OMR in Hamburg: Das Millionengeschäft von Philipp Westermeyer mit Marketing und Festival
An diesem Dienstag startet das OMR-Festival in Hamburg. Zahlreiche Stars und Topmanager haben sich angekündigt. Gründer Philipp Westermeyer hat mit seiner Marketing-Bude eine Gelddruckmaschine geschaffen. Ein Blick in die Bilanz.
OMR in Hamburg: Das Millionengeschäft von Philipp Westermeyer mit Marketing und Festival
Ab diesem Dienstag ist es wieder so weit: Die internationale Online-Marketing-Szene trifft sich zum OMR Festival in Hamburg. Initiator Philipp Westermeyer (45) hat reichlich Prominenz angekündigt – wie immer aus Wirtschaft, Popkultur, Sport und Politik. Reality-Star Kim Kardashian (43), der Künstler Jeff Koons (69), Musikproduzent Rick Rubin (61) und Marketing-Professor Scott Galloway (59) sollen beispielsweise anreisen.
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Aus Deutschland kommen unter anderem Weleda-Chefin Tina Müller (55), KKRs Europa-Boss Philipp Freise (50), Zalando-Co-CEO David Schneider (41) oder Ex-Fußballnationalspieler Bastian Schweinsteiger (39), dazu Wirtschaftsminister Robert Habeck (54) und Finanzminister Christian Lindner (45), um nur einige der rund 800 Rednerinnen und Redner zu nennen, die auf den Bühnen in den Messehallen auftreten werden. Als musikalische Acts sorgen die deutschen Rap-Stars Shirin David (29) und Ski Aggu (26) sowie Tokio Hotel für Stimmung.
Das Ganze ist eine Mischung aus Businessmesse, Influencerbasar und Liveshow. Als eines der größten Digitalevents in Europa ist das OMR-Festival ein Wahnsinnspektakel. Und inzwischen eine Gelddruckmaschine.
Rund 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in den Hamburger Messehallen erwartet. Bei Ticketpreisen von 499 Euro kommen allein dadurch schnell mehr als 30 Millionen Euro zusammen, zudem fließt Geld von Ausstellern und Sponsoren aus der Industrie, die ihre Marken und Logos präsentieren.
Ein Blick in die Bilanzen zeigt, wie das Geschäft rund um das Festival funktioniert.
In Händen des Gründertrios
Veranstalter und Muttergesellschaft der OMR-Gruppe ist die Hamburger Firma Ramp106. Unter ihrem Dach laufen all die Geschäfte zusammen, die unter dem Label OMR veranstaltet werden. Die größten Gesellschafter sind nach wie vor die Gründer: allen voran Frontmann Westermeyer, der direkt und über seine Beteiligungsfirma Wester Ventures mehr als zwei Drittel der Anteile hält. Den Rest teilen sich weitgehend seine beiden Co-Gründer Tobias Schlottke (42) und Christian Müller (46).
Westermeyer hat das Festival in den vergangenen Jahren groß gemacht und immer weiter perfektioniert. Bei der ersten „Online Marketing Rockstars“-Konferenz vor 13 Jahren dominierten noch Anzugträger, Gelfrisuren, Schnittchen und Konferenzmattheit, wie der „Spiegel“ gerade geschrieben hat. Damals trafen sich die 150 zahlenden Gäste noch in der Bucerius Law School in Hamburg. Allmählich kam Pop dazu. 2012 zog Westermeyer in Hamburgs ältesten Klub neben der Reeperbahn, die Große Freiheit 36. Später ging’s ins König-der-Löwen-Theater. Die Mutterfirma Ramp106 entwickelte sich dabei zum Abbild des Festivals – als Veranstalterin für Messe, Masterclasses und Entertainment. Zuletzt beschäftigte das Unternehmen rund 450 Mitarbeiter.
Der Jahresumsatz wuchs laut jüngstem Geschäftsbericht im Handelsregister für das Jahr 2022 auf 56 Millionen Euro, der Konzerngewinn nach Steuern auf 2,15 Millionen Euro. Neuere Daten liegen nicht vor. Bei der Einreichung vor rund sieben Wochen hatte Finanzchef Philipp Isfort für 2023 einen Gewinnrückgang im mittleren zweistelligen Prozentbereich erwartet. Höhere Investitionen in neue Produkte, neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die „herausfordernden Rahmenbedingungen in der Werbe- und Techindustrie“ würden die Margen drücken. In diesem Jahr, also 2024, sollen sich der Prognose zufolge diese Investitionen in einem wieder steigenden Konzernergebnis bemerkbar machen.
