Onlinebroker: Unruhe bei Flatexdegiro geht weiter: Großaktionär Förtsch will in den Aufsichtsrat einziehen
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Der Anteilseigner will auf der im Juni anstehenden Hauptversammlung Aufsichtsratschef Martin Korbmacher abwählen lassen. Er selbst will indes ins Kontrollgremium einziehen.
Nächstes Kapitel im Streit bei Flatexdegiro: Der größte Einzelaktionär des Onlinebrokers, Bernd Förtsch, will sich auf der am 4. Juni anstehenden Hauptversammlung in den Aufsichtsrat wählen lassen. Das geht aus einem Ergänzungsantrag zu den bisherigen Tagesordnungspunkten hervor, der am späten Freitagabend veröffentlicht wurde. Der Antrag wurde durch die „GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH“ gestellt, die von Förtsch kontrolliert wird.
Demnach will der Anteilseigner und Flatex-Gründer, der 19,2 Prozent aller Aktien an Flatexdegiro hält, Herbert Seuling ersetzen, der sein Amt im Kontrollgremium „aus persönlichen Gründen“ niederlegen wird. Da Förtsch in der Vergangenheit noch Mehrheitsaktionär war, sitzen derzeit zwei ihm nahestehende Mitglieder im Aufsichtsrat. Dazu zählt auch Seuling. Insgesamt besteht der Aufsichtsrat des im SDax notierten Unternehmens aus fünf Personen.
Doch das ist nicht der einzige neue Punkt auf der Tagesordnung: Förtsch will auf dem Aktionärstreffen auch den Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Korbmacher abwählen lassen. Geschieht dies, schlägt er vor, Axel Hörger in das Gremium zu wählen. Hörger war in der Vergangenheit unter anderem Deutschlandchef der Schweizer Großbank UBS. Laut Förtsch wäre Hörger ein von der GfBk unabhängiges Aufsichtsratsmitglied. Damit steht nun fest: Am 4. Juni kommt es zum direkten Showdown zwischen Förtsch und Korbmacher.
Förtsch hatte bereits Ende März in einem Interview angekündigt, auf der Hauptversammlung gegen die Entlastung von Korbmacher sowie dem bisherigen Vorstandschef Frank Niehage zu stimmen. Er bemängelte die „operative, strategische und auch aufsichtsratstechnische“ Entwicklung des Unternehmens. Zu seinen Kritikpunkten zählen die schwache Entwicklung des Börsenkurses in den vergangenen Jahren sowie der Mangel an Initiativen, die das Kerngeschäft des Brokers voranbringen würden.
Niehage hatte sich zunächst im Handelsblatt-Interview gegen die Kritik gewehrt. „Die von Herrn Förtsch geäußerten Meinungen repräsentieren nicht die Mehrheit unserer Gesellschafter“, sagte er Mitte April. Doch knapp zwei Wochen später verkündete Niehage seinen Rücktritt als Vorstandschef.
Niehage verabschiedete sich „mit gemischten Gefühlen“
In einer internen Mail an die Belegschaft, die dem Handelsblatt vorliegt, verabschiedete sich Niehage „mit gemischten Gefühlen“. Mit seinem Rücktritt hoffe er, „weiteren Schaden für den Ruf des Unternehmens zu vermeiden und die Spannungen mit dem unzufriedenen Großaktionär vor der kommenden Hauptversammlung“ zu lösen, wird der Vorstandschef darin zitiert.
Seit dem ersten Mai leiten der bisherige Finanzvorstand Benon Janos sowie Technologievorstand Stephan Simmang als Co-CEOs das Unternehmen.
Förtsch zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung von Niehage. Der größte Einzelaktionär des Unternehmens kritisierte aber weiterhin den Aufsichtsratsvorsitzenden. „Ich bin verwundert, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Korbmacher noch nicht zurückgetreten ist“, sagte Förtsch beim Rücktritt Niehages.
Er selbst hatte bereits damals durchklingen lassen, dass er sich einen Posten im Aufsichtsrat vorstellen könnte. „Es wäre unseriös, wenn ich mir nicht überlegen würde, mich stärker bei Flatexdegiro zu engagieren“, sagte er. „Wenn, dann aber auch nur über ein Mandat im Aufsichtsrat. Das wird aber die Zukunft zeigen“, so Förtsch.
Korbmacher äußerte sich hingegen bislang nicht öffentlich. Der frühere Investmentbanker der Credit Suisse führt den Aufsichtsrat seit zehn Jahren und ist noch bis 2025 gewählt.