News des Tages: Israel-Gaza-Krieg, Manja Schreiner, Tag der Arbeit
Bald könnten wieder mehr Hilfslieferungen nach Gaza gelangen. Die Berliner Verkehrssenatorin ist zurückgetreten. Und warum die Viertagewoche Deutschlands Wirtschaft ankurbeln könnte. Das ist die Lage am Dienstagabend.
News des Tages: Israel-Gaza-Krieg, Manja Schreiner, Tag der Arbeit
1. Ganz leichte Verbesserung der Lage in Gaza
Diesen Newsletter zu schreiben, ist nicht immer einfach. Man startet mit einigermaßen guter Laune in den Tag und guckt sich so an, was die wichtigsten Themen des Tages sind, und wird immer deprimierter. Überall nur Krieg, Tod und Verderben. Die Nachrichten aus der Ukraine sind noch schlechter als sonst, im Israel-Gaza-Krieg gibt es minimale Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation. Die USA drängen offenbar die Hamas, den »sehr, sehr großzügigen« Vorschlag Israels (O-Ton US-Außenminister Antony Blinken) anzunehmen.
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Außerdem baut das US-Militär an der Küste von Gaza einen provisorischen Hafen, damit Schiffe ab Mai Hilfslieferungen abladen können. Die sind dringend nötig – auch wenn israelische Behörden zuletzt Bilder üppiger Lebensmittelstände im Gazastreifen veröffentlicht haben. Der SPIEGEL hat versucht, die Aufnahmen unabhängig zu verifizieren. Die Bilder und andere Nachrichten weisen auf eine Verbesserung der Lage hin. Meine Kolleginnen und Kollegen betonen aber, dass es sich um Momentaufnahmen handele, die nicht als Beweis für eine ausreichende Versorgung im Gazastreifen dienen können. »Selbst wenn es Essen auf dem Markt zu kaufen gibt – Lebensmittel werden zu hohen Preisen gehandelt, Bargeld gibt es kaum noch.«
2. Keinen Doktortitel und den Job los
Die Umwelt- und Verkehrssenatorin des Berliner Senats, Manja Schreiner (CDU), ist zurückgetreten, nachdem die Universität Rostock ihr den Doktortitel aberkannt hat.
Laut Uni wurde ihr der Doktortitel aberkannt, weil sie viele Textstellen wörtlich aus anderen Texten übernommen, diese aber nicht korrekt zitiert habe. Man sei zu dem Schluss gekommen, »dass das Werk den Ansprüchen an eine wissenschaftliche Arbeit nicht genügt«.
Schreiner gibt sich jetzt reumütig. Als Senatorin habe sie stets eine »große Verantwortung gegenüber der Stadt und ihren Menschen empfunden«, so Schreiner in einem Statement. »Diese Verantwortung gibt mir nun diesen Weg aus meinem Amt vor.« Sie tue das, um »Schaden vom Berliner Senat abzuwenden«. Sie habe an keiner Stelle in ihrer Doktorarbeit vorsätzlich getäuscht.
Die Senatorin hat – das kann man ihr anrechnen – selbst die Konsequenzen gezogen, es mussten keine Rücktrittsrufe laut werden. Ein großer Verlust sei ihr Abgang aber nicht, sagt mein Kollege Hannes Schrader, der sich in der Berliner Landespolitik auskennt. »Manja Schreiner hat das umgesetzt, was Kai Wegner den CDU-Wählerinnen und -Wählern im Wahlkampf versprochen hatte: Den Platz fürs Auto und Parkplätze erhalten. Viel mehr war von ihr nicht zu hören.«
3. Weniger Arbeit für mehr Konjunktur
Morgen ist Feiertag, für alle Menschen in Deutschland (ich betone das als jemand, der in einem katholisch geprägten Bundesland aufgewachsen ist und jedes Jahr aufs Neue mit Bedauern feststellt, was alles in Hamburg nicht Feiertag ist). Morgen also Tag der Arbeit.
Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wieso dieser Tag schon seit 1919 frei für alle ist, kann ich Ihnen diesen Artikel empfehlen. Wenn Sie sich mehr dafür interessieren, was sein soll oder nicht, wie unsere Arbeit in Zukunft aussieht, dann möchte ich Ihnen den Leitartikel meiner Kollegin Anna Clauß ans Herz legen.