Das OMR-Festival: Tickets, Sponsoren Aussteller
Ihre Umsatzerlöse erzielen Westermeyer & Co. laut dem Bericht vorwiegend im Inland. Sowohl Konzernergebnis als auch Umsatz resultierten „im Wesentlichen“ aus dem OMR-Festival und den damit zusammenhängenden Produkten, Dienstleistungen und digitalen Geschäftsfeldern der Eventproduktion, heißt es im Geschäftsbericht von Ramp106. Die zweite große Säule des Geschäftsmodells: Podcasts. Auch sie bilden „einen wesentlichen Beitrag zum Konzernumsatz“.
Den Großteil des Jahresumsatzes macht das jährlich stattfindende OMR-Festival aus. Die Ticketpreise starten in diesem Jahr bei 499 Euro. Hinzu kommen Einnahmen durch Sponsoren wie Audi, Vodafone oder BAT. Und Gelder von Ausstellern wie Google, Tiktok oder SAP.
Fast 26 Millionen Euro gab die OMR-Mutter 2022 für die Auftritte der Stars auf dem Festival, die Mieten der Veranstaltungsräume und Technik sowie „Eingangsleistungen für die Erstellung von Podcasts“ aus. 2022 waren auf der OMR etwa Schauspieler und Investor Ashton Kutcher (46) und der inzwischen zu einer Haftstrafe verurteilte Binance-Gründer Chanpeng Zhao (47) zu Gast. Weitere 8 Millionen Euro gab das Unternehmen für betriebliche Aufwendungen aus, darunter vor allem Werbeausgaben im Zusammenhang mit der OMR sowie Fremdleistungen und Lizenzen.
Marketingmaschine: Podcasts von Promis mit Promis
Die hunderprozentige Tochterfirma Podstars konzipiert, produziert und vermarktet mehr als 200 verschiedene Podcast-Formate. Zu den bekanntesten zählen etwa der „OMR Podcast“, den OMR-Boss Westermeyer selbst moderiert, und der Business-Podcast „Fast & Curious“ der Gründerinnen Lea-Sophie Cramer (37) und Verena Pausder (45). Auch der ZDF-Podcast „Lanz & Precht“ von Talkshow-Moderator Markus Lanz (55) und Philosophenschriftsteller Richard David Precht (59) gehört zum OMR-Kosmos.
Das Erfolgsrezept: Podstars profitiert vom OMR-Netzwerk und bekommt Zugang zu Persönlichkeiten, heißt es auf der Website. Etliche der Promis, die als Redner auf dem OMR-Festival auftreten, engagiert das Unternehmen zusätzlich als Podcastgäste in seinen Formaten. Podstars kam 2022 auf ein Jahresergebnis von 455.000 Euro, zeigt der Geschäftsbericht.
Einen deutlich kleineren Teil des Geschäfts machen Weiterbildungsangebote aus, die in der Bilanz unter OMR Education auftauchen. Dazu zählen Online-Weiterbildungskurse zu Marketingthemen – angelehnt an die Masterclasses auf dem Festival. Nach der Übernahme von Headstart Studios, das unter anderem digitale Lernprogramme für Unternehmen entwickelt, machte das Segment im Geschäftsjahr 2022 allerdings noch Verlust. Die OMR-Mutter erklärte dazu, dass sich der Bereich nach einer Umstrukturierung im Geschäftsjahr noch in der Anlaufphase befinde.
Für die Zukunft des Festivals hat Westermeyer übrigens große Pläne. Er würde eines Tages gerne Microsoft-Gründer Bill Gates (68), Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (39) und Tesla-Chef Elon Musk (52) nach Hamburg aufs Podium holen. „Es gibt immer wieder Signale, dass da was gehen könnte. Aber dazu braucht es oft auch Glück“, sagt er. Dem Geschäft würde es sicher helfen.