Weil er eine Solaranlage für die Mieter baut: Nachbarn verpetzen Hausbesitzer
Ohne Genehmigung darf der Solar-Betreiber die Anlage nicht an das Netz anschließen.
Um Solarenergie im Garten seiner Mietshäuser zu erzeugen, installierte der 82-jährige Willi Kemmler zehn Suntracker. Darauf sind mehrere Solarpaneele angebracht, die sich nach der Sonne ausrichten. Sie können so mehr Strom erzeugen als reguläre PV-Anlagen. Allerdings nehmen sie auch mehr Platz ein.
Da Kemmler seinen Solarpark ohne Genehmigung aufstellte, beschwerten sich kurzerhand seine Nachbarn. Er durfte die Paneele nicht ans Netz anschließen. Zu Unrecht, wie der Eigentümer meint. Nach einem Jahr ist der Rechtsstreit immer noch nicht geklärt, wie der SWR berichtet. Stattdessen kamen neue Probleme auf.
Fehlende Genehmigung
Die “verfahrensfreien Vorhaben” laut Landesbauordnung beziehen sich auf Solaranlagen bis zu einer Höhe von drei Metern. Kemmlers Anlagen überschreiten diese Höhe je nach Sonnenwinkel um bis zu 50 Zentimeter. Deswegen klassifizierte das Landratsamt Tübingen die Anlage als genehmigungspflichtig. Zusätzlich wurde sie als gewerblich eingestuft, da Kemmler insgesamt zehn Suntracker errichten ließ.
Der Vermieter vermutet persönliche Motive des Bürgermeisters und des Landrats hinter der Verhinderung der Baugenehmigung, wie er dem SWR sagte. Er erzählte, dass er bereits einen hohen Betrag in die Solaranlage investiert habe. Deswegen reichte er im August einen Bauantrag ein, der im vergangenen November vollständig war. Das Landratsamt verlangt daraufhin einen weiteren Nachweis darüber, dass die Anlage keine Blendwirkung hat.
Landrat Joachim Walter (CDU) schlug vor, dass Kemmler eine Skizze erstellt, die zeigt, wie die Sonne von seinen Suntrackern reflektiert wird. Er muss beweisen, dass sie niemanden blendet. Der Hersteller der Solaranlagen behauptet, dass sie “blendfrei” seien, da sich die Module nach der Sonne ausrichten und senkrecht zu ihr stünden. Allerdings reicht das als Nachweis nicht aus.
Nachbarn für den Abbau der Anlage
Zudem haben Kemmlers Nachbarn Einwände gegen das Projekt. Sie sind verärgert über die mediale Berichterstattung. Sie glauben, dass die Anlage bereits entfernt worden wäre, wenn sie von jemand anderem gebaut worden wäre.
Die meisten Nachbarn möchten anonym bleiben. Einer von ihnen, Dieter Walker, ist jedoch bereit, öffentlich seine Meinung zu äußern. Er erklärt, dass er erst durch die Anlieferung der Anlagen von ihrem Bau erfuhr. Ihm wäre es am liebsten, wenn die Anlage wieder abgebaut würde. Schließlich wohne er in einem Wohngebiet und nicht in einem Industrie-Mischgebiet.