SPD-Mann zerstört NRW-Schulpolitik: „Gefangen in ideologischer Weltanschauung“

SPD-Mann zerstört NRW-Schulpolitik: „Gefangen in ideologischer Weltanschauung“

spd-mann zerstört nrw-schulpolitik: „gefangen in ideologischer weltanschauung“

Jochen Ott (SPD) ist Oppositionsführer im Landtag von NRW. Er kritisiert die aktuelle Schulpolitik von CDU und Grünen scharf.

Er bezeichnet die Lage in NRW-Schulen als „desaströs“: Im Exklusiv-Interview erklärt SPD-Oppositionsführer Jochen Ott, was sich jetzt ändern muss.

Dortmund – Um die Schulen in NRW steht es derzeit nicht gut. Vor allem der Lehrermangel sorgt für Probleme. Jochen Ott (49, SPD) will das als Oppositionsführer im NRW-Landtag ändern. Im Exklusiv-Interview mit RUHR24-Redakteur Daniele Giustolisi spricht Ott über die Fehler von NRW-Schulministern Dorothee Feller (CDU), einen Ausweg aus dem Stress vieler Lehrer und warum Unterricht mit Astronauten oder einem Besuch im Wald Schülerinnen und Schülern mehr bringt, als 45 Minuten Frontalunterricht.

SPD-Mann zerstört NRW-Schulpolitik: „Gefangen in ideologischer Weltanschauung“

RUHR24: Herr Ott, Sie sind eigentlich ausgebildeter Lehrer. Inzwischen sind Sie aber Vollzeitpolitiker, der die aktuelle Lage an den Schulen in NRW als „desaströs“ bezeichnet. Würden Sie aktuell wieder als Lehrer arbeiten wollen?

Jochen Ott: Ich würde tatsächlich wieder auch an eine Schule gehen, weil der Lehrerberuf ein toller Beruf ist. Ich habe den total gerne gemacht und es gibt keinen Beruf aus meiner Sicht, wo du so eine unmittelbare und ehrliche Reaktion von Menschen hast. Inzwischen wäre mein Problem eher, mit den Strukturen umzugehen, etwa mit der Bürokratie oder der Bezirksregierung. Das „desaströs“ bezog sich darauf, dass immer mehr Lehrer sagen, dass sie nicht mehr können, dass vieles überreglementiert ist und dass sie nicht die nötige Rückendeckung haben.

SPD-Mann: Das ist das größte Problem an Schulen in NRW

RUHR24: Was ist Ihrer Meinung nach das aktuell größte Problem an den Schulen in NRW? Wo muss Schulministerin Feller mehr tun?

Jochen Ott: Zum Einen brauchen wir mehr Lehrkräfte. Das Personal hat absolute Priorität. Das hört sich erstmal simpel an. Ich höre aber immer wieder von Lehrern, die freiwillig ihren Ruhestand aufschieben wollen, es aber nicht dürfen. Zudem gibt es Menschen, die einen Quereinstieg als Lehrer wollen und denen der Weg durch die Bezirksregierungen versperrt wird. Das sind zum Teil ehemalige Hochschulprofessoren, die für einen Job als Lehrer für die Ausbildung zum Medizinisch Fachangestellten (MFA) an Berufsschulen aufgrund mangelnder Qualifikation nicht angenommen werden. Oder Opernsängerinnen, die Musik studiert haben, aber keinen Musikunterricht an Grundschulen geben dürfen, weil sie fachlich angeblich nicht geeignet sind.

SPD kritisiert Seiteneinsteiger-Programm für NRW-Lehrer: „Zu kompliziert“

RUHR24: Das NRW-Schulministerium hat erst kürzlich ein großes Seiteneinsteiger-Programm gestartet. Es ist also nicht so, dass gar nichts für Seiteneinsteiger gemacht wird.

