll, ist für den Manager eine emotionale Entscheidung. Hoffnung, dass sich etwas ändert, hat er kaum: „Wir als Industriestandort lassen eine Zukunftstechnologie, die so strategisch wichtig ist, zum zweiten Mal den Bach runtergehen.“

Monatelang hatte die heimische Solarindustrie um Hilfen gebeten. Weil sich die Bundesregierung nicht einigen konnte, wurde die Gesetzesinitiative um das „Solarpaket I“ am vergangenen Freitag jedoch ohne jegliche Unterstützung für die Hersteller im Bundestag verabschiedet.

Der Schock in der Branche sitzt tief. Auch in der Politik hätte sich manche ein anderes Ergebnis gewünscht, unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Ich hätte mir gewünscht, dass mit Solarpaket ein Resilienzbonus verabschiedet worden wäre. Das hätte die Preisdifferenz zu chinesischen Modulen reduziert und diese Unternehmen im Markt gehalten“, sagte der Grünen-Politiker am Montag.

Billigmodule aus China stürzen Europas Solarindustrie in eine Krise

Dafür hatte es allerdings auch nach wochenlangen Diskussionen keine Einigung gegeben. Vor allem die FDP hatte sich vehement gegen Hilfen für die Solarindustrie ausgesprochen.

Habeck hofft nun, dass die Diskussion mit dem „Net Zero Industry Act“ aus Brüssel nochmal neu aufgerollt wird, der gibt eigentlich vor, dass die Solarindustrie in Europa gehalten werden soll. „Ich hoffe, dass die Unternehmen zumindest bis dahin durchhalten“, sagt Habeck.

Die Solarhersteller können darüber nur den Kopf schütteln: „Das ist jetzt offiziell das Ende der deutschen Solarindustrie“, heißt es von einem Brancheninsider.

Obwohl die Nachfrage nach Solarmodulen auf einem Rekordhoch ist, steckt die europäische Photovoltaikindustrie in der Krise. Schon vor Monaten warnte die Branche vor den Folgen einer rasant zunehmenden Anzahl von Billigmodulen aus China, die auf den europäischen Markt drängen. Innerhalb eines Jahres sind die Anlagenpreise auf dem Solarmarkt von 30 Cent je Watt Peak auf 13 Cent und damit um knapp 56 Prozent gefallen.

„Der Markt ist in Turbulenzen“, beobachtet auch Ökonom Jens Südekum von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Weil die USA keine chinesischen Module mehr erlauben, ebenso wie Indien, „werden die Anlagen jetzt zu extremen Billigpreisen auf den europäischen Markt gedumpt“.

Und zwar zu Preisen, zu denen kein Hersteller gewinnbringend produzieren kann. Auch die Marktführer aus China bekommen den ruinösen Wettbewerb mittlerweile zu spüren. Erste Anbieter sind schon insolvent. In China werden rund 90 Prozent der in Europa verkauften Solaranlagen produziert. In Europa selbst dagegen gerade mal knapp ein Prozent.

Der größte noch verbliebene Solarhersteller Europas war bis vor Kurzem Meyer Burger aus der Schweiz. Aufgrund der Marktbedingungen hat das Unternehmen seine Modulproduktion im sächsischen Freiberg allerdings schon Ende März eingestellt, stattdessen soll zukünftig in den USA produziert werden.

Die Zellfabrik im benachbarten Talheim könnte folgen. Offiziell wollte sich Meyer Burger dazu auf Anfrage nicht äußern. Der letzte Solarglasproduzent Europas, GMB Solar, steht laut eigener Aussage ebenfalls kurz vor der Schließung seiner Fabrik.

Auch außerhalb Deutschlands trifft die Krise viele Unternehmen:

– Der Waferhersteller Norwegian Crystals hatte schon im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet, ebenso wie der österreichische PV-Produzent Energetica.

– Norsun, ein aus Norwegen stammender Hersteller sogenannter Ingots und Wafer, hat die Produktion eingestellt und Stellenkürzungen angekündigt.

