Unwetter in Deutschland: Südwesten von Überschwemmungen betroffen, Feuerwehr im Dauereinsatz
Im Südwesten Deutschland kam es zu heftigen Gewittern mit Starkregen und Hagel. Allein im Landkreis Ahrweiler hatte die Feuerwehr bisher rund 300 Einsätze. Am Freitag soll der Regen nachlassen.
Gewitter und Starkregen haben in einigen Regionen im Westen Deutschlands Spuren hinterlassen. In Teilen Baden-Württembergs wurden Straßen überflutet und Bäche schwollen an. Besonders hart traf es Bisingen südwestlich von Tübingen, wo laut Polizei am Keller und Straßen unter Wasser standen. Das DRK meldete in der Region an die 60 Einsatzstellen. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Berichte über vermisste Personen konnte die Polizei allerdings nicht bestätigen.
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Im baden-württembergischen Schriesheim östlich von Mannheim stand laut Polizei eine Straße unter Wasser, es gab Verkehrsbehinderungen. Im nahegelegenen Heiligkreuzsteinach drohte laut Polizei ein Hang abzurutschen. In der Landeshauptstadt Stuttgart führten Blitzeinschläge zu mehreren Feuerwehreinsätzen. Teils wurden Straßen gesperrt. Ein Blitzschlag im Raum Sigmaringen sorgte für ein defektes Stellwerk bei der Bahn. Am frühen Abend waren laut Deutscher Bahn in der Region deshalb keine Zugfahrten möglich. Es kam zu Verspätungen und Teilausfällen.
Hessen: Wasser aus Kanalisation im Krankenhaus
Auch in anderen Bundesländern im Südwesten und der Mitte Deutschlands hatte das Unwetter Folgen: In Hessen etwa gingen kräftige Schauer – begleitet von Blitz und Donner – nieder. In Frankfurt am Main sorgte der Starkregen nach Angaben der Feuerwehr dafür, dass im Bethanien Krankenhaus Wasser aus der Kanalisation eindrang und auch den Intensivbereich der Klinik erreichte. “Wir konnten den Schaden aber relativ schnell eingrenzen und die Ausbreitung verhindern”, sagte Feuerwehrsprecher Thorben Schemmel. Die Patientenversorgung sei nicht in Gefahr. Die Feuerwehr saugte das Wasser am frühen Abend mit Spezialgeräten ab.
Am Flughafen Frankfurt wurden während des Gewitters routinemäßig keine Maschinen be- oder entladen. Das diene dem Schutz des Personals, erklärte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Viele Abflüge und Ankünfte am Abend verspäteten sich.
Heftiger Hagel in Rheinland-Pfalz und Saarland
In Rheinland-Pfalz war am frühen Abend vor allem die Eifel betroffen. Nach Angaben der Polizei Trier gab es erste Berichte über überspülte Straßen nach Starkregen und über Hagelschauer. Das Polizeipräsidium Koblenz berichtete von vereinzelten umgestürzten Bäumen. Regional seien in Rheinland-Pfalz und im Saarland auch bis zu 40 Liter pro Quadratmeter sowie Hagelkörner mit bis zu zwei Zentimeter Durchmesser wahrscheinlich, teilte der DWD mit. Zudem seien Sturmböen mit einer Geschwindigkeit bis zu 85 Kilometer pro Stunde möglich.
Wegen des Unwetters hat es im Kreis Ahrweiler am Donnerstag bisher rund 300 Einsätze gegeben. Derzeit seien keine Personenschäden bekannt, teilte die Kreisverwaltung am Abend mit. Zudem hieß es: «Derzeit kursieren Gerüchte, dass in der Gemeinde Grafschaft, Ortsgemeinde Vettelhoven, Evakuierungen laufen. Dies sind Falschmeldungen. Es gibt derzeit keine Verletzten und es laufen keine Menschen-Rettungen.»
Wegen einer hohen Anzahl an Einsätzen im Bereich der Städte Sinzig, Remagen, Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Gemeinde Grafschaft habe der Kreis Ahrweiler die Einsatzleitung übernommen, hieß es weiter.
Schwere Gewitter auch in NRW
Am Nachmittag waren bereits erste schwere Gewitter mit kräftigem Niederschlag durch Nordrhein-Westfalen gezogen. Erste Schwerpunkte registrierte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstagnachmittag in der Eifel, im Bergischen Land sowie in Köln und Düsseldorf. So wurden am Nachmittag in Dahlem in der Eifel 36 Liter pro Quadratmeter Regen binnen einer Stunde gemessen, in Wuppertal kamen 26 Liter pro Stunde auf den Quadratmeter.
Allzu gravierend waren die Folgen am Donnerstag aber zunächst nicht für NRW. Ein Sprecher der Kölner Feuerwehr sagte am frühen Abend, dass das erste von zwei erwarteten Gewittern inzwischen abgezogen sei. Man habe kein besonderes Einsatzaufkommen.
DWD: Größte Gefahr geht von Starkregen aus
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Donnerstag in einem Streifen vom Südwesten Deutschlands bis in die Mitte des Landes vor möglichen Gewittern mit Starkregen gewarnt. Von Donnerstagnachmittag bis in die Nacht auf Freitag hinein seien lokal auch Hagelschauer und Sturmböen möglich. Autofahrer müssen auch auf Aquaplaning gefasst sein. In NRW wurde etwa der Hochwassermeldedienst vorsorglich aktiviert, wie das Umweltministerium mitteilte.
Die größte Gefahr gehe von Starkregen aus, der teils auch mehrere Stunden anhalten könne. Möglich seien Niederschläge von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter binnen weniger Stunden. Als Ursache nannte der DWD eine sich von Nordrhein-Westfalen bis nach Bayern erstreckende und nur langsam nordostwärts ziehende Linie, die feuchte und kühle Luft im Südwesten von deutlich wärmerer Luft im Rest von Deutschland trenne. Entlang dieser Tiefdruckrinne bilden sich Gewitter – wo genau, lasse sich nicht exakt vorbestimmen.
Im Verlauf des Freitags lassen die Gewitter den Meteorologen zufolge dann nach, im Westen könne es noch bis zum Vormittag gebietsweise Niederschläge mit bis zu 35 Litern auf den Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden geben. Für den weiteren Verlauf des Freitags prognostizierte der DWD Gewitter mit Starkregen, voraussichtlich aber etwas geringere Niederschlagsmengen, sowie stürmische Böen und Hagel von der Lausitz über das östliche Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bis nach Schleswig-Holstein.