Jochen Ott: Ja, es wird schon was gemacht. Aber für Seiteneinsteiger ist es in der Praxis noch zu kompliziert. Es findet sich immer etwas, warum jemand als Lehrkraft scheinbar nicht qualifiziert ist. Die Priorität sollte aber die Einstellung von Personal sein und nicht das Prüfen von Bedenken und Problemen. Ich könnte Hunderte Einzelfälle von NRW-Schulen nennen, wo eine Einstellung deswegen scheitert.

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Politischer Aschermittwoch – Nordrhein-Westfalen SPD

RUHR24: Ihnen geht die Einstellung der Seiteneinsteiger also nicht weit genug. Gibt es weitere drängende Probleme an den Schulen in NRW?

Jochen Ott: Ja: Unsere Lehrer sind total gestresst. Das Kernproblem dabei sind die Lehrpläne, die strikt eingehalten werden müssen und am Ende zentral geprüft werden. Das sorgt dafür, dass der Stress steigt und steigt, man krank wird. Wenn der Unterricht dann ausfällt, muss alles nachgeholt werden. Für wichtige Themen abseits der Lehrpläne bleibt zudem wenig Zeit. Um etwa Extremismus zu bekämpfen, muss man mit den Schülerinnen und Schülern darüber reden. Dafür haben die Lehrkräfte wegen der Lehrpläne gar keine Zeit – und am Ende warten ja auch noch die Klausuren. Wenn man wegen der Klausuren nicht ein KZ besuchen kann oder den Landtag, dann führt das meiner Meinung nach zu einer falschen Gewichtung.

SPD fordert radikale Änderung der Lehrpläne an Schulen in NRW

RUHR24: Was wäre Ihre Lösung für dieses Zeitproblem?

Jochen Ott: Indem man den Lehrerkräften vertraut und die Lehrpläne radikal zusammenstreicht, wie in Skandinavien. Indem man den Lehrkräften nicht alles vorschreibt, was sie im Unterricht behandeln müssen. Stattdessen sollten sie ihre selbst gewählten Inhalte in Ruhe unterrichten, damit sich diese in den Köpfen der Schüler festsetzen – und es nicht in reines Kurzzeitlernen ausartet, also schnell alles rein und schnell wieder raus aus den Köpfen.

RUHR24: Die Lehrpläne von heute sind ja keine neue Praxis. So wie heute wird teils seit Jahrzehnten an den NRW-Schulen gelehrt. Welchen Anteil hat die SPD daran? Immerhin ist Ihre Partei seit 1966 – mit Ausnahme von fünf Jahren – durchgehend an der Macht gewesen.

Jochen Ott: Moment. Erstens seit nun 7 Jahren schon nicht mehr. Und zweitens hat die SPD das letzte Mal vor fast 20 Jahren die Schulministerin gestellt.

RUHR24: Aber die SPD hat mitregiert und da ist es ja nicht so, dass die Partei gar kein Mitspracherecht in der Schulpolitik gehabt hätte, oder?

Jochen Ott: Nein, das nicht. Aber seit bald 20 Jahren haben CDU, Grüne und FDP das NRW-Schulministerium unter sich gehabt, kein Sozialdemokrat. Das gehört zu den Fakten. Was man nicht vergessen darf: Unter Peer Steinbrück als NRW-Ministerpräsident hat eine sozialdemokratische Schulministerin…

RUHR24:…Ute Schäfer…

Jochen Ott: … gegen massive Widerstände die Ausweitung der Ganztagsschulen durchgesetzt. Wenn die nachfolgenden Schulminister nur ein einziges Mal diesen Mut gehabt hätten, eine solche grundsätzliche Reform anzugehen, wäre vieles gewonnen worden. Zudem ist es jetzt natürlich so, dass sich die Zeiten geändert haben.

SPD fordert große Schulreform für NRW

RUHR24: Inwiefern?