– Exasun aus den Niederlanden meldete im Januar Insolvenz an.

Auch Solarwatt hatte schon Ende vergangenen Jahres 85 Beschäftigte entlassen. Jetzt dürfte die Zahl deutlich höher liegen. So viele Angestellte wie möglich will das Unternehmen umschulen, schließlich machen die Dresdner den Großteil ihres Geschäfts schon heute mit Verkauf und Betrieb ihres Energiemanagement-Systems und Vertrieb und Installation von extern gefertigten Solaranlagen. Die eigene Modulproduktion nimmt dabei nur noch einen kleinen Teil ein.

Ein Kernteam an Ingenieuren soll allerdings erhalten bleiben. Wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern, will Neuhaus die Produktion wieder hochfahren.

Solarwatt hat Produktion schon einmal stillgelegt

Das hat Solarwatt schon einmal gemacht. 2014 stand die Produktion zwei Jahre lang still – nach der ersten großen Solarkrise, die in Deutschland unzählige Unternehmen in die Insolvenz getrieben und Zehntausende von Arbeitsplätzen zerstört hat. Damals waren Billiganbieter aus China gerade auf dem Vormarsch, zeitgleich hatte die Politik die staatlich garantierte Einspeisevergütung für Grünstrom deutlich gekappt.

Die subventionsverwöhnten Hersteller konnten so schnell nicht reagieren. Ein Kahlschlag für die Industrie war die Folge – im Geburtsland der Energiewende. Solarwatt, Meyer Burger, Heckert Solar und SMA Solar sind einige der wenigen, die diese Krise überlebt haben. Die zweite Krise scheint das Feld der in Deutschland produzierenden Hersteller nun weiter auszudünnen.

In den Augen von Ökonom Südekum eine natürliche Entwicklung: „Der Markt ist in den letzten 20 Jahren extrem gewachsen. Das Solarmodul ist ein Massenprodukt geworden, und dann ist die Produktion nach China gegangen.“ Seiner Meinung nach wäre es zwar sinnvoll, eine gewisse Mindestkapazität europäischer Produktion für Forschung und Innovationen vorzuhalten, „aber das muss nicht in Deutschland sein“.

Solarenergie: Französische Regierung unterstützt eigene Produktion

Tatsächlich gibt es sowohl in Italien als auch in Frankreich zwei große Initiativen zum Aufbau einer europäischen Modulproduktion im größeren Maßstab. Während der italienische Energiekonzern Enel seine Fabrik in Sizilien von aktuell 200 Megawatt auf drei Gigawatt noch bis Ende dieses Jahres ausbauen will, plant der französische Solarkonzern Carbon bis 2030 sogar den Aufbau einer 20-Gigawatt-Produktion.

Und Holosolis, ein Zusammenschluss mehrerer europäischer Unternehmen, will eine Zell- und Modulproduktion mit einer Kapazität von fünf Gigawatt im französischen Hambach aufbauen.

Unterstützung bekommen die Unternehmen in Frankreich dabei von der Regierung. Dort sollen sich die Entwickler von Solarparks demnach verpflichten, mindestens 30 Prozent der Module aus europäischer Produktion zu beziehen. In Deutschland werden ähnliche Vorschläge laut Branchenkreisen seit Jahren mit Verweis auf die Welthandelsorganisation (WTO) abgewiesen.

Das Unverständnis unter den verbliebenen Herstellern in Deutschland ist groß. „Die Modulproduktion ist das, wo wir herkommen, das ist auch ein Stück weit Identität, und da hängt auch unser Herz dran“, sagt Solarwatt-Chef Neuhaus.

Vier Jahre nachdem die deutsche Solarindustrie ihr großes Comeback ausgerufen hat, scheint der Tod der Branche besiegelt. Eine Rückkehr zu den alten Zeiten war ohne Unterstützung aus der Politik nie denkbar. Und Hilfen, das hat die Bundesregierung klargemacht, wird es für die deutsche Solarindustrie nicht mehr geben.

Erstpublikation: 29.04.2024, 14:09 Uhr.

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