„Cannabis-Gesetz von richtigen Prohibitionisten geschrieben“: Nürnberger wollen mehr Cannabis-Freiheit
Marihuana-Anhänger wollen loslegen
„Cannabis-Gesetz von richtigen Prohibitionisten geschrieben“: Nürnberger wollen mehr Cannabis-Freiheit
Hanfparade
High sein, frei sein: Die fränkischen Marihuana-Anhänger wollen nach der neuen Teillegalisierung endlich loslegen. Doch noch kämpfen Anbauvereine und Headshops mit offenen Detailfragen.
Nürnberg – Weltweit ist Nürnberg für seine guten Bratwürste und seine leckeren Lebkuchen bekannt. Dass in der heimlichen Hauptstadt der Franken bald auch ein „saugutes Gras“ gedeiht, dafür wollen Antonio Russo und seine knapp 250 Mitstreiter vom „Cannabis Social Club“ sorgen. „Wir wollen mit den Anbau schnellstmöglich anfangen“, sagt der 30-jährige Russo, der sich schon seit fast zehn Jahren für die Legalisierung von Marihuana einsetzt und seinen Einsatz für den legalen Genuss von Joints & Co. als „Lebensaufgabe“ beschreibt.
Gesetz nicht von Marihuana-Fans verfasst
Vier Wochen nach der Einführung der Teillegalisierung fällt die vorläufige Zwischenbilanz des gelernten IT-Fachmanns mit den italienischen Wurzeln gemischt aus. „Wir freuen uns, dass man für den Konsum einer heilenden Pflanze nicht mehr ins Gefängnis kommt. Aber wir merken leider, dass das Cannabis-Gesetz von richtigen Prohibitionisten geschrieben worden ist“, sagt Russo und erklärt, dass die Rechtslage in der Frankenmetropole „extrem restriktiv“ ausgelegt werde. Besonders die hohen Bußgelder für das Kiffen an geschützten Orten in der Öffentlichkeit würde die Marihuana-Anhänger aktuell abschrecken. Auch rund um die Kultivierung der Pflanze mit der berauschenden Wirkung im Rahmen von Anbauvereinen seien noch zahlreiche Detailfragen zu klären.
Hanf
Nachfrage nach Cannabis-Zubehör ist deutlich gestiegen
Auch im Hanfladen von Amir Wahid in der Nürnberger Innenstadt herrscht noch Unklarheit über die neue Rechtslage. „Wir checken noch, ob wir Cannabispflanzen oder Hanfsamen wirklich verkaufen dürfen“, sagt der Inhaber des Headshops in der Vorderen Sterngasse zwischen verschnörkelten Wasserpfeifen und extralangem Zigarettenpapier im Hinblick auf die „schwammige“ Gesetzeslage. „Die Nachfrage der Kunden hat auf jeden Fall deutlich zugenommen“, beschreit Wahid die aktuelle Situation. Auch bei Antonio Russo könnte die Lage schlechter sein.
Hanf
Cannabis-Verein: „Stimmung ist bei uns immer gut“
„Bei uns ist die Stimmung immer gut“, sagt der Marihuana-Anhänger und lacht. Die Kehrtwende in der Drogenpolitik empfindet der fränkische Vorkämpfer für legalen Hanfrausch als befreiend. Von den Hürden und Hindernissen wollen sich Russo und seine Mitstreiter nicht einschüchtern lassen. „Wir werden Mittel und Wege finden, dass auch die sozialen Aspekte beim Cannabis-Konsum nicht zu kurz kommen.“
Hanf
Demo steht unter dem Motto „Shops statt Cops“
Schon am 4. Mai ruft der Verein unter dem Motto „Shops statt Cops“ zu einem Protestmarsch durch Nürnberg auf. Ab 13 Uhr wollen sich die Demonstranten im Rosenaupark treffen. In der Zwischenzeit wollen Russo und seine Kollegen den Anbauverein weiter auf den Weg bringen.
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„Ganja“ vom Verein für deutlich unter 10 Euro pro Gramm
„Wir haben einige gelernte Biologen und Gärtner im Verein, mit deren Expertise wir bald loslegen wollen.“ Für deutlich unter zehn Euro pro Gramm wolle der Verein später das „Ganja“ an seine Mitglieder abgeben. „Wir wollen keinen Reibach machen“, sagt Russo und erklärt, dass die Gesetzeslage sowieso keine Mondgehälter beispielsweise für Vereinsgärtner zulassen würde.
„Mengen für Eigenanbau viel zu gering“, kritisiert Cannabis-Vorkämpfer aus Nürnberg
Dollarzeichen hätten im Moment wahrscheinlich nur die Hersteller von Utensilien für den Grasanbau in den Augen, glaubt Russo und lässt schon wieder kein gutes Haar an dem neuen Cannabis-Gesetzt. „Drei Pflanzen, 50 Gramm: Diese Mengen sind für den Eigenanbau viel zu gering“, kritisiert Russo und erzählt, dass selbst die schlechtesten Gärtner mit dem schwärzesten Daumen eine deutlich höhere Ernte einfahren könnten.