Popularität und Kontroversen - Wie Richard David Precht vom Bestseller-Autor zum Buhmann wurde

popularität und kontroversen - wie richard david precht vom bestseller-autor zum buhmann wurde

Prechts Aufstieg und Fall – Wie der Philosoph zum Medienstar wurde und warum seine Popularität schwindet Getty Images/Ulf Andersen/Kontributor

Richard David Precht ist ein bekannter Name in der Welt der Philosophie und Literatur. Sein Aufstieg zu medialem Ruhm und einige Kontroversen haben viele Fragen aufgeworfen. Christoph Maria Michalski, Spezialist für Konflikte, nimmt uns mit auf eine Reise durch Prechts Karriere.

Wie ist Prechts Popularität entstanden? 

Mit seinem Buch „Wer bin ich- und wenn ja, wie viele?“ schoss er auf telegene Empfehlung von Elke Heidenreich sein Stern in den Literaturhimmel. Damit verdrängte ein damals unbekannter Autor sogar Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ nach über 100 Wochen vom ersten Platz der Sachbuch-Bestseller-Listen.

Sein  Aufstieg ist vielfach nachvollzogen und je nach Sympathiefaktor ihm gegenüber ausgerichtet. Die Medienpräsenz wurde mit vielen Talkshow-Auftritten immer größer und gipfelte in einem Stammplatz bei Markus Lanz. Das Duo warf dann auch noch einen gemeinsamen Podcast (Lanz und Precht) in den Äther. Der stieg 2022 gleich auf Platz 7 mit 3,47 Millionen zuhörenden laut AGMA in die TOP 10 und hat mittlerweile weit über 100 Folgen, nein es sind genaugenommen Episoden.

Inhalte sind Gespräche über „Altes Denken, neues Denken – iranische Raketen auf Israel“, „Corona-Aufarbeitung: Wie viel müssen wir uns verzeihen?“, „KI im Klassenzimmer“, „Leben und Tod des Alexej Nawalny“, „Heiterkeit“,  „Was ist Intelligenz?“, „Oppenheimer: Die Grenzen der Wissenschaft“,“ Smartphones in Kinderhänden, ist das eine unterschätze Gefahr?“

Was sind die kritischen Töne über Precht? 

Die lassen sich in mehrere Hauptbereiche unterteilen:

  1. Vereinfachung komplexer Theorien: Prechts Vereinfachung komplexer philosophischer Theorien und Konzepte für ein breites Publikum führen zu Missverständnissen und die Tiefe und Nuancen der Originalwerke gehen verloren.
  2. Medienpräsenz und Popularität: Philosophische Diskurse auf Unterhaltungsformate zu reduzieren dient eher seiner Popularität, die nicht mit fachlicher Kompetenz gleichzusetzen ist.
  3. Interdisziplinärer Ansatz: Die Aussagen von Precht in Gebieten außerhalb seiner Expertise führen zu Oberflächlichkeit und Ungenauigkeiten, die publikumswirksam ist und dann zu scheinbarem Expertenwissen beim Empfänger verleitet.
  4. Kritik an seinen Standpunkten: Prechts Meinungen und Analysen zu Themen wie Bildung, Technologie und Gesellschaft gelten bei Fachleuten als unrealistisch oder zu idealistisch, ohne die Komplexität der realen Welt ausreichend zu berücksichtigen.
  5. Stil und Persönlichkeit: Prechts Art, seine Ideen sehr selbstsicher und dogmatisch zu präsentieren, wird als Abkehr von der traditionellen philosophischen Diskurskultur gesehen, die Offenheit und Vielfältigkeit der Meinungen schätzt.
  6. Debatte um wissenschaftliche Strenge: Kritiker bemängeln eine unzureichende Auseinandersetzung mit der bestehenden Fachliteratur oder eine selektive Interpretation von Daten und Studien, die seine Thesen unterstützen.

Warum sinkt sein Stern aktuell? 

Seine Äußerungen in der Podcast-Folge mit Markus Lanz vom 13. Oktober haben ihm den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht. Precht äußerte darin, dass es orthodoxen Juden aufgrund ihrer Religion verboten sei, zu arbeiten. „Ein paar Sachen wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen“, so der 58-Jährige.

Die Äußerung empörte die StudentInnen der Lüneburger Leuphana-Universität so sehr, dass die das Ende der Kooperation forderten. Selbst als er sich später entschuldigte. Precht gab nach diesem Wirbel dann selbst seine Professur nach zwölf Jahren Tätigkeit auf. Nach diesem Aufschrei entfernte das ZDF die entsprechende Passage anschließend aus dem Podcast.

