Neue Studie: Mehr als jeder Dritte angehende islamische Religionslehrer hält Juden für Feinde
Einer neuen Studie zufolge lehnen 47,2 Prozent der angehenden islamischen Religionslehrer Israels Existenzrecht ab.
Eigentlich sollten die Lehrstühle für Islamische Theologie und Religionspädagogik Islamismus an Schulen entschärfen. Doch offenbar vertreten viele angehende Religionslehrer selbst islamistische Einstellungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, die im März in der Fachzeitschrift British Journal of Religious Education veröffentlicht wurde. So stimmen 47,2 Prozent der Befragten „eher“ oder „vollständig“ der Aussage zu, Israel habe kein Existenzrecht. 37,3 Prozent sehen sogar in Juden ihre Feinde – und sind der Ansicht, diese hätten zu viel Macht und Einfluss.
Für die Studie befragten Wissenschaftler 252 Studenten an elf Hochschulen zu ihren religiösen und politischen Einstellungen. Dabei handelt es sich um die erste Studie dieser Art. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, sich durch die türkisch-sunnitischen, in Deutschland als fundamentalistisch geltenden Islamverbände DITIB und Milli Görüş vertreten zu fühlen. Tatsächlich sind die meisten Lehrstühle für Islamische Theologie und Religionspädagogik mit diesen Institutionen verwoben. DITIB und Milli Görüş verorten die Schuld für Armut und Entwicklungsdefizite in der islamischen Welt ausschließlich beim Westen.
Entsprechend sind auch 59,9 Prozent der Befragten der Ansicht, der Westen sei für die Armut der islamischen Welt verantwortlich. 55,9 Prozent finden, der Westen würde den Islam mit allen Mitteln daran hindern, wieder zu einer Hochkultur zu werden. 52 Prozent geben als Studiengrund den Wunsch an, für den Islam missionieren zu wollen. 68,3 Prozent lehnten die Idee eines europäischen Islam ab. Diese wurde in der Vergangenheit etwa vom deutsch-syrischen Politikwissenschaftler Bassam Tibi vertreten.
57,2 Prozent geben an, vor allem einen muslimischen Freundeskreis zu haben, feindliche Einstellungen gegenüber assimilierten Muslimen vertreten nur 12,3 Prozent. Ein Viertel der Befragten befürwortet indes die Islamisierung des Rechtssystems, 22,2 Prozent die Islamisierung der Politik. Für eine islamistische Geschlechterordnung plädieren 22,6 Prozent. Aktive Gewalt zur Verbreitung des Islam und der Bekämpfung von Nicht-Muslimen befürworten 6 Prozent, reaktive Gewalt 10,3 Prozent.
In geschlechterpolitischen Fragen ergibt sich ein gemischteres Bild. Zwar lehnen 53,3 Prozent das Händeschütteln zwischen Männern und Frauen ab und 60,7 Prozent sagen, in Familien seien Männer für das Einkommen verantwortlich. Gleichzeitig stimmt nur ein Drittel der Aussage zu, Säuglinge würden durch eine berufstätige Mutter Nachteile erleiden. Ein Fünftel ist der Ansicht, Frauen müssten generell zu Hause bleiben. Gewalt in der Ehe lehnen 98 Prozent der Befragten ab.
Die Autoren stellen fest, die Studenten seien insbesondere durch ihre Familien und Moscheegemeinden vorgeprägt. Sie kommen zu dem Schluss, das Studium müsse die angehenden Lehrer dazu anregen, „sich kritisch mit der Repräsentation durch die Islamverbände sowie mit deren antiwestlichen und antisemitischen Einstellungen“ auseinanderzusetzen. Sie fordern zudem eine offene Diskussion über mögliches Gewaltpotenzial und einen stärkeren Fokus auf Frauenrechte.
Das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster, an dem die Studie durchgeführt wurde, wird von Professor Mouhanad Khorchide geleitet. Er vertritt einen gemäßigten Reform-Islam, für den er immer wieder von Islamisten angefeindet wird.