Rosenmumseum Hessen: Alles dreht sich um die Königin der Blumen
Im Zeichen der Rose: Im Rosenmuseum in Steinfurth präsentiert sich das Gewächs recht nonchalant.
Manchmal sind es eher unscheinbare Begebenheiten, deren Bedeutung sich erst im Nachhinein herausstellt: Ein ovales, beschädigtes Porzellanetikett, vor Jahrzehnten auf einem Acker des Rosendorfs Steinfurth aufgelesen, brachte einen Stein ins Rollen. Der Fund wurde zum Anlass, Zeugnisse zur Kulturgeschichte der Rose sowie Dokumente über die traditionsreiche Steinfurther Rosenzucht zusammenzutragen.
Vor allem Ortsansässige sammelten im Laufe der Jahre so viele Stücke, dass die damalige Organisatorin des Steinfurther Rosenfests, Ria Steinhauer, anregte, all das in einer Schau zu präsentieren. So geschah es: Im Obergeschoss des ehemaligen Rathauses von Steinfurth – der Ort wurde in die Stadt Bad Nauheim eingemeindet – stellte die Kommune Räume für die Präsentation der Sammlungen zum Thema Rose zur Verfügung.
Wechsel in Museumsleitung nach zwei Jahrzehnten
Die Blumenkönigin sticht auch nicht: Im oberen Stockwerk des Museums wird ihre Geschichte gezeigt, auch Musik und Tanz gehören dazu.
Damit schlug vor einem halben Jahrhundert die Geburtsstunde des Steinfurther Rosenmuseums, das fortan zu einem weit und breit einzigartigen Spezialmuseum heranwuchs, in dem sich alles um die Königin der Blumen dreht. Wobei die Entwicklung des Rosenmuseums, das als das älteste weltweit gilt, mit Höhen und Tiefen verbunden war. Gleichwohl, heute hat die Einrichtung einen festen Platz unter den kulturellen Attraktionen der Region.
Auch an Historie darf es nicht mangeln: Die Gebrüder Schultheiss hatten bereits im Jahr 1888 ihr drittes „Rosenalbum“ gefertigt.
Mit besonderem Programm wartet das Museum zum Jubiläum zwar nicht auf, weil im Sommer abermals das Rosenfest stattfindet und damit auch das Rosenmuseum ins Rampenlicht rückt, wie Museumsleiterin Jutta Pauli sagt. Gewürdigt werden soll der runde Geburtstag des Museums aber mit einer Feierstunde, und es wird auch eine Festschrift geben. Intern steht das Haus im Jubiläumsjahr vor einer größeren Veränderung, denn nach rund zwei Jahrzehnten steht ein Wechsel in der Leitung der Einrichtung an.
Blick auf den Kassenbereich mit Museumsshop im Eingangsbereich des Rosenmuseums
Notwendiger Erweiterungsbau sorgt für zeitgemäße Besuchererfahrung
Schon einige Jahre nach Eröffnung stand die Ausstellung seinerzeit vor dem Aus, nachdem der ehrenamtliche Verwalter gestorben war. Doch die Stadt reagierte dagegen und ließ ein Konzept für ein Spezialmuseum ausarbeiten, das auch überregionalen Ansprüchen gerecht werden sollte. Zugleich entschloss sich die Kommune, die Sanierung des Gebäudes voranzubringen. Es handelt sich um einen Fachwerkbau aus dem späten 18. Jahrhundert, ursprünglich als Rentamt für die Saline errichtet, später als repräsentatives Familiendomizil und schließlich als Sitz der Gemeindeverwaltung genutzt, der zu den bedeutenden historischen Bauten Bad Nauheims zählt.
Mit der umfassenden Instandsetzung des Hauses waren schließlich die Voraussetzungen für ein besonderes Museums gegeben. Es wurde eine hauptamtliche Museumsleitung eingesetzt, weitere Ausstellungsstücke und Dokumente zur Kulturgeschichte der Rose wurden zusammengetragen. Es stellte sich jedoch alsbald heraus, dass das Gebäude den Ansprüchen auf Dauer nicht gerecht würde. Es mangelte an Platz für die Präsentationen, Gleiches galt für ein adäquates Depot, die Lagerung der stetig wachsenden Sammlungen musste auf mehrere Orte verteilt werden. Zudem stellte sich heraus, dass das Haus für regen Besuch kaum geeignet war, zumal nicht barrierefrei.
