Venedig als Themenpark sorgt für Ausschreitungen
Die Organisatoren der Proteste verlegten die Demonstration ohne Bewilligung zu Knotenpunkten für Touristen.
90.000 Menschen kamen am Donnerstag nur mit QR-Code in die italienische Lagunenstadt Venedig. Es kam zu heftigen Ausschreitungen. Die Polizei griff ein.
Am Donnerstag gedachte Italien der Befreiung von der faschistischen Besatzung und der Nazi-Herrschaft 1945. An diesem nationalen Feiertag hat Venedig seine neue Zugangsgebühr eingeführt – und genau das hat schon am ersten Tag zu heftigen Ausschreitungen geführt. Einige hundert Aktivisten versammelten sich in der Früh, um gegen die Regelung zu protestieren – und das nicht immer friedlich.
Gefälschte Codes verteilt
Sie verteilten gefälschte QR-Codes an Touristen und versuchten, Reisende, die aus dem Bahnhof kamen, davon zu überzeugen, sich nicht zu registrieren oder ihre Codes nicht von den Mitarbeitern der Stadt kontrollieren zu lassen. Die Situation eskalierte um 11.30 Uhr, als die Demonstranten den Tramverkehr blockieren wollten. Zu den Aktivisten gehörten Mitglieder von Wohnungsbaugruppen sowie Umweltschützer und Gegner von Kreuzfahrtschiffen. Ihre Kritik: „Man kann in einer Stadt doch keinen Eintritt verlangen. So wird sie nur zu einem Themenpark“, erklärt ein Sprecher einer Einwohnerinitiative.
Insgesamt strömten am Donnerstag 7266 zahlende Tagestouristen in die Stadt, von denen jeder fünf Euro Eintritt zu zahlen hatte. Das entspricht Einnahmen von 36.330 Euro. Hinzu kamen 30.300 Besucher, die zu ihrer Hotel- oder Ferienwohnung-Buchung in der Stadt einen darin inkludierten QR-Code erhielten. Den bekamen auch jene 9450 Einwohner Venedigs, die am 25. April die Kontrollpunkte in der Lagune passieren wollten und sich zuvor ebenfalls registriert hatten, sowie 1363 private Gäste von Bewohnern. Es gab auch 15.000 Nicht-Ansässige, die in Hotels, Museen, Büros, Restaurants und Geschäften arbeiten, sowie etwa 11.000 Studenten, die sich ebenfalls auf cda.ve.it registrierten.
Bürgermeister: „Venedig ist keine versperrte Stadt“
Kontrolliert wurden sie von insgesamt 120 Mitarbeitern, die an allen wichtigen Zugangspunkten der Stadt bereitstanden. Bürgermeister Luigi Brugnaro betonte vor Ort: „Venedig ist keine versperrte Stadt. Wir schließen niemanden aus.“ Man konnte sich auch noch nach der Ankunft an beschilderten Schaltern registrieren und fünf Euro zahlen, so wie an 30.000 Tabak- und Zeitungsständen in ganz Italien. Bis zum Abend stieg die Zahl der Besucherzahl auf knapp 90.000.