So gut verdient Basel an Novartis und Roche
Die beiden Pharmakonzerne haben letztes Jahr insgesamt 1,7 Milliarden Franken an Steuern in der Schweiz entrichtet. Wie viel davon bleibt im Kanton?
Basel-Stadt verzeichnete letztes Jahr einen Überschuss von 434 Millionen Franken.
Selbst für Basler Verhältnisse ist der letztjährige Überschuss üppig ausgefallen: Der Stadtkanton schloss 2023 mit einem Plus von 434 Millionen Franken ab. Der Gewinn lag damit 33-mal höher als die budgetierten 13 Millionen. Finanzdirektorin Tanja Soland machte dafür «aussergewöhnlich hohe Steuereinnahmen von den Unternehmen» verantwortlich.
Mit «den Unternehmen» sind wohl in erster Linie die hier domizilierten Pharmariesen Novartis und Roche gemeint. Die «Handelszeitung» hat jüngst vorgerechnet, wie viel Steuern Weltkonzerne in der Schweiz letztes Jahr entrichtet haben: Novartis führt die Liste mit 1,1 Milliarden Franken an, gefolgt von Nestlé (1 Milliarde), UBS (742 Millionen) und Roche (600 Millionen) und der Zurich Versicherung (350 Millionen).
Die Zeitung stützt sich bei ihren Berechnungen und Schätzungen auf Geschäftsberichte, Erfahrungswerte und Gespräche mit Firmen.
Tiefer Steuersatz bei Firmen
Den wichtigsten Posten bei der Unternehmensbesteuerung bildet die Gewinnsteuer. Diese lag in Basel-Stadt mit 13 Prozent zuletzt vergleichsweise tief; um als Firmenstandort attraktiv zu bleiben, ist man am Rheinknie bereit, auf (noch) höhere Steuereinnahmen zu verzichten.
Nicht ändern kann der Kanton aber den Steuersatz, den der Bund auf Gewinne erhebt und der schweizweit einheitlich festgelegt ist. Dies führt in Basel-Stadt dazu, dass deutlich über die Hälfte – bis zu zwei Drittel – dieser Steuererträge nach Bern abfliesst.
Willkommener Zustupf
Die Eidgenössische Finanzverwaltung dürfte sich über den Zustupf freuen: Der Bund hat 2021 via Gewinnsteuer insgesamt 12,7 Milliarden Franken eingenommen, über 60 Prozent davon stammten aus nur fünf Kantonen (Basel-Stadt, Genf, Waadt, Zug und Zürich).
Die in Basel verbleibenden Summen sind aber bedeutend genug, dass sie für Ausreisser in den Kantonsfinanzen sorgen. So nahm der Kanton letztes Jahr 936 Millionen Franken aus der Unternehmensbesteuerung ein und lag damit 351 Millionen über Budget.
Von diesen 936 Millionen dürfte der Löwenanteil gemäss obigen Berechnungen auf die beiden potenten Steuerzahler Novartis und Roche zurückzuführen sein. Kleinfirmen tragen laut «Handelszeitung» «wenig bis nichts» zum Steuersubstrat bei, «weil sie schlicht einen zu kleinen steuerbaren Reingewinn ausweisen».
Steuerreform steht an
Die Finanzflüsse werden sich mit Einführung der OECD-Mindestbesteuerung etwas ändern. Gemäss dem neuen internationalen Standard ist Basel-Stadt verpflichtet, den Gewinnsteuersatz von heute 13 auf mindestens 15 Prozent anzuheben.
Die Differenz von 2 Prozentpunkten dürfte in Form einer Ergänzungssteuer kommen, der das Schweizer Stimmvolk letztes Jahr zugestimmt hat. Von diesen Einnahmen müsste Basel-Stadt lediglich 25 Prozent an den Bund entrichten und dürfte den Rest für sich behalten. Die Schweiz hat die OECD-Mindestbesteuerung Anfang dieses Jahres eingeführt.
Nicht zu vergessen sind die vielen gut bezahlten Angestellten der Pharmaindustrie, die in der Region Einkommenssteuern zahlen und so zusätzliche Millionen in die Staatskasse spülen.
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