Im April 2023, wieder in einem Podcast mit Lanz, äußert sich Precht über Annalena Baerbock: „Was für ein Unfall, dass diese Frau Außenministerin geworden ist“, erwidert Precht daraufhin. „Die hätte doch unter normalen Bedingungen im Auswärtigen Amt nicht einmal ein Praktikum gekriegt“. Im Umgang mit China wirft er ihr die „moralische Inbrunst einer Klassensprecherin“ vor.

Später relativierte er diese Äußerungen: „Aus diesem Unbehagen ist meine Kritik gekommen und die eine oder andere flapsige Bemerkung“. Das Unbehagen resultierte aus seinem Standpunkt, dass deutsche Diplomaten angesichts einer „aufgeheizten Weltlage zur Deeskalation beitragen, anstatt zu moralisieren und zu drohen.“ Das steigerte sich zu seiner Antwort auf die harsche Kritik in der Zeile: „Schon irre, dass die Leute mich ernst nehmen“.

Welche psychologischen Phänomene sind beim Thema Precht zu beobachten? 

Der  Halo-Effekt  zeigt sich darin, wie seine mediale Präsenz und sein charismatisches Auftreten die allgemeine Wahrnehmung seiner fachlichen Kompetenz beeinflussen können. Da er oft komplexe Inhalte verständlich und unterhaltsam präsentiert, neigen manche Menschen dazu, ihm eine größere Glaubwürdigkeit oder Tiefe zuzuschreiben, als es die kritische Betrachtung seiner Argumente rechtfertigen würde. Dies kann zu einer überwiegend positiven Gesamtbewertung seiner Person und seiner Ansichten führen, unabhängig von spezifischen inhaltlichen Kritikpunkten. Dieser Abfärbe-Licht-Effekt zeigt sich auch im Uni Deal: die Leuphana-Universität konnte sich mit Precht schmücken und er damit einen akademischen Titel führen.

Das Phänomen, bei dem Menschen einfache Antworten bevorzugen, statt gründlich nachzudenken, wird oft als „ kognitive Entlastung “ bezeichnet. Es beschreibt die Tendenz, mentale Anstrengung zu vermeiden und stattdessen auf einfache, leicht verdauliche Informationen zurückzugreifen. Dies kann dazu führen, dass komplexere, aber notwendige Überlegungen und tiefgründiges Verstehen vernachlässigt werden.

Ein weiteres Phänomen ist die  Bestätigungsverzerrung  (Confirmation Bias). Dieses Phänomen beschreibt die Neigung von Menschen, Informationen so auszuwählen, zu interpretieren und zu erinnern, dass diese ihre Vorerwartungen oder Überzeugungen bestätigen. Das zeigt sich aktuell nicht nur bei Precht, sondern im ganzen gesellschaftlichen Alltag.

Wie lautet nun eine Einordnung des Phänomen Precht? 

In Zeiten von Verunsicherung und realen Nöten wie Krieg, Zukunftsunsicherheit und Klima wünschen sich die Menschen Lösungsideen und nicht theoretische Geistesflüge von Denkern. Da hat Precht das Gespür für Timing im Stich gelassen. Er ist als promovierter Germanist über seine Sprachschnodderigkeit gestolpert. Die schon zitierten Äußerungen über die Außenministerin Baerbock zielen nach der Argumentationstheorie „ad hominem“ – auf den Menschen statt auf die Sache. Das ist seines Intellekts nicht würdig.

Philosophie wird gleichgesetzt mit Streben nach Erkenntnis, einfachem Leben und Missachtung für Macht und Reichtum wie in der legendären Anekdote: Eines Tages, als sich der griechischer Philosoph Diogenes entspannt in der Sonne aalte, näherte sich ihm Alexander der Große. Der, beeindruckt von Diogenes’ Ruf, bot ihm großzügig an, jeden Wunsch zu erfüllen. Doch Diogenes, der nichts von weltlichen Gütern hielt, hatte eine simple Bitte: „Geh mir ein wenig aus der Sonne.“ Etwas mehr als ein Leben in der Tonne darf es sein.

Finanziell hat Precht ausgesorgt und seine Zeit wird wieder kommen – der Typus des Übersetzers: Damit auch seine unbestrittene Fähigkeit, die Welt mit einfachen Worten zu erklären. Das beherrscht er „prechtvoll“. Ok, die Bezeichnung von Precht als “Mick Jagger der Sachbücher“ muss man sich auch erstmal verdienen – ein Kompliment steckt auf jeden Fall darin.

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