Wegen Affäre um Teamchef Horner: Star-Konstrukteur schmeißt bei Red Bull offenbar hin
Die Formel 1 steht vor einer Erschütterung: Star-Konstrukteur Adrian Newey will Red Bull nach rund 18 Jahren verlassen. Auslöser ist Berichten zufolge der Umgang Red Bulls mit den Vorwürfen gegen Teamchef Christian Horner. Offen ist, welche Auswirkungen das auf Weltmeister Max Verstappen hätte.
Newey und Verstappen bei der Siegerehrung in Kanada im vergangenen Jahr.
Im Zuge der Affäre um Red-Bull-Teamchef Christian Horner steht Star-Designer Adrian Newey offenbar vor seinem Abschied bei dem Formel-1-Rennstall. Wie unter anderem “Auto, Motor und Sport” und die BBC berichteten, soll Newey Red Bull über seinen Abschiedswunsch bereits informiert haben. Offizielle Mitteilungen liegen dazu bislang nicht vor. Der 65-jährige Newey gilt als der vielleicht genialste Formel-1-Konstrukteur überhaupt, er ist geistiger Vater vieler Weltmeisterautos bei Williams, McLaren und Red Bull. Die Affäre um Horner soll ihn angeblich auch zu einem vorzeitigen Weggang trotz gültigen Vertrags bis Ende 2025 bewegt haben.
Newey arbeitet seit 2006 für das Formel-1-Team, das nach einer Hochzeit mit Sebastian Vettel von 2010 bis 2013 nun mit Superstar Max Verstappen wieder das Maß der Dinge in der Königsklasse des Motorsports ist. Spekulationen über einen Abschied von Newey hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Der Engländer wird mit einem Engagement bei Ferrari in Verbindung gebracht, wo ab 2025 Rekordweltmeister Lewis Hamilton fahren wird. Auch Aston Martin soll interessiert sein.
Anfang Februar war bekannt geworden, dass der Konzern Red Bull Vorwürfen gegen Red-Bull-Teamchef Horner wegen angeblich unangemessenen Verhaltens nachgeht. Nach einer Untersuchung durch einen Anwalt wurde die Beschwerde einer früheren Red-Bull-Mitarbeiterin aber abgewiesen. Anschließend waren vor dem ersten Grand Prix des Jahres in Bahrain anonyme Mails mit Dateien an die anderen Teamchefs und Formel-1-Journalisten versendet worden, deren pikante Inhalte Horner erneut unter Druck brachten. Dieser hat stets seine Unschuld beteuert.
Formel-1-Konkurrenz schaut genau hin
Newey soll unglücklich über den Machtkampf bei Red Bull sein, schrieb “Auto, Motor und Sport”. Auf der einen Seite stehen Medien zufolge die thailändischen Mehrheitseigentümer, die weiter Teamchef Horner stützen. Auf der anderen Seite steht die österreichische Seite des Getränke-Konzerns um die Erben des 2022 verstorbenen Mitgründers Dietrich Mateschitz.
Tritt Newey tatsächlich ab, könnte das auch Auswirkungen auf Max Verstappen haben – der F1-Dominator hatte im Zuge der Horner-Affäre vermieden, dem Teamchef seine uneingeschränkte Unterstützung auszusprechen. Am Rande des Großen Preises von China sagte der Niederländer am vergangenen Wochenende: “Ich habe einen langen Vertrag. Das Einzige, das ich von Anfang an betont habe, ist, dass ich mir eine friedvolle Arbeitsumgebung wünsche.” Verstappen verfügt zudem über eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass Motorsportberater Helmut Marko das Team verlässt – der übereinstimmenden Medienberichten zufolge intern größter Gegenspieler von Horner ist.
Die Konkurrenz dürfte die Newey-Situation in jedem Fall genau beobachten. Einerseits, um den Star-Designer gegebenenfalls verpflichten zu können und andererseits, um mögliche Folgewirkungen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Vor allem Mercedes, das für 2025 erst ein Cockpit vergeben hat, hatte seit Bekanntwerden von Verstappens Ausstiegsoption intensiv um den dreifachen Weltmeister geworben. Laut der BBC werde der Neweys vorzeitiger Abschied das Red-Bull-Team “schwer erschüttern”.