Unwetter-Chaos in Hessen: „Eine Riesenkatastrophe“ – Autobahn überschwemmt
Starkregen
Unwetter-Chaos in Hessen: „Eine Riesenkatastrophe“ – Autobahn überschwemmt
Blitz, Donner und Starkregen ziehen über Hessen hinweg. Ein Frankfurter Krankenhaus wird überschwemmt. Die Schäden sind immens.
+++ Update von 14.58 Uhr: Die überspülte A661 am Bad Homburger Kreuz, umstürzender Bäume oder hoffnungslos überflutete Straßen in Frankfurt – auf Videos zeigt sich das heftige Ausmaß des Unwetters über Frankfurt. Am Einkaufshaus MyZeil bahnt sich das Wasser den Weg vom Dach durch die Fassade in Richtung Einkaufsstraße wie in einer Freizeitpark-Rutsche.
Die Bilder erinnern an das schwere Unwetter im Juni 2023 in Kassel. Auch dort fielen in kürzester Zeit erhebliche Mengen Regen und richteten einen Millionen-Schaden an. Wie hoch die Schadenssumme in Frankfurt und Region ist, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.
Fluss Eschbach erreicht Rekordpegel
+++ Update von 12.28 Uhr: Im Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach wurden durch das Unwetter auf einem Parkplatz auch Autos überschwemmt, an einigen Stellen stand der Schlamm am Freitagmorgen noch knöcheltief. Der Eschbach führt mit einem Pegel von 2,54 Meter so viel Wasser wie noch nie zuvor. „Es ist eine Riesenkatastrophe. Alles kaputt“, sagte ein Autobesitzer, der neben seinem Wagen stand. „Ich weiß nicht, was ich machen soll“, sagte ein paar Meter weiter eine Frau. In ihrem Auto stand das Wasser bis zum Lenkrad. „Ich muss sehen, was ich mit der Versicherung mache.“
Völlig verdreckt und verschlammt: Ein Auto ist nach dem Unwetter nicht mehr fahrbereit.
Am Flughafen Frankfurt war der Betrieb für rund zwei Stunden lahmgelegt. Insgesamt waren am Donnerstag am größten deutschen Flughafen 1270 Flugbewegungen geplant, von denen rund 100 annulliert wurden. Diese Zahl liegt deutlich über den üblichen Tageswerten, auch wenn nicht alle Annullierungen direkt auf das Unwetter zurückzuführen waren. Aufgrund des Unwetters hat das Land Hessen Ausnahmegenehmigungen für Starts und Landungen nach 23 Uhr erteilt. Normalerweise gilt am Flughafen Frankfurt ein Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr.
Pegel der hessischen Flüsse steigen durch Unwetter rasant
+++ Update von 10.59 Uhr: Der Starkregen hat auch die Pegelstände der Flüsse in Hessen in kurzer Zeit steigen lassen. Betroffen waren vor allem das nordwestliche Rhein-Main-Gebiet, der Taunus, der Odenwald und das mittlere Lahngebiet. Das teilte das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am Freitagmorgen mit.
Nordhessen wurde von der gestrigen Gewitterlage kaum berührt. Nur im Vogelsberggebiet und in der Rhön kam es zu größeren Niederschlagsmengen. Laut Angaben des HLNUG erreichte nur der Pegel Lütterz/Lüder in der Nacht kurzzeitig die Meldestufe 1. Aktuell gibt es keine Meldestufenüberschreitungen in Nord- und Osthessen.
An den Messstationen an der Lahn und im Taunus wurden die höchsten Niederschlagsmengen gemessen. Dabei fielen seit gestern Abend an der Station Taunusstein-Neuhof 41,2 l/m2 und an der Station Weilburg-Kläranlage sogar 45 l/m2 Regen, teilte das HLNUG mit. Lokal wurden wahrscheinlich noch deutlich höhere Niederschlagsmengen erreicht, die nicht vom Messnetz erfasst worden sind.
Regionalbahn kracht in zerstörte Oberleitung
+++ Update von 9.47 Uhr: Auch in Osthessen hat das Unwetter am Donnerstagabend für zahlreiche Schäden gesorgt. Neben einer überspülten Straße in Grebenhain (Vogelsbergkreis) und vielen vollgelaufenen Kellerräumen kam zusätzlich ein Wasserrohrbruch in Fulda, wie die Polizei Osthessen mitteilt. Ob dieser im Zusammenhang mit dem Unwetter steht, sei allerdings noch nicht bekannt.
