Ukraine bestätigt russischen Durchbruch bei Otscheretyne
Im Osten der Ukraine toben heftige Kämpfe. Das ukrainische Militär erklärt, dass sich russische Truppen in der Ortschaft Otscheretyne bei Awdijiwka festgesetzt haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau meldet die Einnahme einer weiteren Ortschaft. Ein Überblick.
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland im April über 300 Raketen, rund 300 Schahed-Drohnen und mehr als 3200 Lenk-Bomben bei Angriffen auf die Ukraine eingesetzt. „Nur Stärke kann diesen Terror stoppen“, schrieb er auf der Messenger-App Telegram.
Im Frühjahr hat Russland seine Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine hochgefahren, während die Ukraine auf zusätzliche Hilfe ihrer Verbündeten wartete und ihre Luftabwehr an die Grenzen kam. Russland nimmt eigenen Angaben zufolge nur legitime militärische Ziele ins Visier.
Russland meldete am Donnerstag die Einnahme einer weiteren Ortschaft im Osten der Ukraine. Russische Truppen hätten „die Siedlung Berdytschi vollständig befreit“, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau in seinem täglichen Lagebericht. Kiew teilte seinerseits mit, es habe sich aus dem Dorf nordwestlich von Awdijiwka zurückgezogen.
Infografik WELT
Berdytschi liegt rund zwölf Kilometer von der lange Zeit hart umkämpften Stadt Awdijiwka in der ostukrainischen Region Donezk entfernt, die Russland im Februar schließlich unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Danach hatte die russische Armee weiter schnell an Boden gewonnen, während sich die ukrainische Armee aus Mangel an Munition und an Soldaten in der Defensive befindet.
Im Februar hatte die Ukraine erklärt, sie habe in Berdytschi Verteidigungslinien errichtet. Am Wochenende gab der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrsky zu, seine Truppen hätten sich aus dieser und zwei weiteren Ortschaften zurückgezogen, um „das Leben und die Gesundheit unserer Verteidiger zu schützen“. Er bezeichnete die Region als kompliziertesten Teil der Front und erklärte, Russland habe „taktische Erfolge“ erzielt. Kiew beklagt auch Mängel bei der Luftverteidigung, was es Russland ermöglicht, wichtige Infrastruktur – darunter Stromanlagen und Eisenbahnstrecken – anzugreifen.
Russische Truppen setzen sich im ostukrainischen Otscheretyne fest
Außerdem bestätigte das ukrainische Militär den russischen Durchbruch bei dem Ort Otscheretyne nahe Awdijiwka nach mehreren Tagen. „Was Otscheretyne anbelangt, so ist der Feind durchgebrochen und hat sich in dieser Ortschaft festgesetzt“, sagte der Sprecher der an dem Abschnitt kämpfenden Armeegruppe „Chortyzja“, Nasar Woloschyn, der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine.
Der entsprechende Ortsteil werde aber von der ukrainischen Artillerie beschossen, und die ukrainischen Truppen versuchten die Russen wieder zurückzudrängen. „Mit diesem Ziel wurden zusätzliche Kräfte und Mittel aus der Reserve herangeführt“, unterstrich Woloschyn. In den Frontabschnitten in Richtung Pokrowsk und Kurachowe toben ihm zufolge derzeit die härtesten Kämpfe. Der russische Gegner habe zwar taktische Erfolge erzielt, aber bisher keinen operativen Vorteil erlangt.
Zuvor hatte der ukrainische Generalstab in seinem Morgenbericht von harten Kämpfen und insgesamt 121 Gefechten innerhalb der vergangenen 24 Stunden berichtet. Unter anderem seien dabei auch russische Angriffe bei Otscheretyne abgewehrt worden. Auch in den vorherigen Tagen war von harten und intensiven Gefechten die Rede, insbesondere im Donezker Gebiet. Ukrainische Militärbeobachter hatten über den russischen Durchbruch bei Otscheretyne bereits vor knapp zwei Wochen geschrieben und haben seitdem weitere russische Geländegewinne ausgemacht.