Pandoro-Gate: Erstes Urteil belastet Chiara Ferragni
Das Gericht in Turin stufte die Pandoro-Aktion als irreführende Geschäftspraxis ein. Konsumenten glaubten, sie würden mit ihrem Kauf das Regina Margherita Spital unterstützen.
Im Pandoro-Gate rund um die Unternehmerin Chiara Ferragni (36) liegt ein erster Gerichtsentscheid vor. Das Urteil belastet die Italienerin.
Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, hat das Gericht in Turin Baloccos «Pandoro Pink Christmas»-Aktion als unlautere Geschäftspraxis beurteilt. Die Botschaft, dass man mit dem Kauf der Backware das Regina-Margherita-Kinderspital in Turin unterstütze, wurde «für eine falsche Darstellung der Wohltätigkeitsinitiative befunden».
Preisunterschied des Pandoros führte in die Irre
Weiter heisst es im Urteil der ersten Zivilkammer und der Richterin Dr. Gabriella Ratti, dass die Werbemethoden und die Geschäftspraxis von Balocco dazu geführt hätten, dass die Verbraucher getäuscht wurden. «Selbst der deutliche Preisunterschied des ‹Pandoro Pink Christmas› im Vergleich zu seinem gleichwertigen Klassiker ‹Pandoro Balocco› hat offenbar dazu beigetragen, den Verbraucher davon zu überzeugen, dass der höhere Preis ein direkter Beitrag für das Wohltätigkeitsprojekt darstellt.»
Balocco äussert sich zum Urteil
Die Special Edition kostete über doppelt so viel wie der normale Pandoro. Der Preis sei durch den freien Markt willkürlich festlegbar gewesen. «Die fragliche Geschäftspraxis verstiess also nicht nur gegen die berufliche Sorgfaltspflicht, sondern war zumindest geeignet, das wirtschaftliche Verhalten des Durchschnittsverbrauchers in Bezug auf das Produkt in erheblichem Masse zu verfälschen.» Zusammengefasst verstiess Balocco gegen Artikel 20, Absatz 2, Artikel 21 und 22 des Verbraucherschutzgesetzes.
In einer Mitteilung hat sich die Süssigkeitenfirma zum Urteil geäussert. «Das Urteil des Zivilgerichts von Turin hat den Antrag einiger Verbraucherverbände (Codacons, Adusbef und Assourt) abgelehnt, eine Million und 500’000 Euro als Schadenersatz im Rahmen der Aktion ‹Pandoro Pink Christmas› zu zahlen.» Noch wurde Balocco für den Spendenskandal also nicht zur Kasse gebeten.
«Das Urteil öffnet die Türen für eine Entschädigung.»
Der Verbraucherverband Codacons zeigt sich dennoch erfreut über den Gerichtsentscheid. «Das Urteil öffnet die Türen für eine Entschädigung zugunsten derjenigen, die getäuscht wurden durch die vom Unternehmen und von Chiara Ferragni verbreiteten Botschaften», schreiben sie in einer Mitteilung.
Sie starten nun eine Initiative. «Codacons hat sich erneut entschlossen, als Zivilpartei aufzutreten, um Schadenersatz für die breit gefächerten Interessen, die es vertritt, zu fordern.» Personen, die einen Balocco-Pandoro «Pink Christmas» gekauft haben, können sich bei ihnen mittels Onlineformular melden und kostenlos als geschädigte Person im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Mailand auftreten.
Unabhängig vom Turiner Gericht ermittelt die Mailänder Staatsanwaltschaft nämlich gegen Chiara Ferragni und Balocco wegen schweren Betrugs. Das Kartellamt hat Chiara bereits mit einer Busse von 1,5 Millionen Euro bestraft. Dagegen hat die Influencerin Berufung eingelegt. Zu dem jüngsten Urteil hat sie sich noch nicht geäussert.