In den meisten Tarifverhandlungen wird heute – unabhängig von der Branche – die Viertagewoche gefordert. Vier Tage arbeiten bei vollem Lohnausgleich. Arbeitgeber und Politiker wie Finanzminister Christian Lindner (FDP) warnen regelmäßig vor dem Modell, weil es die eh schon kriselnde Wirtschaft hierzulande ruiniere. Anna hingegen glaubt, dass vier Tage Arbeit für alle nur Vorteile hätte: Viele Frauen mit Kindern würden mehr arbeiten, viele Männer mit Kindern könnten sich mehr um den Nachwuchs kümmern. Und womöglich würde sogar die deutsche Wirtschaft in Schwung kommen. Hä, werden Sie jetzt vielleicht denken, wie soll denn weniger Arbeit zu mehr Produktivität führen? Gönnen Sie mir den Cliffhanger – und lesen Sie den ganzen Artikel von Anna.
Und wenn Sie danach immer noch anderer Meinung sind, können Sie gern in unserem Forum gemeinsam mit anderen Leser:innen darüber diskutieren.
Was heute sonst noch wichtig ist
AfD Sachsen-Anhalt stellt sich hinter Krah und Bystron: Die Parteichefs wollen ihre skandalträchtigen Kandidaten im Wahlkampf in die zweite Reihe rücken. Doch der Landesvorstand Sachsen-Anhalt sichert in einer internen Mail nun »volle Solidarität« zu.
»Wir würden den Preis nicht zahlen wollen«: Der Wechsel des DFB zu Ausrüster Nike sorgt für großes Aufsehen. Adidas-Chef Gulden gibt sich nun entspannt – und stichelt ein wenig gegen die Konkurrenz.
Beyoncé und Tochter Blue Ivy spielen in »König der Löwen«-Prequel: Vor drei Jahren kam die Neuverfilmung von »Der König der Löwen« in die Kinos. Nun wird in einem neuen Disney-Film die Vorgeschichte von Mufasa erzählt – mit sehr prominenten Stimmen.
13-Jähriger stirbt nach Schwertangriff: Ein Junge ist nach einer brutalen Attacke in London seinen Verletzungen erlegen. Vier weitere Personen befinden sich im Krankenhaus. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
Kann dieser Mann Galeria Karstadt Kaufhof retten? Mit seinen Millionen hat Bernd Beetz einst seinen Heimatverein Waldhof Mannheim vor dem Aus bewahrt. Jetzt will er als Co-Investor den maroden Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof aufrichten. Handelsexperten sind skeptisch.
Die schräge Europa-Show der Giorgia Meloni: Sie inszenierte sich als moderate Staatsfrau. Kehrt im Wahlkampf fürs EU-Parlament nun die wütende Rechtspopulistin zurück? Deutsche Meloni-Fans sollten ihre Bewunderung für die italienische Ministerpräsidentin zügeln.
Bayerns historischer Irrtum: Carlo Ancelotti ist der Trainer, den die Münchner vergrault haben und jetzt bräuchten. Vor dem Wiedersehen in der Champions League zeigt er bei Real Madrid erneut, warum er der erfolgreichste Coach der Geschichte ist.
»Sie können sich nicht vom reichen Onkel 5000 Euro für die Start-up-Idee leihen«: Fehlendes Startkapital, Amtsdeutsch, Versagensangst: Gründer mit Migrationshintergrund stoßen auf unnötige Hürden, sagt Start-up-Beraterin Laila Zohaib. Im Interview beschreibt sie, was Deutschland dadurch entgeht.
Was heute weniger wichtig ist
Frau tötet Hund: Donald Trumps mögliche Vizekandidatin Kristi Noem, 52, hat vor Jahren ihre angeblich »untrainierbare« Hündin erschossen. Die 14 Monate alte Deutsch-Drahthaar-Hündin Cricket sollte für die Fasanenjagd ausgebildet werden, sie sei aber zu ungestüm gewesen. Das muss ein Missverständnis sein, könnte man meinen, die Frau wurde bestimmt falsch zitiert. Nun, sie hat es leider in ihrem neuen Buch selbst aufgeschrieben. »Wie ich in meinem Buch erklärt habe, war es nicht einfach«, sagte sie jetzt auf X. »Aber oft ist der einfache Weg nicht der richtige Weg«.
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Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.
Und heute Abend?
Könnten Sie sich auf Netflix »Rentierbaby« ansehen. Die Stalkerserie beruht auf einer echten Lebenskrise des schottischen Comedians Richard Gadd. An einem persönlichen Tiefpunkt seines Lebens arbeitete er in einem Pub, wo ihm seine künftige Stalkerin begegnete. »Keine schwarze Komödie, kein tragisches Liebesdrama, kein Horrorfilm, kein ›True Crime‹ – sondern alles zusammen, teilweise gleichzeitig«, urteilt mein Kollege Arno Frank. Doch nun wird die Fiktion von den wahren Begebenheiten eingeholt, auf denen sie beruht: Seit Tagen versucht ein Mob, die realen Vorbilder der Figuren ausfindig zu machen
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Herzlich
Ihre Laura Backes, Autorin