Über 4000 Schweizer verdienen eine Million oder mehr
Lediglich Kaderleute konnten in den vergangenen Jahren von Lohnerhöhungen profitieren. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund fordert einen Mindestlohn von 4500 Franken für alle.
Das ist passiert
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit mittleren und tieferen Einkommen verdienen heute nicht wesentlich mehr als noch im Jahr 2016. Das geht aus dem Verteilungsbericht des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) hervor. Nach Abzug der Steuern und der Wohnkosten haben Normal- und Geringverdienende weniger Geld zum Leben als im Jahr 2016.
Die Gehälter des bestbezahlten Prozents hingegen stiegen seit 2014 real um fast ein Viertel. Aus dem Bericht geht hervor, dass Kader sowie Topverdienerinnen und Topverdiener inzwischen 3000 Franken pro Monat zusätzlich verdienen. Zum ersten Mal haben 4000 Schweizerinnen und Schweizer einen Jahreslohn von einer Million Franken oder mehr. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Personen, die mindestens 1 Million Franken pro Jahr verdienten mit 4120 erstmals über 4000 an. Dies sind rund 12 Prozent mehr als im Vorjahr und über 60 Prozent mehr als 10 Jahre zuvor, heisst es im Bericht. Gegenüber vor 20 Jahren hat sich die Zahl sogar fast verdreifacht.
Die Gründe
Zwar müssen Konsumenten tiefer in die Tasche greifen, doch den Angestellten wird gleichzeitig der Teuerungsausgleich oft nicht gewährt. Kader hingegen profitieren überproportional von Bonuszahlungen. «Damit auch die Arbeitnehmenden mit normalen Löhnen etwas vom Wohlstand haben, den sie erwirtschaften, braucht es im Gegenteil wieder mehr allgemeine Lohnerhöhungen», hält Daniel Lampart, Chefökonom SGB, fest.
Auch die Steuer- und Abgabepolitik spielte den Gutsituierten und der Oberschicht in die Hände. «Die Kantone haben wieder damit begonnen, die Einkommens- und Vermögenssteuern zu senken. Weitere Steuersenkungen sind geplant. Auf der anderen Seite wiegt die Krankenkassen-Prämienlast für die unteren und mittleren Einkommen immer schwerer – auch weil die Kantone die Prämienverbilligungen nur schwach erhöhen», so der SGB.
Forderungen
«Die Reallöhne der Normal- und Geringverdienenden müssen markant steigen. Wer eine Lehre gemacht hat, soll mindestens 5000 Franken pro Monat verdienen. Generell müssen die Löhne mindestens 4’500 Franken betragen», schreibt der SGB.
«Damit der Lohnrückstand und die Lohnlücke geschlossen werden, braucht es in diesem Lohnherbst substantielle Lohnerhöhungen, insbesondere bei den unteren und mittleren Löhnen. Nach wie vor gross ist auch der Handlungsbedarf bei den sogenannten Frauenberufen mit zu tiefen Löhnen.»