Zwischen Front und Rückzug - Ukrainische Truppen kämpfen gegen Übermacht und Zeit
Mitarbeiter errichten Drachenzähne als Teil neuer Verteidigungsanlagen nahe der russischen Grenze in der Region Charkiw, Ukraine, aufgenommen am Mittwoch, den 17. April 2024. (Foto: Evgeniy Maloletka/AP Photo) AP
Die ukrainischen Soldaten stehen vor einer doppelten Herausforderung: dem Kampf gegen die russische Übermacht und dem Bau dringend benötigter Verteidigungslinien.
Einem Bericht der Associated Press (AP) zufolge sind die ukrainischen Soldaten im Konflikt mit den russischen Streitkräften in einer prekären Lage. Die russischen Truppen verfügen über Luftgleitbomben, die Sprengstoffmengen von bis zu 1,5 Tonnen abwerfen können und weitgehend außerhalb der Reichweite der meisten ukrainischen Luftabwehrsysteme sind. Diese bedrohen zunehmend die Positionen der ukrainischen Soldaten, wie der Einheitenkommandeur Batyar im Gespräch mit der AP erklärte. Eine sichere Rückzugsmöglichkeit gebe es jedoch kaum, da die Verteidigungslinien im Hinterland praktisch nicht existierten.
Ukraine muss Befestigungsausbau beschleunigen
Durch Munitionsmangel sind die ukrainischen Truppen gezwungen, sich immer weiter zurückzuziehen und Dorf für Dorf aufzugeben. Der Ausbau von Befestigungen müsse beschleunigt werden. Nur so könne sichergestellt werden, dass man sich bei einem Rückzug auf eine vorbereitete Position zurückziehe, so der Kommandeur.
Dem Bericht zufolge baut die Ukraine mit Hochdruck an betonverstärkten Schützengräben und anderen Barrikaden an der Frontlinie, nachdem die strategisch wichtige Stadt Awdijiwka von den Russen eingenommen wurde. Doch kontinuierlicher russischer Beschuss, fehlende Ausrüstung und eine belastende Bürokratie erschweren die Bauarbeiten entlang der fast 1.000 Kilometer langen Front.
Ausbau der Verteidigungsanlagen leidet unter Bürokratie – Angst vor Korruption
Trotz der Bemühungen und einer Finanzierung von fast 38 Milliarden Hrywnjas (ca. 960 Millionen Euro) für den Ausbau des Verteidigungsnetzwerks in diesem Jahr, wird der Fortschritt durch schlechte Wetterbedingungen, bürokratische Hürden und fehlende Ressourcen gebremst. Eine weitere Herausforderung bestand laut AP darin, Unternehmen zu finden, die bereit waren, das Risiko der Frontnähe einzugehen.
Um den Bau der dritten Verteidigungslinie zu beschleunigen, wurden Verträge an Bauunternehmen vergeben, ohne das übliche Ausschreibungsverfahren durchzuführen. „Es war keine Zeit“, sagte der Gouverneur von Charkiw, Oleh Syniehubow, gegenüber der Associated Press.
Diese Entscheidung hat den Bauprozess zwar beschleunigt, jedoch auch Bedenken hinsichtlich potenzieller Korruption geweckt. Gouverneur Syniehubov wies diese Befürchtungen jedoch zurück. „Glauben Sie mir, wir haben so viele Kontrollinstanzen und staatliche Stellen, die den Bau überwachen, dass es unmöglich ist, etwas zu stehlen“, versicherte er.