In Bad Homburg im Taunus waren mehrere Menschen in ihren Häusern eingeschlossen. Zudem blieb gegen 17.45 Uhr der Regionalexpress RE22 von Limburg nach Frankfurt wegen eines Oberleitungsschadens bei Hofheim liegen. Die Regionalbahn konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in die defekte Oberleitung hinein – vermutlich war ein umgestürzter Baum die Ursache. Die Passagiere mussten aufwendig evakuiert werden.
Bei Hofheim im Taunus fährt eine Regionalbahn in einer zerstörte Oberleitung.
Altenheim wegen Unwetter aus Sicherheitsgründenn geräumt
+++ Update von 8.40 Uhr: In Frankfurt waren offenbar mehrere Krankenhäuser von den Überflutungen betroffen. Neben dem Wasseraustritt im Bethanien-Krankenhaus kam es auch im Markus Krankenhaus zu Überschwemmungen. Hier drohten die Wassermassen in die Station zur Strahlentherapie und eine angrenzende Baugrube zu geraten. Die Feuerwehr konnte größere Schäden allerdings verhindern.
+++ Update von 8.13 Uhr: Aufgrund heftiger Regenfälle musste das Erdgeschoss eines Altenheims in Bad Schwalbach, Südhessen, geräumt werden. Die Bewohner wurden am Donnerstagabend aus Sicherheitsgründen in die höheren Stockwerke verlegt, teilte die Feuerwehr am Freitag mit. Darüber hinaus wurden mehrere Keller und Garagen im Dorf durch das Wasser überflutet. In der nahe gelegenen Gemeinde Hohenstein wurden 50 Schafe, Ziegen und Hühner in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehr berichtete von etwa 125 Einsätzen in der Nacht, bei denen fast 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst beteiligt waren.
Vor allem Südhessen von Unwetter betroffen
+++ Update von 8.02 Uhr: Auch in Offenbach hat das Unwetter zu zahlreichen überfluteten Kellern und Garagen geführt. Die Feuerwehr berichtete am Donnerstagabend von mehreren überfluteten Straßen. Insbesondere das Nordend und die Innenstadt waren Schwerpunkte der Feuerwehreinsätze. Über 100 Helfer von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst sowie vom Technischen Hilfswerk, Deutschen Roten Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund waren im Einsatz. Ein Polizeisprecher teilte mit, dass sich die Situation am späten Abend etwas entspannt habe.
Hochwasser in Frankfurt am Main Nach starken Regenfällen steht der Ortskern des Frankfurter Stadtteils Niederursel unter Wasser.
Erstmeldung von Freitag, 3. Mai, 7.53 Uhr: Kassel – Am Donnerstag zog eine Sturmfront über Hessen. In einigen Regionen des Bundeslandes kam es zu heftigen Regenfällen, begleitet von Blitzen und Donner. In Frankfurt führte der heftige Regen laut Feuerwehr dazu, dass im Bethanien Krankenhaus Wasser aus der Kanalisation eintrat und bis in den Intensivbereich der Klinik vordrang. „Wir konnten den Schaden aber relativ schnell eingrenzen und die Ausbreitung verhindern“, sagte Feuerwehrsprecher Thorben Schemmel. Die Versorgung der Patienten war nicht bedroht. Am frühen Abend wurde das Wasser mit Spezialausrüstung von der Feuerwehr abgesaugt.
Gewitter über Hessen hat Auswirkungen auf Flughafen Frankfurt
Während des Sturms wurden am Frankfurter Flughafen keine Flugzeuge beladen oder entladen. Dies diente dem Schutz des Personals, so ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport.
Die Insassen der Fahrzeuge, die in einer Unterführung in der Hofhausstraße im Frankfurter Osten feststeckten, konnten sich selbstständig retten.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte bereits im Vorfeld vor Gewittern mit Hagel und starkem Regen von bis zu 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Die Unwetterfront sollte von Süden nach Norden ziehen. Lokal wurden bis zu 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter sowie Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern erwartet werden. (spr)