St. Pauli gegen Hamburger SV: Vor dem Stadtderby in der 2. Fußball-Bundesliga
Das 111. Derby ist ein besonderes: Für St. Pauli geht es um die Rückkehr in die Bundesliga, die ausgerechnet im Stadion des Rivalen gelingen kann. Nicht nur deshalb droht dem HSV ein bitterer Abend.
St. Pauli gegen Hamburger SV: Vor dem Stadtderby in der 2. Fußball-Bundesliga
Steffen Baumgart, die Überraschung hält sich in Grenzen, hat ziemlich Lust auf diesen Freitagabend. Zum 111. Mal trifft der Hamburger SV auf den FC St. Pauli (18.30 Uhr; TV: Sky). Zum ersten Mal steht oder hockt – auf gar keinen Fall aber sitzt – Baumgart dabei als Trainer des HSV an der Seitenlinie. Schon als kleiner Junge habe er sich auf die Hamburger Stadtduelle gefreut. »Wenn du ein Derby gewinnst, bist du der Held, unabhängig von der Tabelle«, sagte Baumgart vor der Partie. »Wenn du verlierst, bist du der Depp.«
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Der Hamburger SV, in der jüngeren Vergangenheit wenig heldenhaft unterwegs, geht als Vierter ins Spiel, vier Punkte hinter Fortuna Düsseldorf, das zeitgleich gegen den 1. FC Nürnberg spielt. St. Pauli dagegen kommt als Spitzenreiter ins Volksparkstadion.
Baumgart zufolge gehe es weniger um die Tabellenkonstellation, »sondern darum, ein geiles Spiel zu machen«. Doch es ist gerade die Ausgangslage in der 2. Fußball-Bundesliga, die dieses Stadtderby so besonders macht. St. Pauli kann nicht nur Held, sondern auch Erstligist werden, während dem HSV einer der wohl bittersten Abende in der Vereinsgeschichte droht.
Am 32. Spieltag könnte St. Pauli aufsteigen, wenn der Kiezklub …
… gegen den Hamburger SV gewinnt.
… verliert und Nürnberg Düsseldorf schlägt.
… remis spielt und Düsseldorf ebenfalls nicht über ein Unentschieden hinauskommt.
Was für den HSV auf dem Spiel steht
Dass der große Rivale im Volksparkstadion, die Heimstätte des HSV, nach 13 Jahren die Rückkehr in die Bundesliga feiert, wäre für den Hamburger SV eine Demütigung. Und eventuell sogar das Ende der eigenen Aufstiegsträume: Bei einer Niederlage des HSV und einem Sieg der Düsseldorfer, wäre Relegationsplatz drei für Hamburg nicht mehr zu erreichen. Sollte auch Holstein Kiel aufsteigen, wäre der HSV in der kommenden Saison unter allen Zweitligisten dann der Verein mit der längsten Zweitligazugehörigkeit am Stück. Der Dino der 2. Liga sozusagen.
Vielleicht wird das Stadtderby aber auch ein »Riesenabend« für den Hamburger Fußball, wie Baumgart es ausdrückte. Ein versöhnliches Ende ist möglich, wenn der Hamburger SV gewinnt und Düsseldorf verliert. St. Pauli stünde dann trotzdem als Aufsteiger fest und der HSV dürfte sich weiter Hoffnungen machen, nicht noch ein siebtes Jahr in der zweiten Liga dranzuhängen. Selbst in diesem Szenario wäre die Fortuna aber weiterhin Dritter, einen Punkt vor dem HSV. Am kommenden Spieltag treten die Düsseldorfer bei Holstein an, der HSV trifft auf Paderborn.
Spielabbruch? Platzsturm?
Wie der NDR berichtete, sei in HSV-Fanforen darüber diskutiert worden, einen Spielabbruch herbeizuführen, um St.-Pauli-Feierlichkeiten im eigenen Stadion zu verhindern. »Provozierter Spielabbruch, Platzsturm: Es gibt viele Spekulationen, die da jetzt im Raum sind. All das berücksichtigen wir natürlich«, sagte ein Polizeisprecher dem NDR. »Entsprechend ist die Zahl der Einsatzkräfte, um für alle möglichen Situationen gewappnet zu sein.«
Die Partie im ausverkauften Volksparkstadion ist als »Hochrisikospiel« eingestuft. Offiziell standen den Anhängern des FC St. Pauli 5576 Gästekarten zur Verfügung. 900 Plätze wurden gesperrt, um beide Fanlager besser voneinander trennen zu können. Wer nicht im Gästeblock steht, kommt nur ohne Fanutensilien des FCSP ins Stadion. Das Tragen von Trikots, Schals oder Totenkopfpullis ist untersagt, wie beide Klubs mitteilten.
Laut »Hamburger Abendblatt« werden deutlich über 1000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein. Auch im Stadion soll die Polizeipräsenz sichtbar sein. Vielleicht wäre es auch keine verkehrte Idee, einen Beamten zur Unterstützung des Vierten Offiziellen an die Seitenlinie zu stellen. »Ich bin insgesamt sehr emotional, dass ich dann auf so ein Spiel heiß und geil bin, kann sich jeder vorstellen«, sagte Baumgart. »Ich bin in Derbys dann immer noch ein bisschen drüber.«