Jochen Ott: Es gab noch nie eine Situation wie aktuell, dass junge Menschen so zukunftspessimistisch waren. Es gab noch nie so einen massiven Fachkräftemangel. Es gab noch nie einen solchen massiven Reformstau. Den letzten größeren Veränderungsprozess gab es zuletzt 2011 mit dem sogenannten Schulkonsens. Es braucht jetzt also eine mutige Politik, die das ändert.

RUHR24: 7000 Lehrkräfte fehlen NRW aktuell. Das Land hat mit dem sogenannten „Handlungskonzept Unterrichtsversorgung“ eine ganze Reihe an Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Zahl zu verringern. Doch es geht nur schleppend voran. Haben Sie, hat die SPD, eine Idee, wie das schneller oder besser ginge?

Jochen Ott: Es ist nicht ganz einfach, das muss man sagen. Aktuell ist es zum Beispiel leider so, dass die Lehrkräfte seit Jahren sauer gefahren werden und deswegen teils aus dem Beamtenverhältnis aussteigen. Diese Leute sind frustriert.

SPD-Mann Jochen Ott kämpft für neues Arbeitszeitmodell für Lehrer in NRW

RUHR24: Was schlagen Sie dagegen vor?

Jochen Ott: Seit 2017 kämpfe ich für ein neues Arbeitszeitmodell, das nicht mehr nur an der Anzahl der 45-Minuten-Unterrichtsstunde ausgerichtet ist, sondern auch die anderen Aufgaben einer Lehrkraft erfasst. Wir brauchen ein modernes Arbeitszeitkonto.

RUHR24: Wie hat man sich das vorzustellen?

Jochen Ott: In Hamburg ist es zum Beispiel so, dass jedes Fach mit einem bestimmten Quotienten verbunden wird. Ein Lehrer, der Klassenlehrer ist, hätte zum Beispiel einen höheren Quotienten als jemand, der in der Sekundarstufe 1 Religion und Geschichte unterrichtet. Einfach aus dem Grund, weil er mehr Aufwand betreibt. Aber diese Unterschiede in der Belastung der Lehrkräfte, die werden überhaupt nicht abgebildet im System. Alle werden gleich behandelt. Das ist ein Fehler.

SPD will Lehrer an Grundschulen in NRW für OGS-Problem nutzen

RUHR24: Immerhin wurden jüngst die Gehälter der Lehrkräfte der Primarstufe und Sekundarstufe I auf das A13-Niveau angehoben…

Jochen Ott: Ja, aber wenn man A13 für alle macht, dann müssen auch die gleichen Bedingungen für alle herrschen. An der Gesamtschule müssen Lehrer regelmäßig bis 16 Uhr an der Schule sein. Das müsste dann auch für die Grundschulen gelten – womit wir auch ein OGS-Problem lösen könnten. Davor hat sich das Schulministerium aber gedrückt – genauso wie vor einem Gesamtkonzept, was A13 für alle zum Beispiel für die Besoldung von stellvertretenden Schul- oder Fachleitungen bedeutet.

spd-mann zerstört nrw-schulpolitik: „gefangen in ideologischer weltanschauung“

Kinder aus dem Kindergarten auf einem Spielplatz

RUHR24: Zurück zum Frust an den Schulen – was würde da noch helfen?

Jochen Ott: Zum Beispiel eine massive Ausweitung der Verwaltungsassistenz. Denn zuletzt hat man Lehrer mit Aufgaben versehen, die auch andere Leute machen könnten. Nehmen wir das Start-Chancen-Programm…

RUHR24: … ein 2,3-Milliarden-Euro schweres Förderpaket für Brennpunktschulen…

Jochen Ott: Diese Schulen haben schon Panik vor der Umsetzung des Programms, weil die Schulleiter, die sowieso schon mehr arbeiten als an anderen Schulen, nicht wissen, wie sie das Geld verwalten sollen. Wir brauchen also ein Konzept für eine bessere Verwaltungsassistenz an Schulen.

SPD-Oppositionsführer Ott: NRW-Unis brauchen klare Vorgaben für Lehrerausbildung

RUHR24: Was müsste Ihrer Meinung nach in der Ausbildung der Lehrkräfte verändert werden – etwa an den Hochschulen?

