Velo-Demonstranten fahren Richtung Triemli
Der umstrittene Veloumzug fährt am Freitag erstmals mit Bewilligung. Trotz Frühlingsferien fahren mehrere Hundert mit.
Vom Bürkliplatz fuhren mehrere hundert Velofahrende über den General-Guisan Quai in Richtung Manesseplatz.
Spontan und legal zugleich: Diese bisher unvereinbare Kombination verspricht die Critical Mass vom Freitagabend.
Mehrere hundert Velofahrende besammelten sich auf dem Bürkliplatz, um an der ersten bewilligten Version des Veloumzugs mitzufahren. Das sind zwar etwas mehr als zuletzt während der unbewilligten Fahrten, aber nicht so viele wie noch vor drei Jahren, als über tausend Menschen mitmachten.
Um 19.15 Uhr setzte sich der Velokorso in Bewegung, via General-Guisan-Quai und Tunnel ging es Richtung Manesseplatz und weiter Richtung Triemli. Die Polizei sperrte den ersten Streckenabschnitt für den Verkehr, danach übernahmen die Teilnehmenden selbst das Blockieren der Strecke. Die Schlange der Velofahrenden zieht sich über mehrere Hundert Meter in die Länge. Mehrere Soundwagen sind mit dabei. Die Leute sind gut drauf, die Stimmung friedlich.
Unterwegs haben sich dem Korso immer mehr Velofahrende angeschlossen. Mittlerweile sollen es um die Tausend sein. Der Demonstrationszug stockt immer mal wieder. Grosse Staus gab es entlang der Strecke bisher keine. Trotzdem haben einige Autofahrer verärgert gehupt oder den Motor aufheulen lassen, als die Velos vorbeifuhren.
Seit letztem Sommer riskierten Teilnehmende der Critical Mass eine Busse oder eine Verzeigung. Dafür hatte die FDP mit einer Beschwerde beim Statthalter gesorgt. Dieser verpflichtete das zuständige Sicherheitsdepartement von Karin Rykart (Grüne) dazu, den Umzug, der jeden letzten Freitag im Monat stattfindet, nicht mehr wie bisher zu dulden. Seither ist dieser merklich geschrumpft. Eine Demonstrations-Bewilligung wollten die Critical-Mass-Teilnehmendne keine beantragen, weil sie sich selber als normalen Verkehr sehen.
Kürzlich haben sich Veloorganisationen und das Sicherheitsdepartement auf einen Kompromiss geeinigt. Die Critical Mass muss alle Stadtteile rechts der Limmat und den Kreis 1 meiden. In diesem liegen die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. Dafür darf sie sich in der restlichen Stadt ohne festgelegte Route frei bewegen.
In einem Chat von Critical-Mass-Teilnehmenden waren die Meinungen geteilt. Einige Kommentatorinnen befürchten eine Angleichung an die monatliche Inline-Ausfahrt «Monday Night Skate». Diese folgt einer vorgegebenen Route und wird etwa von der FDP als Vorbild genannt. Andere Kommentatoren verwiesen darauf, dass die Legalisierung das Mitfahren auch Menschen ermöglicht, die eine Verzeigung nicht riskieren könnten.
Die Stadtzürcher Grünen begrüssen den Kompromiss in einer Mitteilung. Die Critical Mass verkünde eine wichtige Botschaft: In Zürich brauche es mehr Platz für den nicht-motorisierten Verkehr.
Die SVP wirft Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart in einer Mitteilung vor, gegenüber den «Velochaoten einzuknicken». Die Partei befürchtet eine «Lahmlegung des Verkehrs» und behält sich rechtliche Schritte vor. Auch die FDP schliesst eine erneute Beschwerde nicht aus.
Das Sicherheitsdepartement geht davon aus, dass die neuen Regeln starke Verkehrsbehinderungen vermeiden. Bei der bewilligten Ausführung handle es sich aber um einen Versuch, sagte eine Sprecherin.
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