Schlechte Nachrichten aus Lüdenscheid für „Anzeigenhauptmeister“
Falschparker-Meldungen
Schlechte Nachrichten aus Lüdenscheid für „Anzeigenhauptmeister“
Der selbsternannte Anzeigenhauptmeister Niclas Matthei ist am Mittwoch in der Region. Ein Abstecher nach Lüdenscheid ist Stand jetzt nicht geplant.
Am 8. Mai ist der „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei zu Gast in Hagen. Ein Ausflug nach Lüdenscheid könnte sich für ihn wohl eher nicht lohnen.
Lüdenscheid – Durch eine kontroverse Spiegel-TV-Dokumentation hat der 18-jährige Niclas Matthei seit Ende Februar diesen Jahres bundesweite Bekanntheit erlangt. Hierin präsentierte Matthei, der sich selbst als „Anzeigenhauptmeister“ bezeichnet, seine eigenwillige Leidenschaft: Das massenweise Anzeigen von Falschparkern. Insgesamt schrieb er über das Online-Portal „weg.li“, mit dessen Hilfe Passanten mit nur wenigen Klicks Parksünder beim Ordnungsamt melden können, alleine im vergangenen Jahr 4226 Anzeigen.
Jedoch lag Matthei nicht einmal auf Platz 1 der Seitennutzer mit den meisten getätigten Anzeigen im gesamten Jahr 2023 – die Person hinter dem Nutzernamen „Bongokarl“ übertrumpfte ihn um mehr als 1700 angezeigte Parkdelikte. Auf der diesjährigen Rangliste steht der Anzeigenhauptmeister nach jetzigem Stand sogar nur auf dem fünften Platz. Somit gibt es in Deutschland zahlreiche weitere Personen, die diesem sonderbaren Hobby nachgehen und das – anders als Matthei – vollständig in der Anonymität des Internets.
Und auch in Lüdenscheid gibt es einige Nutzer, die auf der Webseite durchaus aktiv sind. Die Gründe für eine Meldung sind dabei vielfältiger Natur und reichen vom Parken auf dem Gehweg oder im absoluten Halteverbot bis hin zum Parken in einer scharfen Kurve, wodurch die Durchfahrt von Rettungsfahrzeugen nicht mehr gewährleistet werden kann. So gingen über weg.li im vergangenen Quartal rund 65 Falschparkermeldungen aus dem gesamten Stadtgebiet ein – 40 davon alleine aus dem Rosenweg in Eichholz. Eine Gesamtzahl der „Fremdanzeigen“ bei Parkverstößen werde für Lüdenscheid jedoch laut Angaben des Ordnungsamts nicht erfasst.
Ob die Meldungen von mehreren Privatpersonen getätigt wurden oder ob es – wenn auch in einem deutlich kleineren Rahmen – einen Lüdenscheider Anzeigenhauptmeister gibt, lässt sich ebenfalls nicht zurückverfolgen. Das Ordnungsamt der Stadt Lüdenscheid bittet zudem um einen maßvollen und verantwortungsbewussten Gebrauch von Fremdanzeigen, da diese bei der Bearbeitung einen wesentlich höheren Zeitaufwand erfordern als Parkverstöße, die von Mitarbeitern des Ordnungsdienstes persönlich registriert worden sind.
Verfolgen von Falschparker-Fremdanzeigen nur in dringlichen Fällen möglich
„Das Ordnungsamt kann Fremdanzeigen nur nach Dringlichkeit nachgehen, weil andere Aufgaben der Verkehrsüberwachung höhere Priorität haben – auch und insbesondere angesichts der Auswirkungen der A45-Vollsperrung“, teilte das Ordnungsamt auf Nachfrage mit. Daher sei davon abzusehen, weniger schwerwiegende Verstöße wie die Überschreitung der Höchstparkdauer zur Anzeige zu bringen. Somit keine guten Nachrichten für den Anzeigenhauptmeister, der am Mittwoch, 8. Mai, nach Hagen in die Disco „Capitol“ kommt. Dort soll er als Spezialgast anzutreffen sein.
Die Frage unserer Redaktion, ob er auch nach Lüdenscheid kommt, ließ er unbeantwortet. Nach den Aussagen des Ordnungsamtes dürfte sich ein Abstecher nach Lüdenscheid für ihn allerdings auch nicht lohnen. Dennoch seien Fremdanzeigen in bestimmten Fällen durchaus hilfreich, „um auf von Falschparkern verursachte Gefahren reagieren und diese ahnden zu können.“ Dies gelte unter anderem für zugeparkte Feuerwehreinfahrten oder durch parkende Fahrzeuge versperrte Gehwege.
Diese Art der Anzeige von Parkverstößen durch Privatpersonen wird auch als Kennezeichenanzeige bezeichnet, da dem Ordnungsamt neben Fahrzeugmodell sowie -farbe auch das Kennzeichen des entsprechenden Parksünders gemeldet werden muss – in schriftlicher Form und bildlich dokumentiert. Außerdem werden Name und Anschrift des Anzeigestellenden benötigt, da der- oder diejenige sich dazu bereit erklären muss, das gemeldete Vergehen auch vor Gericht bezeugen zu können. Weiter sind auch Datum, Uhrzeit, Ort und Art des Vergehens mitzuteilen. Unvollständige Anzeigen werden nicht weiterverfolgt.
Außer über Plattformen wie weg.li ist es zudem auch möglich, Falschparker dem Ordnungsamt direkt per Email zu melden. Wer dem Anzeigenhauptmeister nacheifern will, tut dies in Lüdenscheid wohl vergebens. Dennoch bieten Kennzeichenanzeigen eine Möglichkeit, den Straßenverkehr sicherer zu gestalten – solange sie sinnvoll genutzt werden.