Der Schweiz fehlen Ende Jahr Zehntausende Wohnungen
Die Bautätigkeiten in der Schweiz sind rückläufig. Schuld sind die hohen Kosten und die langen Prozesse. Ein Ende der steigenden Mieten ist damit nicht in Sicht.
Wohnungen sind in der Schweiz rar – und werden in naher Zukunft noch rarer. Wie ein aktueller Bericht der Immobilienberatung Wüest Partner nämlich zeigt, wurden im vergangenen Jahr gerade mal 24’200 Neubewilligungen erteilt. Das sind so wenige wie seit 2012 nicht mehr.
Besonders stark ist der Rückgang in den Kantonen Schaffhausen (-90 Prozent), Waadt (-46 Prozent), Basel-Stadt (-39 Prozent) und Basel-Landschaft (-36 Prozent). Alles in allem dürften der Schweiz so bis Ende Jahr 35’000 Wohnungen fehlen, wie die «SonntagsZeitung» aus dem Bericht entnimmt.
Immense Preise für Bauland
Interessant: Selbst in den Regionen, in denen ein leichter Anstieg der Neubewilligungen verzeichnet werden kann, wird längst nicht so viel gebaut wie eigentlich benötigt. Die Gründe dafür liegen in den höheren Zinsen und Baukosten, vor allem aber in den wachsenden Preisen beim Bauland.
Aufgrund der Raumplanung ist das vorhandene Bauland nämlich nicht nur rar, sondern auch so teuer, dass sich der Bau eines Mehrfamilienhauses kaum lohnt – ausser die Mieten sind sehr hoch. Dann könnte es allerdings schwer werden, «Mieterinnen und Mieter zu finden, die fähig und bereit sind, die hohen Mieten zu zahlen», sagt Robert Weinert von Wüest Partner.
Ebenfalls kostspielig werden Neubauten, wenn die Wohnungen nicht in geplanter Frist bezugsbereit sind – etwa aufgrund von Einsprachen. Gerade in Städten wie Zürich ziehen Anwohnerinnen und Anwohner gerne den Lärmschutz herbei, um unliebsame Projekte zu verzögern oder ganz zu stoppen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.
Erholung tritt frühestens 2025 oder 2026 ein
Nebst den wachsenden Kosten für Neubauten dürfte aber auch die lange Bewilligungsdauer zum Rückgang beitragen. So wurde ein Baugesuch 2018 und 2019 im Schnitt nach sechs Monaten bewilligt, 2022 waren es schon acht Monate. Das zeigen Zahlen des Immobilien- und Finanzierungsdienstleisters Avobis.
«Gewisse Projekte werden sistiert oder redimensioniert infolge der gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten, regulatorischen Rahmenbedingungen und Unsicherheiten», sagt Avobis-Immobilienökonom Raphael Schönbächler der «SonntagsZeitung».
Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Mieterinnen und Mieter. Durch das sinkende Angebot und der stets steigenden Nachfrage steigen die Preise für Mietwohnungen nämlich weiter an. Und das dürfte sich vorerst auch nicht ändern, meint Robert Weinter von Wüest Partner. Er rechnet «frühestens in den Jahren 2025 oder 2026» mit einer Erholung der Bautätigkeit.