Jochen Ott: Wir müssten den Hochschulen klarere Vorgaben machen, was und wie sie auszubilden haben. Aktuell ist es zum Beispiel so, dass es im Raum Aachen viel weniger Grundschullehrer gibt als in Ostwestfalen, wo es eine eigene Grundschullehrer-Hochschulausbildung gibt. Mittel des Landes für die Hochschulen sollten auch nicht mehr allein an die Studienplatzzahl gebunden sein, sondern zu 30 Prozent an den tatsächlichen Studienerfolg. Zudem müssen wir dafür sorgen, dass Absolventen der Naturwissenschaften an Fachhochschulen anschließend mit einem zusätzlichen Master of Education noch in den Schuldienst rutschen können, damit wir dort genügend Fachkräfte bekommen.

RUHR24: Sie haben 2023 einen „New Deal“ in der NRW-Schulpolitik vorgeschlagen, der auch eine Neuausrichtung der Finanzierung der Schulen vorsähe. Was steckt hinter dem Plan?

Jochen Ott: In Deutschland versteht aktuell keiner, wie Bildung bezahlt wird. Sowohl die Kommunen, als auch das Land und der Bund sind an der Finanzierung beteiligt. Die Kommunen kümmern sich zum Beispiel um die Gebäude, das Land bezahlt die Lehrkräfte. Der Bund muss sich aus der Bildungspolitik eigentlich raushalten, stellt aber Förderprogramme zur Verfügung. Daraus werden dann Digitalisierungsprojekte finanziert, für die den Kommunen selbst das eigene Geld fehlt. Die Mittel sind aber nicht verstetigt, sondern immer abhängig von den jeweiligen Programmen. Und wer kümmert sich dann eigentlich um die Wartung? Das ist schon ein gewisser Finanzierungsdschungel.

SPD-Mann: NRW-Schule in 2024 ist nicht die Schule des Jahres 1955

RUHR24: Klingt chaotisch. Was wäre Ihr Gegenvorschlag zu diesem Finanzierungsmodell?

Jochen Ott: Wir diskutieren schon seit 2019 mit den kommunalen Spitzenverbänden, in einem bildungsökonomischen Gutachten einmal genau zu erfassen, welche Ebene aktuell eigentlich was finanziert. Kommunen und SPD waren sich da schnell einig, nur die Landesregierung will nicht mitziehen. Auf Basis eines solchen Gutachtens bräuchte es dann eine neue Übereinkunft, wer künftig was bezahlt. Damit würden wir zugleich definieren, was Schule im Jahr 2024 überhaupt ist. Das ist nämlich nicht die Schule des Jahres 1955 – so wird sie heute aber noch finanziert. Die Schule ist heute komplexer als früher und deshalb muss man darauf eine komplexe Antwort geben, aber die Strukturen hinter der Antwort müssen einfach sein.

RUHR24: Selbst wenn Sie neu definieren würden, wer was an Schulen finanziert, was wäre dadurch verbessert? Aktuell ist es ja so, dass es definiert ist, aber die Schulen sind trotzdem „Schrotthaufen“, wie Sie selbst sagen. Warum?

Jochen Ott: Zum einen ist es so, dass Bund und Land den Kommunen gewisse Aufgaben auferlegen und sie diese dafür bezahlen lassen. Nehmen wir den offenen Ganztag…

RUHR24: … der zum Teil durch die Schulträger finanziert werden muss…

Jochen Ott: …wenn es dort Lohnerhöhungen von 10 Prozent gibt – etwa nach Tarifverhandlungen – und das Land davon nur 3 Prozent übernimmt, dann springen die Kommunen für den Rest ein und geraten unter Druck. Denn sie wollen ja nicht, dass Ganztagsschulen geschlossen werden müssen.

