Emotionen beim GAK: Matchwinner Jastremksi: Die Liebe des „Parade-Deutschen“
Emotionen beim GAK: Matchwinner Jastremksi: Die Liebe des „Parade-Deutschen“
Bugsiert man den Ball sehenswert mit der Ferse über die Linie, spricht man automatisch gerne von einem Traumtor. Dabei kann es schlicht und einfach die simplere Abschluss-Variante sein. „Das war Instinkt. Ich nehme ihn lieber mit der Hacke, weil du noch mal einen anderen Winkel hast und du den Ball in die lange Ecke hauen kannst“, erläutert Lenn Jastremski seinen Siegtreffer zum 1:0-Erfolg des GAK gegen die Admira.
So lautet die trockene Erklärung eines Treffers, der vor allem für die mit ihm verbundenen Emotionen in Erinnerung bleiben wird. Gewinnt Verfolger SV Ried am Sonntag nicht bei der Vienna, wird es letztlich jenes GAK-Tor gewesen sein, das den Weg zum ersehnten Aufstieg in die Bundesliga final geebnet hat.
Auch Jastremski konnte sein Glück kaum fassen und verwendete das Wort unfassbar verständlicherweise inflationär in Zusammenhang mit seinem Gefühl, der Teamleistung oder der Stimmung durch das Publikum. Auch aus subjektiver Sicht war es nach einigen schwierigen Wochen unfassbar.
Balsam auf die Seele
„Das war für mich Balsam auf die Seele, weil ich in der letzten Zeit nicht so viel gespielt habe“, meint der 23-Jährige, der das Reservisten-Dasein laut seinen Vorgesetzten jedoch sehr professionell hingenommen hat. „Lenn ist ein unglaublicher Teamplayer und so ein wichtiges Puzzleteil für uns. Er hatte in den letzten Wochen wenige Minuten, obwohl er sich mehr verdient hätte. Mit diesem Tor hat er sich und uns belohnt“, betont Sportchef Dieter Elsneg.
Trainer Gernot Messner unterstreicht, dass Jastremski trotzdem überragend trainiert hätte. „Er ist unser Parade-Deutscher“, lacht der Kärntner und meint damit, dass der Stürmer so manche Tugenden, die man seinem Heimatland nachsagt, im positivsten Sinn verkörpert: „Er bewahrt seinen Fokus, agiert, wie man sich das von einem Profi vorstellt. Er hat einen super Charakter, arbeitet immer weiter und stellt sich auch mal hinten an, wenn er nicht dran kommt.“
Der Coach macht kein Geheimnis daraus, dass er mit Jastremski auch in der kommenden Saison zusammenarbeiten möchte. Der Vertrag der Leihgabe des FC Bayern II in München läuft noch bis 2025, doch der GAK besitzt eine Kaufoption. Der zum zweiten Mal in Graz geparkte Spieler ist gewillt, die steirische Landeshauptstadt auch zukünftig als seine Wahlheimat zu bezeichnen.
„Natürlich würde ich auch nächstes Jahr gerne dabei sein. Graz ist eine tolle Stadt, in der ich mich mit meiner Freundin wohl fühle“, sagt Jastremski. Am Ende sind es aber mehrheitlich die Gefühle zum Klub, die den Ausschlag für den Wunsch auf eine verlängerte Zusammenarbeit geben.
„Ich liebe den Verein, das muss man so sagen“, beteuert der Deutsche, „es ist ein sehr familiärer Verein, bei dem alle sehr eng beieinander sind, auch die Fans. Man hat gegen die Admira wieder gesehen, was für eine Stimmung sie machen. Und die Mannschaft ist generell einzigartig, das hatte ich so noch nicht.“
Jastremski: „Bayern wird mir keine Steine in den Weg legen“
Wer so von seinem Arbeitgeber spricht, setzt vermutlich alle Hebel in Bewegung, um zu bleiben. Tore sind natürlich das beste Argument. Die finanzielle Komponente darf man im Fußball jedoch nie außer Acht lassen. Jastremski glaubt allerdings nicht, dass es an seinem Stammverein scheitern würde: „Bayern wird mir keine Steine in den Weg legen. Sie sind sehr solidarisch zu mir und wollen ja auch, dass ich mich weiterentwickle.“
Schon richtig, noch ist der GAK nicht durch. Jastremski muss selbst ein wenig schmunzeln, als er pflichtbewusst daran erinnert. Da die Wahrscheinlichkeit auf den Bundesliga-Aufstieg jedoch inzwischen sehr, sehr hoch ist, darf man auch in diesem Kontext über die unvergesslichen Momente nach dem Schlusspfiff in der Kurve sprechen.
„Da steht man einfach nur da und muss es genießen, alles aufsaugen, auf sich wirken lassen. Das ist einfach nur geil“, so der Matchwinner, der vermutet: „So ein Erlebnis, als Mannschaft aufzusteigen, hast du vielleicht ein oder zwei Mal in deiner Karriere.“