Rotenburger SPD-Urgestein Gilberto Gori tritt aus Partei aus
Rotenburger SPD-Urgestein Gilberto Gori tritt aus Partei aus
Gilberto Gori hat die SPD-Fraktion im Stadtrat verlassen.
Rotenburger zieht nach 28 Jahren Schlussstrich: Unzufriedenheit mit der Bundespolitik und der Ratsfraktion in der Kreisstadt.
Rotenburg – Gilberto Gori hat sein Parteibuch zurückgegeben. Nach 28 Jahren hat der Rotenburger der SPD den Rücken zugekehrt und wird künftig als parteiloses Mitglied seine Arbeit im Rotenburger Stadtrat fortsetzen. Gori zieht damit einen Schlussstrich unter ein langes Kapitel, das zuletzt mehr und mehr beschädigt worden sei durch die Politik auf Bundesebene und die Querelen innerhalb der Ratsfraktion.
Viele Jahre war der gebürtige Italiener Vorsitzender der Fraktion, sitzt seit 1996 im Stadtrat, war stolz darauf, in der laufenden Wahlperiode der erste ausländische Ratsvorsitzende gewesen zu sein. Im November war es in der politischen Auseinandersetzung vor allem mit Ex-Bürgermeister Andreas Weber innerhalb der SPD bereits zum Bruch der Fraktion gekommen, Gori und Heike Behr hatten ihre Ratsarbeit als eigene Gruppe innerhalb der SPD-geführten Mehrheitsgruppe fortgesetzt. Nun schließt Gori das Kapitel SPD für sich. Er führt dafür vor allem zwei Gründe an: Als Unternehmer und Gastronom habe er der Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz (SPD) das Zurück zur erhöhten Mehrwertsteuer trotz anderslautender Versprechen nicht verziehen, vor Ort in Rotenburg sei er an den ehemaligen Fraktionskollegen der SPD verzweifelt, die ihn auch nach dem Ausscheiden Webers aus dem Rat im Zuge der Winterrasen-Affäre nicht in Entscheidungen eingebunden hätten.
Entscheidungen ohne ihn
Ihm sei es nicht darum gegangen, wieder Ämter zu bekommen, aber es wäre aus seiner Sicht „anständig“ gewesen, mit ihm zu sprechen. Das sei nicht passiert, alle Entscheidungen zur künftigen Zusammenarbeit im Rat seien ohne ihn gefallen. „So geht man nicht mit Menschen um“, sagt der 65-Jährige, der mittlerweile im Ruhestand ist und seine Eismanufaktur in die Hände seiner bisherigen Mitarbeiter übergeben hat. „Ich habe so lange für die SPD gekämpft“, so Gori enttäuscht. „Unverschämt“ sei das Verhalten seiner alten Partei gewesen.
Der Ortsvereinsvorsitzende Ingo Krampitz bezeichnet die Entscheidung Goris als bedauerlich, allerdings müsse man sie respektieren. „Der Vorstand ist Gilberto großem Dank verpflichtet für die geleistete Arbeit als Kommunalpolitiker der SPD in den zurückliegenden Jahrzehnten.“ Gori schließt eine weitere Zusammenarbeit mit der Mehrheitsgruppe nicht aus. Krampitz dazu: „Wir sind daran interessiert, mit allen demokratischen Parteien in Rotenburg gute Lösungen für die Menschen zu finden.“