Shitstorm für ORF im Cup-Finale: "War klar, dass die Leute sich aufregen"
Shitstorm für ORF im Cup-Finale: “War klar, dass die Leute sich aufregen”
Das ÖFB-Cup-Finale zwischen Sturm Graz und Rapid (2:1) löste auf Social Media viele hitzige Diskussionen aus. Kein Thema schien die Österreicher dabei aber mehr zu beschäftigen als die neue Übertragungstechnik des ORF.
Beim Endspiel in Klagenfurt kam erstmals eine sogenannte Camcat zum Einsatz. Eine Kamera, die immer auf Ballhöhe ist und für eine völlig neue Sichtweise des Fußballspiels sorgt. Bei den ORF-Zusehern löste das vor allem eines aus: Irritationen, Schwindelgefühle und Kritik, wie den Postings auf Twitter, Facebook und Co. zu entnehmen war.
“Manchmal kommen gewisse Sachen nicht so an, das muss man akzeptieren”, sagt Michael Kögler. Der ORF-Starregisseur hat mit seinen Ideen und Innovationen die Sport-Übertragungen in den letzten Jahren auf ein neues Level gehoben. Nicht von ungefähr werden Kögler und sein Team regelmäßig vom IOC verpflichtet, um die perfekten Bilder von Olympischen Spielen in die Welt zu senden.
ORF-Regisseur Michael Kögler an den Hebeln der Pracht
Mit der Camcat, die er im Klagenfurter Stadion installieren ließ, wollte Michael Kögler wieder einmal neue Akzente setzen. Diese mitfahrende Kamera wird per Joystick bedient. “Das verwendet man sonst bei der Formel 1 in der Boxengasse. Wir haben uns die Computerspiele zum Vorbild genommen. Aus diesem Blickwinkel hast du die Möglichkeit, immer den optimalen Sitzplatz zu haben.”
Harsche Kritik
Die ORF-Zuseher konnten sich mit der neuen und – zugegebenermaßen – gewöhnungsbedürftigen Übertragungstechnik nicht anfreunden. Es hagelte auf Social Media dermaßen viel Kritik, dass Michael Kögler die bewegten Bilder der Camcat nach einer guten halben Stunde einfrieren ließ und auf die Stand-Kamera umschwenkte.
“Nach 25 Minuten habe ich es geändert, weil uns die Reaktionen derschlagen haben”, sagt Michael Kögler im KURIER-Gespräch. “Es war klar, dass sich die Leute aufregen und irritiert sind. Dann haben wir es eben konservativ gespielt. Wir waren darauf vorbereitet. Bevor nur über das geredet wird und nicht über das Match, ändern wir es eben.”
Trotz des gescheiterten Pilotversuchs wird die Zukunft in solchen Übertragungen liegen. “Das ist eine Innovation. Und ich erinnere nur daran, wie sich die Leute bei den ersten Drohnen-Aufnahmen beschwert haben”, sagt Kögler. “Da hat’s geheißen, dass das keiner braucht. Aber es war definitiv einen Versuch wert. Dass man dafür Schläge kriegen kann, war klar.”
Michael Kögler nimmt die Angelegenheit sportlich. Und er hat schon wieder neue Ideen im Hinterkopf. Die Sportfans werden Augen machen bei den Olympischen Spielen in Paris. Dort wird der Starregisseur wieder im Einsatz sein und die spektakulären Bewerbe im 3×3-Basketball und im Breakdance ins rechte Licht rücken.