Russland-Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj spricht mit Studenten über Marshall-Plan für Wiederaufbau
Ein Ende des russischen Kriegs in der Ukraine ist nicht abzusehen, Selenskyj spricht mit Studenten dennoch über friedlichere Zeiten: Es sei eine Art Marshallplan angedacht – allerdings mit Unterschieden zum Vorgänger.
Die Blockadehaltung der Republikaner um Mike Johnson gegen weitere US-Hilfen für die Ukraine scheint sich langsam zu lösen, Wolodymyr Selenskyj geht es trotzdem nicht schnell genug. Er hat erneut auf die prekäre Lage seines Landes hingewiesen – und über westliche Pläne zum Wiederaufbau der Ukraine gesprochen.
»Leider verlangsamt sich ein Teil der Unterstützung, und wir müssen alles tun, was wir können, um unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern«, sagte der ukrainische Präsident am Freitag bei einem Treffen lokaler und regionaler Gebietskörperschaften in Tscherniwzi in der Westukraine. Dennoch müsse alles getan werden, damit die Aufmerksamkeit der Welt auf die Ukraine gerichtet bleibe.
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Energiesektor bereitet derzeit am meisten Sorgen
Aktuellstes Problemfeld der Ukraine sei gegenwärtig der Energiesektor, der im Visier ständiger schwerer russischer Angriffe steht und bereits unter großen Ausfällen in der Stromversorgung leidet. Zwar bemühe sich die Regierung in Kiew um einen weiteren Ausbau der Flugabwehr, doch sollten die einzelnen Gemeinden die Probleme im Auge behalten. »Wir müssen uns auf allen Ebenen auf die nächste Heizperiode vorbereiten – in den Gemeinden, bei den Behörden und in unseren Energieunternehmen«, betonte Selenskyj.
Bei einem anschließenden Treffen mit ukrainischen Wirtschaftsvertretern sagte Selenskyj, dass die Rüstungsindustrie weiterhin oberste Priorität habe. »Es herrscht Krieg, und wir müssen schneller sein als der Feind«, sagte Selenskyj. »Aber die Wirtschaft, die Arbeitsplätze schafft, ist genauso wichtig.« Allerdings habe der Krieg, genauer gesagt die ständigen russischen Angriffe, zu einer Verlagerung der Unternehmen in die Regionen geführt.
Selenskyj rechnet nach dem Krieg mit einer Art Marshallplan der USA und der EU für den Wiederaufbau der Ukraine. »Ja, solche Pläne gibt es«, sagte er im Gespräch mit Studenten der Universitäten in Tscherniwzi. Es werde zwar kein Marshallplan im eigentlichen Sinne sein, aber »etwas im Prinzip Ähnliches«, sagte Selenskyj.
Es sei ein moderner Krieg, weshalb sich auch die Wiederaufbaupläne voneinander unterscheiden würden. »Wie auch immer, es geht um Wiederaufbau, neue Energien, neue Technologien und neue Wirtschaft«, wurde der ukrainische Präsident von der Agentur Unian zitiert.
Auch über neue Sicherheitsherausforderungen würde demnach im Zuge des Wiederaufbaus gesprochen werden. »Bedrohungen der Demokratie, und heute gibt es eine sehr ernste Bedrohung durch verschiedene autoritäre Staaten, sollten eine andere Verteidigung haben als die, die es nach dem Zweiten Weltkrieg gab«, so Selenskyj.
Der Marshallplan war ein milliardenschweres wirtschaftliches Förderprogramm der USA für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.
USA und Großbritannien beschließen Einfuhrverbot für russische Metalle
Derweil weiteten die USA und Großbritannien ihr Einfuhrverbot von Metallen aus russischer Produktion aus. Nach dem 13. April produziertes Aluminium, Kupfer und Nickel aus Russland werde künftig nicht mehr an den beiden größten Metallbörsen der Welt in London und Chicago gehandelt, teilten die Finanzministerien der USA und Großbritanniens mit. Damit würden die russischen Metallproduzenten von den Gewinnen der London Metal Exchange und der Chicago Mercantile Exchange ausgeschlossen und eine wichtige Einnahmequelle des Kreml zur Finanzierung seines Kriegs in der Ukraine geschmälert.
Die gemeinsame Aktion der beiden Länder baue auf dem Verbot von Metallimporten auf und ziele auf russische Exporte von Aluminium, Kupfer und Nickel im Wert von 40 Milliarden Dollar ab, teilte das britische Finanzministerium weiter mit. Metalle seien nach Energie das größte Exportgut Russlands. Die Metallbörsen spielen eine zentrale Rolle bei der Erleichterung des Handels mit Industriemetallen in aller Welt.