Die Suche nach Abhilfe mündete in einer großen Lösung. Das historische Gebäude erhielt einen modernen Erweiterungsbau, was nicht nur den gewünschten Raum für Wechselausstellungen und die adäquate Archivierung von Dokumenten und Sammlungen brachte, sondern auch zeitgemäßen Museumsbetrieb ermöglichte. So entstand ein einladendes Foyer mit Museumsshop und Café.
Viel Zuspruch – und einige Sorgen
Die mit dem Aus- und Umbau verbundene temporäre Schließung wurde auch für Bestandsaufnahmen der Sammlungen, Reorganisation der Depots und Neukonzeption der Ausstellung genutzt, womit die spätere Museumsleiterin Jutta Pauli betraut wurde, die sich zuvor einen Namen bei verschiedenen Ausstellungsprojekten gemacht hatte.
Die überarbeitete Dauerausstellung im Altbau nähert sich in verschiedenen Abteilungen der Rose in Kultur- und Kunstgeschichte, von Poesie, wissenschaftlichen Abhandlungen und botanischen Illustrationen, Malerei, Dekor für Porzellan und Stickereien über rituelle Geräte aus Persien, dem Ursprungsland der Rose, bis zur Hommage an die Königin der Blumen in Volksliedern und Schlagern. Der Duft von Wässerchen und Seifen kündet ebenso vom Sinnesreiz des edlen Gewächses.
Die neu gestaltete Zeitreise widmet sich der Geschichte des Rosenanbaus in und um Steinfurth, die vor mehr als 150 Jahren begann, als der Gärtner Heinrich Schultheis 1868 nach mehrjährigen Studien in England in seinem Heimatdorf die erste deutsche Rosenschule eröffnete. Nicht zuletzt machte sich Pauli auch daran, die Bibliothek neu zu ordnen und zu katalogisieren, die mittlerweile auf mehrere Tausend Exemplare gewachsen ist, darunter seltene antiquarische Werke aus fast vier Jahrhunderten, die unter Fachleuten einen Ruf weit über die Region hinaus genießt.
An Zuspruch mangelte es dem wiedereröffneten, nunmehr erheblich vergrößerten und einladender gestalteten Museum nicht. Gleichwohl führte die angespannte finanzielle Lage der Stadt Anfang des vergangenen Jahrzehnts dazu, dass der Fortbestand des Rosenmuseums auf der Kippe stand. Was die Steinfurther auf den Plan rief – sie gründeten einen Trägerverein, um die Einrichtung vor dem drohenden Aus zu bewahren. Ein Sparkonzept wurde erarbeitet, das die Kosten für den Betrieb der Einrichtung drosselte.
Ehrenamtliches Engagement als feste Säule
Am Ende verständigte man sich darauf, dass die Stadt für den Unterhalt des Hauses aufkommt und der Trägerverein den Betrieb des Museums übernimmt, verbunden mit einem städtischen Zuschuss. Wobei der Verein, der inzwischen mehr als 100 Mitglieder aus ganz Deutschland zählt, den Museumsbetrieb mit Beiträgen, Einkünften aus Eintrittsgeld, Café und Museumsshop sowie Veranstaltungen finanziert.
Eine wichtige Hilfe, um finanziell über die Runden zu kommen, ist zudem ehrenamtliches Engagement. 10.000 bis 12.000 Besucher zählte das Rosenmuseum pro Jahr vor Corona, zurzeit sind es etwa 8000, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass größere Besuchergruppen fehlen. Womit Pauli aber zurechtkommt, wie sie sagt. Sie setzt vielmehr auf individuellen Besuch, kleine Gruppen, was der Atmosphäre des Hauses und seinen Räumlichkeiten eigentlich besser entspricht, wie sie findet.
Jedenfalls sieht sie das Museum gut aufgestellt, wenn sie im Sommer in Ruhestand geht und die Leitung in neue Hände übergibt, in die von Madelaine Heck. Die Museumspädagogin, Jahrgang 1994, stammt aus der Nähe von Heidelberg und hat in Frankfurt studiert. Danach war sie als freiberufliche Museumspädagogin für verschiedene Einrichtungen vor allem im Rhein-Main-Gebiet tätig. Besonders das Zusammenwirken von Natur und Mensch steht im Blickpunkt ihres Interesses, wie sie sagt. Ihre neue Wirkungsstätte biete diesbezüglich interessante Perspektiven.
Derzeit arbeitet sie sich in das Museum und seine Bestände ein. Sie will das Rosendorf und seine Menschen näher kennenlernen, bevor sie entscheidet, welche Schwerpunkte sie künftig setzen möchte.
Das Rosenmuseum Steinfurth,Alte Schulstraße 1, öffnet bis November täglich von 13 bis 17 Uhr.