SPD-Mann Ott kritisiert Hendrik Wüst für Festhalten an der Schuldenbremse

RUHR24: Welche Rolle spielt die Schuldenbremse dabei?

Jochen Ott: Da unser Ministerpräsident in NRW, Hendrik Wüst, daran festhalten will, heißt das, dass für die nachfolgenden Generationen keine Investitionen getätigt werden können. Das heißt, dass wir dann eben kein Geld haben für die Sanierung von Schulen, dass wir eben kein Geld haben für eine gute Ausstattung im Ganztag oder bei der Digitalisierung. Weil CDU und FDP durch ihr Beharren auf der Schuldenbremse nur eins tun – nämlich auf der Bremse stehen. Seit zwei Jahren fordern wir als SPD deswegen, dass auf unser 2-Milliarden-Euro schweres Förderprogramm „Gute Schule 2020“ die „Gute Schule 2030“ folgt. Wir könnten mit einem Darlehen der NRW-Bank, bei denen die Tilgung über das Land läuft, wahnsinnig viel erreichen.

RUHR24: Das Geld ist das eine, das andere ist der Einsatz dieses Geldes. Ließen sich damit die Schulklassen halbieren und die Zahl der Lehrstellen verdoppeln, so wie jüngst von der SPD im Landtag vorgeschlagen?

Jochen Ott: Meine Kollegin, Frau Engin, hatte diese Forderung der Landesschülervertretung im Landtag nur vorgelesen, nicht vorgeschlagen. Aber Ministerin Feller ist gar nicht darauf eingegangen. Natürlich weiß jeder, dass wir im Moment nicht die Klassen halbieren können. Aber wir können intelligente Unterrichtskonzepte machen bzw. eine andere Form von Unterricht.

spd-mann zerstört nrw-schulpolitik: „gefangen in ideologischer weltanschauung“

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) sitzt mit verschränkten Armen im Landtag.

Neuer Unterricht für Schulen in NRW: SPD-Mann will weniger Frontalunterricht

RUHR24: Nennen Sie ein Beispiel.

Jochen Ott: Die schwarz-grüne Landesregierung boykottiert zum Beispiel die Initiative „Freiday“. Im Saarland und in anderen Bundesländern wird dabei an einem Tag in der Woche ein Projekttag abgehalten und dabei fächerübergreifend gearbeitet – etwa am Thema Klimaschutz. Da kann man am Ende sogar Klausuren oder Tests drüber schreiben. Aber man arbeitet eben nicht nach dem Fächerprinzip. Ich habe einst an meiner Gesamtschule eine Art Vorlesung zum Thema Europa abgehalten, bei der die ganze Stufe zusammenkam. Gleichzeitig konnten Lehrer, die dadurch freie Stunden hatten, Kindern mit besonderem Förderbedarf in kleineren Gruppen Unterricht in Mathe, Deutsch oder Englisch geben. Die Frage ist also: Wie organisieren wir Schule anders? Oder was mir noch immer auf der Seele brennt ist, wie einst 1000 Kinder im Hörsaal der Uni Köln saßen und mit dem Astronauten Alexander Gerst telefonierten – das waren drei Stunden Physik und da hat keiner Kügelchen geworfen oder anderweitig gestört. Das sind Kinder hinterher aus dem Hörsaal gekommen und haben gesagt, dass sie Wissenschaftler werden wollen.

RUHR24: Klingt nach einer ganz anderen Art des Unterrichts.

Jochen Ott: Wir müssen anfangen zu verstehen, dass wir Kinder in einer medialen Welt ganz anders pushen und ihre Begeisterung noch mal wecken müssen. So wie wir früher Schule gemacht haben, 30 Leute im Raum, einer sitzt vorne, so läuft das nicht mehr. Das ist wirklich Oldschool. Wir brauchen eine neue Vorstellung, wie wir Bildung machen und müssen den Lehrern vertrauen, dass sie das vor Ort gut hinkriegen.

SPD will Regelunterricht an Schulen in NRW auflockern

RUHR24: Eine Fragestunde mit einem Astronauten wäre für viele kein richtiger Unterricht und würde schnell als „ausgefallene Schulstunde“ abgetan. Sollten solche Konzepte noch mehr in unsere Lehrpläne einfließen?

Jochen Ott: Selbstverständlich! In Köln gibt es zum Beispiel die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, wo ich Vorsitzender bin. Als Verein betreiben wir im Umweltbildungszentrum Köln eine Waldschule – sie bietet Kindergartenkindern sowie Schülerinnen und Schülern ein aktives Walderlebnis. 7000 Grundschulkinder besuchen diese pro Jahr und lernen dort alles über den Baum, über den Fuchs oder was auch immer. Ich sage Ihnen, wenn diese Schüler nach Hause kommen, haben sie über Biologie mehr gelernt, als sie das in vielen Stunden im Regelunterricht getan hätten.

RUHR24: Wenn man Ihnen zuhört, könnte man den Eindruck bekommen, die aktuelle Schulpolitik sei eine einzige Katastrophe. Gibt es etwas in der NRW-Schulpolitik, wozu sie Schwarz-Grün gratulieren würden?

Jochen Ott: Ich muss eher sagen, dass ich von unserer Schulministerin Feller enttäuscht bin. Sie ist mit viel Vorschusslorbeeren gestartet, als vermeintliche Verwaltungsexpertin mit parteiübergreifendem Ansatz. Aber sie ist leider völlig gefangen in ihrer ideologischen und parteipolitischen Weltanschauung. Von ihr ist kein bildungspolitischer Fortschritt zu erwarten. Auch die Ruhe im System, für die sie scheinbar geholt worden ist, ist bisher nicht ansatzweise zu erkennen. Und dennoch kann ich auch Positives über sie berichten: Etwa dass sie nach dem Desaster um die Abiturprüfungen nun Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat, damit das nicht noch ein zweites Mal passiert. Das wäre nämlich sicherlich ein Rücktrittsgrund gewesen.

SPD bietet Regierung aus CDU und Grünen Kooperation in Sachen NRW-Schulpolitik an

RUHR24: Stichwort „nicht eingebunden“. Die SPD bietet der schwarz-grünen Regierung also eine Art überparteiliche Kooperation an, um Schule in NRW zu retten?

Jochen Ott: Ich würde mir wünschen, dass das Thema Schule nicht nur eine parteipolitische Frage ist. Wir haben deshalb ja mehrfach angeboten, dass wir die schwierigen Fragen zusammen beantworten. Dass die Regierung da die Hand nicht annimmt, die ja auch die FDP gegeben hat, das ist sehr schade, weil die Eltern eigentlich kein Verständnis für parteipolitischen Streit an der Stelle haben, sondern eine gute Struktur für die Zukunft wollen. Und das biete ich immer wieder an, weil ich glaube, die Familien sind so belastet im Moment und so in der Krise, die erwarten einfach, dass an Schule was passiert. Und wenn die eigenen Kinder keine Bildungsperspektive haben, ist das für Eltern das Schlimmste und für das Vertrauen in den Staat auch.

SPD über NRW-Schulpolitik: „Keine Majestätsbeleidigung, wenn man eine Regierung kritisiert“

RUHR24: CDU und Grüne nehmen die Hilfe der SPD in Sachen Schule nicht an. Ist das als Regierungsparteien in NRW nicht ihr gutes Recht?

Jochen Ott: Natürlich. Aber dann müssen sie halt auch liefern und wenn sie nicht liefern, werden wir unsere Rolle als Opposition erfüllen und sie mit ihren Fehlern konfrontieren. Auch wenn das offenbar den Grünen immer wieder schwerfällt, aber es ist noch keine Majestätsbeleidigung, wenn man eine Regierung kritisiert, sondern das gehört tatsächlich in der Demokratie dazu.

RUHR24: Herr Ott, vielen Dank für das Gespräch.

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